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FC Bayern: Was im Duell mit FC Arsenal überhaupt noch Hoffnung macht


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Bayern im CL-Viertelfinale
Für Tuchel geht es noch um viel mehr


Aktualisiert am 09.04.2024Lesedauer: 5 Min.
Thomas TuchelVergrößern des Bildes
Bayern-Trainer Thomas Tuchel hat großen Respekt vor dem FC Arsenal. (Quelle: Sven Hoppe/dpa/dpa-bilder)

Nach den Niederlagen gegen Dortmund und Heidenheim geht der FC Bayern als vermeintlicher Außenseiter ins Duell mit Arsenal. Diese Dinge machen trotzdem Hoffnung.

Aus London berichtet Julian Buhl

Dass der FC Bayern in London anders auftreten will als zuletzt in der Bundesliga, das machte Thomas Tuchel allein schon optisch deutlich. Statt – wie ansonsten üblich – im Trainingsanzug und mit Basecap auf dem Kopf erschien der 50-Jährige am Montagabend im schwarzen Anzug, weißem Hemd und mit schwarzer Krawatte zu seiner Abschlusspressekonferenz im Emirates Stadium. Dort wird der Chefcoach mit dem FC Bayern heute Abend (ab 21 Uhr im t-online-Liveticker) zum wichtigen Viertelfinal-Hinspiel der Champions League beim FC Arsenal antreten.

Ausgerechnet vor dem eigentlichen Saisonhöhepunkt ist die Stimmung bei Bayern nach den beiden Liga-Niederlagen gegen Borussia Dortmund (0:2) und bei Aufsteiger Heidenheim (2:3) an einem neuen Tiefpunkt angekommen. Wie der strauchelnde Rekordmeister ausgerechnet in dieser Verfassung jetzt beim aktuellen Tabellenführer der englischen Premier League bestehen will? t-online erklärt, was bei den Münchnern Hoffnung macht.

Tuchels Ruf und Ehre: Dass sich der FC Bayern spätestens nach dem Ende dieser Saison von seinem Chefcoach trennen wird, steht längst fest. Und nach den beiden jüngsten Liga-Niederlagen waren die Rufe nach einer sofortigen Entlassung laut zu vernehmen. Noch will Sportvorstand Max Eberl aber an Tuchel festhalten und schloss sogar das Ligaheimspiel am Samstag gegen Köln in die Jobgarantie mit ein, die er seinem Trainer gab. "Ich wüsste heute nicht, was passieren müsste, dass er nicht bis Saisonende auf der Bank sitzt", stellte er vor dem Abflug nach London nochmals klar. Dort angekommen, sagte auch Tuchel: "Wir ziehen das bis zum Ende durch. Das ist so vereinbart. Das ist die beste Lösung. Und dazu stehe ich."

Und genau darin liegt durchaus eine Chance für Bayern. Denn für den Bayern-Coach geht es in den Duellen mit Arsenal nämlich jetzt auch um seine ganz persönliche Ehrenrettung. Speziell in England genießt der 50-Jährige, der den FC Chelsea 2021 zum Champions-League-Triumph führte, nach wie vor einen ausgezeichneten Ruf. Und genau um den gilt es bei seiner Rückkehr nach London jetzt für ihn zu kämpfen. Tuchel scheint dazu bereit zu sein, wirkte sehr entschlossen, es sich und seinen Kritikern noch einmal zu zeigen. "Ich mache das auch, um mich selbst zu beweisen auf hohem Niveau", sagte er: "Ich werde bis zuletzt alles für den FC Bayern geben. Die Saison ist nicht verloren."

Die Personallage: Das Abschlusstraining, das die Bayern am Montagvormittag noch in München absolvierten, dürfte wohl die größten Hoffnungen beim Rekordmeister geweckt haben. Denn daran nahmen mit Kapitän Manuel Neuer, Leroy Sané, Kingsley Coman, Noussair Mazraoui und Aleksandar Pavlović alle fünf zuletzt angeschlagenen Spieler teil. Die Chancen auf einen Einsatz stehen speziell bei Neuer und Sané gut. Auch bei Pavlović, der nach überstandenem Infekt und Mandelentzündung erstmals überhaupt wieder am Mannschaftstraining mitwirkte, besteht zumindest noch Hoffnung.

Bayerns Abwehrzwillinge: In die Startelf zurückkehren werden definitiv auch Matthijs de Ligt und Eric Dier. Beide wurden in Heidenheim (2:3) lediglich geschont. Ihre Vertreter Dayot Upamecano und Min-jae Kim konnten die Chance, die ihnen Tuchel gab, nicht nutzen. Das Abwehrduo war an allen drei Gegentreffern entscheidend beteiligt und konnte sich kaum für einen Einsatz in London empfehlen.

Bayerns Abwehrzwilling, Dier und de Ligt, die sich optisch sehr ähneln, überzeugten dagegen zuvor als Innenverteidiger-Pärchen und versprechen deutlich mehr Stabilität (mehr zu Bayerns Abwehrzwillingen lesen Sie hier). In sechs der sieben Spiele, in denen beide gemeinsam auf dem Platz standen, gingen die Münchner als Sieger vom Platz. Nur gegen Dortmund (0:2) gab es eine Niederlage.

Sehnsuchtsort London: Wenn es nach den Bayern geht, soll die Auswärtsreise in die britische Hauptstadt nicht die letzte in dieser Saison gewesen sein. Das Finale der Champions League wird am 1. Juni schließlich ebenfalls dort ausgetragen – im prestigeträchtigen Wembley-Stadion. Dort feierten die Münchner 2013 schon einmal den großen Königsklassen-Triumph. Und träumen nun insgeheim nach wie vor von einer Wiederholung dieser Fußball-Geschichte. Wie damals wohnen die Bayern übrigens auch heute wieder im noblen Fünfsternehotel Landmark in der Nähe des Hyde Parks – und versuchen wohl auch damit zumindest an den Geist von 2013 zu erinnern.

Ein ganz persönlicher Sehnsuchtsort ist London zweifellos auch für Harry Kane, der hier aufwuchs, und Eric Dier. Die beiden englischen Nationalspieler spielten hier bereits jahrelang gemeinsam für Tottenham. Das Wembley-Stadion bezeichnete Englands Kapitän Kane als sein "Wohnzimmer" und die Möglichkeit, das Finale der Champions League darin zu spielen, als seinen "großen Traum". Als Achtjähriger verbrachte Kane übrigens sogar eine Saison in der Arsenal-Akademie – wurde dort damals aber aussortiert. Für Tottenham wurde er dann zum Rekordtorschützen des Londoner Nordderbys. In 19 Pflichtspielen gegen die "Gunners" erzielte er insgesamt 14 Tore für die Spurs und ist damit der personifizierte Arsenal-Schreck.

Arsenals Angstgegner: Was Kane als Einzelspieler verkörpert, ist nämlich auch der FC Bayern als Mannschaft für Arsenal. Und die andersrum einer der Münchner Lieblingsgegner in der Champions League. In der jüngeren Vergangenheit kam es immer wieder zu dieser Konstellation – mit dem immergleichen Ausgang: Die jüngsten drei Vergleiche gewann Bayern jeweils mit 5:1. Allerdings sind die bislang letzten Duelle im Achtelfinale 2017 mittlerweile auch knapp sieben Jahre her.

Im t-online-Interview warnte Karl-Heinz Rummenigge zuletzt davor, sich auf diese Tradition zu verlassen. "Wir sollten jetzt auch nicht zu viel von der Vergangenheit sprechen. Da haben wir sie ja oft geschlagen", sagte Rummenigge, "aber aktuell ist Arsenal mit das Schwierigste, was in der Champions League als Gegner zu kriegen war."

 
 
 
 
 
 
 
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In der Vergangenheit habe Arsenal "vielleicht noch als Lieblingsgegner des FC Bayern" gegolten, sagte auch t-online-Kolumnist Stefan Effenberg. "Das hat sich aber geändert. Sie sind jetzt Tabellenführer der Premier League. Das spricht für sich und sollte Bayern Warnung genug sein." Trotzdem: Ähnlich wie in der Bundesliga bei Dortmund wird Bayern als vermeintlicher Angstgegner auch jetzt wieder bei Arsenal in den Hinterköpfen sein – bei den Fans sowieso, aber mit Sicherheit auch bei den Spielern.

Bayerns Champions-League-Gesicht: In der Bundesliga zeigten die Bayern in dieser Saison ungewohnte Schwächen und mussten schon insgesamt sechs Niederlagen hinnehmen. In der Königsklasse sah das allerdings bislang komplett anders aus. Nur beim Achtelfinalhinspiel bei Lazio Rom mussten sich die Münchner da bislang geschlagen geben. Ansonsten weist die Bilanz aus insgesamt acht Spielen noch sechs Siege und ein torloses Remis gegen Kopenhagen aus.

Zeigt Bayern also auch in London wieder sein Königsklassen-Gesicht? Darauf hofft zumindest auch Tuchel. "Morgen ist keine Liga", sagte er am Tag vor dem Spiel und schickte durchaus eine kleine Kampfansage an Arsenal hinterher: "Wir wissen, dass wir in der Champions League mehr Erfahrung haben, es wird ein anderer Fußball in Europa als in der Premier League gespielt, das müssen wir zu unseren Gunsten nutzen."

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen als Reporter vor Ort in London
  • Persönliches Interview mit Karl-Heinz Rummenigge
  • Telefonisches Interview mit Stefan Effenberg
  • Aussagen von Thomas Tuchel bei der Pressekonferenz in London
  • Aussagen von Max Eberl vorm Abflug nach London
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