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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Ex-Leipzig-Profi Samardžić DFB-Talent erklärt, warum er die Bundesliga verließ
Lazar Samardžić gilt als eines der größten deutschen Talente, war Hoffnungsträger bei Hertha und Leipzig. In diesem Sommer verließ er Deutschland plötzlich. Doch warum?
Interesse von Barça, Juve und Chelsea, die Fritz-Walter-Medaille in Bronze als eines der größten deutschen Talente und ein Bundesliga-Debüt mit 18 Jahren: Lazar Samardžić kombinierte im Sommer 2020 viel, was ihm eine vielversprechende Karriere prognostizierte. Statt zu einem der drei genannten Topklubs, wechselte er von Hertha BSC zu Rasenballsport Leipzig.
Der damalige Trainer war Julian Nagelsmann. Er wollte "Laki", wie er genannt wird, unbedingt haben, überzeugte ihn von einem Wechsel zu den Sachsen. In Berlin machte sich Unmut breit. Sowohl die Chefetage als auch Fans waren enttäuscht von Samardžić. Doch sein Blick war gen Leipzig gerichtet. Ein Jahr und neun Pflichtspiele später musste er weiter auf den großen Durchbruch warten.
Doch den geht der 19-Jährige nun nicht in Leipzig an, sondern in Italien. Genauer genommen in Udine bei Udinese Calcio. Denn Anfang August verließ er RB für drei Millionen Euro. Am vergangenen Wochenende feierte er sein Debüt, wurde eingewechselt und schoss sein Team direkt zum Sieg. Wenige Tage später präsentierte er sich glücklich und stolz im Interview mit t-online.
t-online: Herr Samardžić, wie viele Nachrichten hatten Sie nach dem Spiel auf Ihrem Handy?
Lazar Samardžić: Ich habe sie nicht gezählt, aber es waren echt viele Nachrichten von meiner Familie und meinen Freunden.
Sie jubelten sehr emotional über das Tor.
Das war ein tolles Gefühl. Da ist mir echt eine Last vom Herzen gefallen. Und dann auch noch vor den gegnerischen Fans feiern zu können, war natürlich perfekt (lacht).
Welche Last meinen Sie?
Ich habe lange nicht gespielt und durfte endlich wieder auf den Platz. Sowohl in Leipzig als auch jetzt bei Udinese habe ich hart und viel gearbeitet. Aber am Ende will man natürlich spielen. Bei meinem Debüt hier zu treffen, war umso schöner.
Sie haben auch schon einige Erfahrungen mit Hass im Netz gemacht. Lesen Sie solche Nachrichten?
Ja, klar. Ich bekomme das alles mit. Aber ich weiß, wie ich damit umzugehen habe. Zum einen Ohr rein, zum anderen raus. Ansonsten wird es schwer für dich als Spieler. Das habe ich gelernt.
Ihr Profi-Debüt haben Sie bei Hertha gefeiert, wenige Monate später sind Sie gewechselt. Warum?
Ich bin sehr froh und dankbar für das, was Hertha für mich getan hat. Der Klub hat viel für mich investiert. Etwas Besseres kann man in der Jugend nicht bekommen. Gerade Zecke Neuendorf war sehr wichtig für mich. Er ist mit seiner Art genau der Typ Trainer, den du als junger Spieler brauchst, um locker zu bleiben. Als ich dann Profi wurde und mein Bundesliga-Debüt feiern durfte, war ich natürlich sehr stolz und froh. Aber mir war klar, dass ich meinen nächsten Schritt gehen will. Und das war der Wechsel nach Leipzig. Julian Nagelsmann hat mich sehr geschätzt und hat mir gesagt: 'Laki, bei uns trainierst du auf sehr hohem Niveau und wirst auch deine Minuten bekommen.' Das klang für mich sehr gut. Deshalb habe ich mich entschieden, das Angebot anzunehmen.
Konnten Sie die Enttäuschung der Hertha-Fans verstehen? Immerhin galten Sie als eines der größten Talente des Vereins.
Klar, das habe ich mitbekommen. Aber ich habe an mich gedacht und was meiner Meinung nach das Beste für mich war. Und das war leider nicht das, was sie sich gewünscht haben.
In Leipzig kamen Sie auf neun Einsätze, hat sich der Wechsel gelohnt?
Es war ein gutes Jahr für mich. Das war eine super Erfahrung. Allein mal mitzubekommen, wie das mit Champions League und Titelkampf in der Bundesliga ist, Training auf hohem Niveau und dann noch ein paar Einsätze. Auch die mentale Stärke spielt da eine Rolle, da konnte ich viel lernen.
Trotzdem sind Sie im Sommer zu Udinese Calcio gewechselt. Inwiefern hatte das mit dem Abgang von Julian Nagelsmann zu tun?
Das hat keine große Rolle gespielt. Ich habe viel und offen mit Jesse Marsch gesprochen. Er hat zu mir gesagt, dass meine Position gut besetzt ist und es sein kann, dass ich nicht viele Minuten bekommen würde. Da ich aber mehr spielen wollte als im Vorjahr, lag ein Wechsel nah.
Warum wurde es dann Udinese? Wollten Sie ins Ausland?
Eigentlich war mir das egal, aber in der Bundesliga stehen alle Klubs in Konkurrenz zu Leipzig und das wollte ich dem Verein nicht antun. Udinese hat sich dann bei meinen Beratern gemeldet und mir eine gute Perspektive geboten, die mich überzeugt hat.
Wie war die Eingewöhnung in Italien?
Ich habe zum Glück einen Deutschen und ein paar Jungs aus dem Balkan im Team, mit denen ich mich verständigen kann. Die haben mir dann sehr viel geholfen am Anfang. Neues Land, neue Sprache, das war nicht leicht. Aber ich hab mich schnell eingelebt und wohne inzwischen auch in meiner eigenen Wohnung.
Was erhoffen Sie sich von der italienischen Liga?
Für mich ist die Serie A die beste Liga in Europa. Dazu ist Italien Europameister geworden. Diese Liga hat wirklich einige Top-Mannschaften, auf die ich mich sehr freue.
Mit Rodrigo de Paul, Piotr Zielinski oder Roberto Pereyra haben es auf Ihrer Position bei Udinese einige Spieler in die Weltspitze geschafft.
Das hat eine große Rolle gespielt. Der Klub hat zu mir gesagt: 'Laki, du kannst der nächste de Paul werden.' Das hat mich zusätzlich motiviert, hier hart zu arbeiten.
Woran wollen Sie denn arbeiten?
Ich bin noch kein richtiger Mann (lacht). Ich muss vor allem körperlich an mir arbeiten, noch ein bisschen zulegen. Auch im defensiven Zweikampf geht noch mehr. Und natürlich hab ich das Ziel, Stammspieler zu werden.
Was für Ziele haben Sie langfristig?
Wie wahrscheinlich jeder Junge, will ich mal bei einer EM und WM dabei sein, Champions League spielen – und am liebsten auch gewinnen. Das traue ich mir zu.
- Eigenes geführtes Interview