Wegen Erdogan-Affäre Altkanzler Schröder nimmt Özil in Schutz
Die umstrittenen Fotos von Mesut Özil mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan sorgen weiter für Diskussionen. Jetzt äußert sich auch Gerhard Schröder – mit klaren Worten.
Altkanzler Gerhard Schröder hat um Nachsicht für das Verhalten von Ex-Fußball-Nationalspieler Mesut Özil in Bezug auf das Treffen mit dem umstrittenen türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan geworben.
"Kein politisches Statement"
"Ich denke, dass es zu wenig Verständnis gegeben hat für jemanden wie Özil zum Beispiel. Er wollte mit seinem Treffen mit dem Präsidenten meiner Auffassung nach kein politisches Statement abgeben", sagte der 74-Jährige bei Sky Sport News HD.
Der 2014er-Weltmeister Özil hatte nach dem historischen Vorrunden-K.o. der deutschen Auswahl bei der WM in Russland seinen Rücktritt aus dem Team des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) erklärt. In seiner Stellungnahme warf er dem DFB Rassismus vor und attackierte Verbandspräsident Reinhard Grindel scharf.
Schröder meinte: "Als ein Junge, der nicht gerade aus goldenen Verhältnissen kommt – Vater war Arbeiter, Mutter war Putzfrau –, hat er einfach gesagt: Mein Präsident nimmt mich wahr, und warum soll er das nicht? Ich hätte damals empfohlen: Tiefer hängen das Ganze, das wäre vernünftiger gewesen."
Kritik an Maas wegen Özil-Äußerungen
Schröder hatte bereits Ende Juli scharfe Kritik an Außenminister Heiko Maas geübt. Der SPD-Politiker hatte nach Özils Rücktritt aus der deutschen Nationalmannschaft für Aufregung gesorgt, als er sagte, dass er nicht denke, "dass der Fall eines in England lebenden und arbeitenden Multimillionärs Auskunft gibt über die Integrationsfähigkeit in Deutschland".
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Es sei "schlicht und einfach unerträglich", dass sich ein Außenminister in der Debatte über einen deutschen Fußballspieler mit türkischen Wurzeln so einlasse, sagte Schröder damals der "Süddeutschen Zeitung". Maas' "dumpfe Kommentare" zu Özil hätten auch mit sozialdemokratischen Vorstellungen von Integration "absolut nichts zu tun".
- sid, dpa
- Eigene Recherchen