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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Heute Kadernominierung Wer sich wirklich für den DFB-Sturm eignet
Der Mittelstürmer bleibt die Problem-Position in der deutschen Nationalelf. Ex-Profi und Datenanalyst Stefan Reinartz sagt, welche Spieler Bundestrainer Löw einsetzen könnte – und wie.
In den letzten beiden Länderspielen gegen Frankreich (0:0) und Peru (2:1) hat sich die deutsche Fußball-Nationalmannschaft das Leben selbst schwer gemacht. Aus vielen guten Tor-Chancen erzielte sie zu wenige Treffer. Der als Mittelstürmer eingesetzte Marco Reus – enttäuschend.
Das soll sich nun in den wichtigen Spielen der Nations League gegen die Niederlande (13. Oktober) und erneut Frankreich (16. Oktober) ändern. Die große Frage: Bekommt Reus eine weitere Chance – oder wer darf sich diesmal im Sturmzentrum versuchen? An diesem Freitag wird Bundestrainer Jogi Löw seinen Kader nominieren. Zuletzt hatte er betont, dass er einen Stürmer wolle, der sich anbiete und auch unter Druck der gegnerischen Abwehr besonders gut anspielbar sei.
t-online.de hat den Ex-Profi Stefan Reinartz (u. a. Leverkusen und Frankfurt) gefragt, welche deutschen Spieler sich nach diesem Kriterium am besten als Mittelstürmer eignen. Der ehemalige Abwehrspieler betreibt das Fußball-Analyseunternehmen Impect und berät mehrere Bundesliga-Klubs (weitere Informationen lesen Sie hier). Er sagt: es hängt davon ab, wie die Position des Mittelstürmers interpretiert werden soll. Insgesamt sieht er fünf Kandidaten.
Die Spielmacher: Kai Havertz (Leverkusen) und Lars Stindl (Gladbach)
► Reinartz: “Wenn du vor die gegnerische Abwehrkette willst, sind Havertz und Stindl am besten geeignet.”
Havertz, der 19 Jahre alte Überflieger von Bayer Leverkusen, durfte kürzlich gegen Peru sein Debüt feiern und ist bei der Werkself aktuell der herausragende Spieler. Im Verein kam er schon auf jeder Position in der Offensive zum Einsatz, auch als Stürmer. Stindl verpasste die WM verletzt, könnte aber am Samstag gegen den FC Bayern sein Comeback feiern und mittelfristig auch wieder ein Thema fürs DFB-Team werden.
Beide sind keine Torjäger, sondern gelernte Mittelfeldspieler und interpretieren die Rolle eher als Spielgestalter. Sie bieten sich vor der gegnerischen Abwehrkette an und setzen von dort ihre schnellen und torgefährlichen Mitspieler ein, das könnten in der Nationalelf beispielsweise Marco Reus und Timo Werner auf den Außenpositionen sein.
Die Pfeilspitzen: Marco Reus (BVB) und Julian Brandt (Leverkusen)
► Reinartz: “Wenn du in die Schnittstelle der gegnerischen Abwehr willst, sind Reus und Brandt die Kandidaten.”
BVB-Kapitän Reus fühlt sich normalerweise als hängende Spitze wohler, Brandt ist eher auf den offensiven Außenpositionen zuhause. Beide haben aber Qualitäten, die auch im Sturmzentrum nützlich sein können: Sie positionieren sich häufig sehr clever zwischen ihren Gegenspielern, können den Ball mit ihrer überragenden Technik auch unter Druck verarbeiten und direkt mit dem ersten Kontakt das gegnerische Tor attackieren. Soweit die Theorie.
Die Experimente mit Reus als Spitze scheiterten aber zuletzt. Neben der mangelhaften Chancenverwertung des BVB-Kapitäns hatten die Mitspieler extreme Probleme, den Ball überhaupt einmal ins Sturmzentrum zu bekommen. Reus hing in der Luft.
Der Zielspieler: Thomas Müller
► Reinartz: “Wenn du hinter die Abwehr willst, sind Müller und Gomez die besten deutschen Stürmer.”
Müller wird von Experten häufig als “Raumdeuter” beschrieben. Er erkennt, wo sich eine kleine Lücke bietet und entwischt seinen Gegenspielern im richtigen Augenblick, um im Strafraum anspielbar zu sein. Mit dieser Qualität könnte der zuletzt meistens auf dem rechten Flügel eingesetzte Bayern-Star wieder ein heißer Kandidat fürs Zentrum werden. Auch Mitspieler Julian Brandt nannte Müller nach dem Peru-Spiel als eine gute Option.
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Ein zweiter Spieler mit ähnlichen Qualitäten hat nach der WM seinen Rücktritt aus dem DFB-Team verkündet: Mario Gomez.