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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Niederlage gegen FC Bayern Darum ist Dortmund kein Spitzenteam
Dortmund hatte gegen den FC Bayern Großes vor. Ohne Erfolg. Bayern-Trainer Thomas Tuchel fand die perfekten Mittel gegen seinen Ex-Klub.
Gute Nachrichten gab es für Thomas Tuchel schon vor der Partie. Denn mit der Rückkehr von Dayot Upamecano, Leon Goretzka und Noussair Mazraoui war es dem Cheftrainer des FC Bayern möglich, eine starke erste Elf auf den Rasen des Signal Iduna Parks zu schicken. Die nächsten erfreulichen Entwicklungen fanden postwendend nach dem Anpfiff zum "Klassiker" statt, als Upamecano infolge einer Ecke und Harry Kane nach einem Konter trafen und die Gäste aus München in den ersten zehn Minuten mit zwei Toren in Front brachten.
Es bleibt spekulativ, wie genau Bayerns Taktik aufgegangen wäre, hätte es lange Zeit 0:0 gestanden. Was recht schnell ersichtlich wurde, war Tuchels Ansatz, den Spielaufbau von Dortmund mit einem cleveren Pressingschema zu attackieren. Dabei gingen die Bayern nicht einfach blindlinks auf alle Gegenspieler drauf, sondern besetzten vor allem die Mitte des Spielfeldes, um den Dortmunder Ballbesitz auf die Außenbahn beziehungsweise konkret auf die hochstehenden Außenverteidiger zu leiten.
Sané dominiert gegen Wolf auf seiner Außenbahn
Den Bayern kam zugute, dass Dortmunds Ballbesitzstruktur eine hohe Positionierung der Außenverteidiger vorsah. In der Grundformation des BVB wurden Marco Reus und Donyell Malen als nominelle Flügelstürmer aufgeboten, aber eigentlich sollten beide in den mittigen Zwischenräumen einrücken, um Bayerns Doppelsechs auszuhebeln. Dadurch musste beispielsweise Marius Wolf auf der rechten Seite weit nach vorn schieben, um die Außenbahn zu besetzen. Doch genau deshalb wurde der 28-Jährige mehrmals in direkte Duelle mit Leroy Sané verstrickt und entsprechend überrumpelt.
Bayern hatte den größten Erfolg, wenn es den BVB zum Ballbesitz trieb, um anschließend direkt wieder Pressing zu spielen und dem Gegner den Ball abzunehmen. Diese Spieldynamik hielt über weite Strecken der ersten 45 Minuten an. Rein statistisch hatte der Rekordmeister mehr Ballbesitz, aber dies war in Teilen eine Folge der Ballrückgewinnungen – sowie der Zweikampfhoheit im Mittelfeld, wo sich Salih Özcan und Marcel Sabitzer auf Dortmunder Seite lange Zeit gar keine Feldhoheit erarbeiten konnten.
Als die Bayern in den zweiten 45 Minuten des Öfteren tief verteidigten, was wohl auch den schwindenden Kräften der Münchner Rumpfelf geschuldet war, konnte sich der BVB mehrere Torchancen erarbeiten. Denn per se ist Dortmund kein schlechtes Team, aber es fehlt an den spielerischen Mitteln gegen aggressives und klug gestaffeltes Pressing, wenn der BVB selbst versucht, das Spiel zu gestalten. Nicht ganz zufällig absolvierte Dortmund seine beste Leistung beim Auswärtsspiel gegen Newcastle United in der Champions League, als man zumeist kompakt verteidigen und kontern durfte. Doch dieses Verhältnis von Stärken und Schwächen genügt eben nicht für ein Spitzenteam, was selbst eine gebeutelte Bayern-Mannschaft auszunutzen wusste.
- Eigene Beobachtung