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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Schiedsrichter wird im Fall Rüdiger deutlich "Das würde für mich keinen Sinn ergeben"

Im spanischen Pokalfinale verlor Antonio Rüdiger die Kontrolle. Ein bekannter Schiedsrichter ordnet die Szene bei t-online ein – und fordert Konsequenzen.
Antonio Rüdiger ist längst mehr als nur ein Abwehrspieler. Der 32-Jährige von Real Madrid verkörpert Leidenschaft, Kampfgeist und Führungsstärke auf höchstem Niveau. Sein kompromissloses Zweikampfverhalten und sein unerschütterlicher Wille machten ihn über die vergangenen Jahre zu einem der gefürchtetsten und zugleich angesehensten Verteidiger der Welt. Doch das Denkmal, das Rüdiger sich mit seiner wohl unvergleichlichen Art aufgebaut hat, erhielt am Samstag tiefe Risse.
- Wut-Eklat um Antonio Rüdiger: Was ist das für ein Zeichen des DFB?
Der Defensivakteur hatte im spanischen Pokalfinale gegen den FC Barcelona (2:3) für den unrühmlichen Schlusspunkt eines bis dahin furiosen Finales gesorgt. In der Nachspielzeit der Verlängerung warf er von der Ersatzbank aus einen Gegenstand in Richtung des Schiedsrichters. Ricardo de Burgos Bengoetxea zeigte Rüdiger Rot – der daraufhin auf Deutsch eine üble Schimpftirade folgen ließ, während seine Mitspieler ihn davon abhalten mussten, auf den Platz zu stürmen.
Pascal Martin, auch bekannt als Influencer "Qualle", ist Schiedsrichter und ordnet die Szene um den deutschen Nationalspieler bei t-online ein. "Das ist eine Situation, die alles andere als schön ist. Rüdiger ist kein kleiner Name. Er ist ein Spieler, an dem sich viele Kinder ein Beispiel nehmen", wird der Referee deutlich.
Schlechtes Zeichen an die unteren Ligen
"Qualle" selbst hat bereits Erfahrungen mit lauten Kommentaren und grenzüberschreitenden Sprüchen ("Ey, du Arschloch") gemacht. "Als Schiedsrichter weißt du selbst, dass Emotionen auf dem Platz das A und O sind." Aber: "Die Leute müssen wieder anfangen zu verstehen, dass nicht alles nur aus dem Affekt passiert. Die Aussage, Rüdiger habe aus Emotionen heraus gehandelt, würde in dem Fall für mich keinen Sinn ergeben", legt er sich fest.
Denn besonders handgreifliche Situationen oder im Falle Rüdigers ein gezielter Wurf gingen darüber hinaus – und verlangten Konsequenzen. "Qualle" betont, er könne keine Strafe festlegen und wolle das auch nicht. Aber: Sollte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) "ein Auge zu drücken, weil wir einen Antonio Rüdiger brauchen, dann wäre das kein gutes Zeichen für die unteren Ligen". Hätte sich die Szene beispielsweise in der Kreisliga ereignet, "dann hätte jeder Spieler eine harte Strafe dafür bekommen – und wäre vielleicht sogar aus der Mannschaft geflogen", so "Qualle" weiter.
"Eine Entwicklung, die wir nicht haben wollen"
So hat der DFB Rüdiger für seine Aktion am vergangenen Samstag zwar scharf gerügt, wird ihn aber offenbar nicht sanktionieren. Für das "Werfen eines Gegenstandes" auf den Schiedsrichter kann Rüdiger laut Regelwerk für vier bis zwölf Spiele gesperrt werden. "Es muss eine Strafe her, damit Rüdiger auch selbst daraus lernt und versteht, dass er einen Fehler gemacht hat", meint "Qualle", der den Respekt für Schiedsrichter aktiv fördern will.
Einen Tag nach der Partie hatte sich Rüdiger einsichtig gezeigt. Es gebe "definitiv keine Entschuldigung" für sein Verhalten, schrieb der ehemalige Stuttgarter in den sozialen Medien. "Das tut mir sehr leid."
Laut "Qualle" hat Rüdiger aber auch seine Funktion als Vorbild verletzt: "Wenn da jetzt Kinder sind, die die Aktion gesehen haben und sich denken: 'Cool, Rüdiger ist doch mein Vorbild, ich mache das beim nächsten Mal auch', dann ist das eine Entwicklung, die wir nicht haben wollen."
- Telefongespräch mit Pascal Martin
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und SID