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FC Bayern: Joshua Kimmich wird Max Eberls erste Aufgabe


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Bayern-Star am Scheideweg
Kimmich? "Mehr gibt es dazu nicht zu sagen"


23.02.2024Lesedauer: 6 Min.
Joshua Kimmich: Sollte er den FC Bayern schon im vergangenen Sommer verlassen?Vergrößern des Bildes
Joshua Kimmich: Wohin führt ihn sein Weg beim FC Bayern noch? (Quelle: IMAGO/Moritz Mueller)
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Joshua Kimmich ist an einem entscheidenden Punkt seiner Karriere angekommen. Vor allem eine Person wird jetzt ganz wichtig bei der Entscheidung über seine Zukunft.

Joshua Kimmich lächelte und wirkte dabei ein wenig verlegen, als er am frühen Mittwochmittag aus der Tiefgarage der Vereinsanlage des FC Bayern vorfuhr. Die dort wartenden Fans bekamen an diesem Tag keine Autogrammwünsche erfüllt, die Reporter keine Fragen beantwortet. Fast schon entschuldigend hob er stattdessen mehrmals grüßend die Hand, bevor er in die Säbener Straße einbog und sich auf den Heimweg machte.

Es war der Tag, an dem die Münchner die Trennung von Cheftrainer Thomas Tuchel am Ende dieser Saison bekannt gaben. Wer Kimmich und seinen grenzenlosen Ehrgeiz kennt, der weiß, dass sich jede Trainerentlassung für ihn als Sportler wie eine persönliche Niederlage anfühlt.

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Das gilt auch für diese, obwohl es längst kein Geheimnis mehr ist, dass sein Verhältnis zu Tuchel zwar ein professionelles, aber auch ein zumindest belastetes ist. Und im Vergleich zu dem von engem Vertrauen und Wertschätzung geprägten Umgang von Tuchels Vorgänger Julian Nagelsmann mit Kimmich – ein deutlich unterkühlteres. Gemeinsam in Urlaub fahren werden Tuchel und Kimmich jedenfalls wohl nicht mehr.

Verhältnis zu Kimmich? Das sagt Tuchel

Tuchel beschrieb seine Trainer-Spieler-Beziehung zu Kimmich folgendermaßen, als er am Freitag auf seiner Pressekonferenz von t-online darauf angesprochen wurde: "Josh ist ein extrem wichtiger Spieler, ein Führungsspieler. In den letzten Spielen kommt auch er nicht an seine Top-Form heran, aber mehr gibt es nicht zu sagen. Wir kämpfen für gemeinsame Ziele, und das wird sich nicht ändern." Auch das klingt – ähnlich wie bei Tuchel und dem FC Bayern insgesamt – mehr nach professioneller Zweckehe als nach leidenschaftlicher Liebesbeziehung.

Zuletzt hatten sich die Spannungen bei der 2:3-Niederlage der Münchner am Sonntag in Bochum entladen. Kimmich war dabei – ähnlich wie schon zuletzt bei der 0:1-Niederlage gegen Bremen, nach knapp einer Stunde beim Stand von 1:2 ausgewechselt worden. Vor allem beim ersten Gegentreffer hatte Kimmich – wie mehrere andere Spieler auch – keine gute Figur gemacht und die notwendige Robustheit im entscheidenden Zweikampf vermissen lassen.

Nun aber musste er tatenlos dabei zusehen, wie das Bayern-Unheil weiter seinen Lauf nahm. Ein Zustand, der ganz und gar nicht seinem eigenen Anspruch als Führungsspieler und dritten Kapitän dieser Mannschaft entspricht und ihn förmlich quälte. Die Bilder von ihm, wie er leidend und mit Tränen der Wut und Enttäuschung in den Augen danach auf der Ersatzbank saß, ließen tief blicken.

Kimmich: Wortgefecht mit Löw

Unmittelbar nach Abpfiff war er zu allem Überfluss dann auch noch im Kabinengang mit Co-Trainer Zsolt Löw aneinandergeraten. Warum? Als Löw, der von allen "Jogi" genannt wird, mit ihm abklatschen wollte, soll er in Anspielung auf seine vorzeitige Auswechslung laut "Sport Bild" gerufen haben: "Das muss mir einer von euch mal erklären." Es entwickelte sich ein Wortgefecht, bei dem Kapitän Manuel Neuer schließlich dazwischengehen musste.

Ein Vorgang, der sicher auch den Bayern-Bossen und bei ihrer Entscheidungsfindung in Sachen Tuchel nicht entgangen sein dürfte. Schließlich war er zumindest ein Indiz dafür, wie es momentan um das Verhältnis zwischen Trainerteam und Mannschaft beim FC Bayern bestellt ist.

Am Montag gab es wegen des Vorfalls dann ein Gespräch zwischen Kimmich und Tuchel an der Säbener Straße. Entgegen anders lautender Berichte fanden die beiden nach t-online-Informationen dabei auch sehr wohl wieder auf einen gemeinsamen, professionellen Nenner.

Abschied für Kimmich kein Thema

Die hypothetische Frage, ob das auch über den Sommer hinaus überhaupt der Fall sein könnte oder ob nicht einer der beiden den Verein zwingend verlassen müsste, stellt sich mit Tuchels beschlossenem Abschied nun nicht mehr.

Genauso wenig wie die, wie sich die Saison und das Verhältnis von Tuchel zu Kimmich entwickelt hätten, wenn der bereits beschlossene 65-Millionen-Euro-Transfer von João Palhinha nicht doch noch in letzter Sekunde geplatzt wäre. Und ob Kimmich an der Seite einer von Tuchel explizit und mit Nachdruck geforderten "Holding Six" zurück zu alter Stärke gefunden hätte.

Tuchel sieht Kimmich – entgegen dessen eigener Einschätzung ("Ich bin ein Sechser") – nämlich nicht als klassischen defensiven Mittelfeldspieler, sondern eigentlich eher offensiv ausgerichtet eine Position weiter vorne. Laut "The Athletic", der sich auf Tuchel-nahe Quellen beruft, soll der scheidende Bayern-Coach angeblich sogar dazu bereit gewesen sein, Kimmich oder Leon Goretzka im Sommer zu verkaufen, um dafür Platz für Palhinha oder seinen vorherigen Wunschspieler Declan Rice zu schaffen. Nach t-online-Informationen war ein Abschied aber zumindest für Kimmich nie ein Thema.

Kimmich durchlebt die schwierigste Phase seiner Karriere

Stattdessen durchlebt er momentan die wohl schwierigste Saison seiner bisherigen Karriere bei Bayern. In der zeigte der 29-Jährige zwar weiterhin auch dominante Spiele, in denen er das Bayern-Spiel erfolgreich orchestrierte und prägte. Gleichzeitig ließ sich aber auch er von der allgemeinen Verunsicherung der gesamten Mannschaft anstecken und erlaubte sich Fehler, die man in dieser Form und Häufigkeit so von ihm bislang nicht kannte.

In der Hinrunde verursachte er zum Beispiel beim Hinspiel bei Galatasaray Istanbul (3:1) ungestüm den Elfmeter zum zwischenzeitlichen Ausgleich und leistete sich kurz vor der Halbzeitpause dann noch einen haarsträubenden Ballverlust, der beinahe zu einem weiteren Gegentor geführt hätte. In einer ähnlichen Situation sah er eine Woche später nach seiner Notbremse gegen Darmstadt bereits nach vier Minuten die Rote Karte.

Das fehlende bedingungslose Vertrauen scheint sich jedenfalls zunehmend auch auf seine Form und Leistung auszuwirken.

Tuchel degradiert Kimmich zur Teilzeitkraft

Beim Topspiel in Leverkusen (0:3) verzichtete Tuchel zuletzt auf ihn in der Startelf, obwohl Kimmich sich nach seiner Schulterverletzung rechtzeitig als fit gemeldet hatte. In Bochum wurde er nun erneut zur Teilzeitkraft degradiert. Ein Status, der dem "Kapitän der Zukunft", als den Karl-Heinz Rummenigge Kimmich einst bezeichnet hatte, freilich nicht gerecht wird.

Aber wird Kimmich, dessen Vertrag im Sommer 2025 ausläuft, klubintern überhaupt noch immer als der gesehen? Rechtfertigt er diesen Status, den er auch als einer der Spitzenverdiener der Mannschaft einnimmt, noch?

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"Grundsätzlich ist er extrem wichtig und ein absoluter Führungsspieler für uns", stellte Sportdirektor Christoph Freund Anfang November im Gespräch mit t-online klar und sagte mit Blick auf eine mögliche Vertragsverlängerung: "Wir haben noch nicht im Detail geredet, aber natürlich habe ich mit Jo schon länger gesprochen. Er weiß um seine Rolle bei Bayern München und wir auch."

Präsident Herbert Hainer sagte der "Sport Bild" über Kimmich: "Er ist einer unserer Kapitäne und einer dieser Spielertypen, die einem Team die Richtung vorgeben. Ich würde mir wünschen, er beendet hier bei uns seine Karriere."

Die Chancen auf eine weitere Zusammenarbeit haben sich durch den Abschied von Tuchel nun jedenfalls nicht verschlechtert. Im Gegensatz zu Manuel Neuer oder Thomas Müller, deren Kontrakte Ende des Jahres verlängert wurden, gibt es im Vertragspoker bislang allerdings auch noch keine neue Bewegung.

Vor allem er entscheidet jetzt über Kimmichs Zukunft

Wenn die Bayern nicht riskieren wollen, Kimmich nach der kommenden Saison möglicherweise ablösefrei zu verlieren, würde ein möglicher Verkauf im Sommer zwangsläufig zum Thema werden. An Interessenten mangelt es nicht. Der FC Barcelona warb bereits im vergangenen Jahr um ihn. Und auch Manchester Citys Teammanager Pep Guardiola gilt weiterhin als großer Kimmich-Fan und -Förderer. Bahnt sich da also möglicherweise im Hintergrund ein Transferhammer an?

Nach t-online-Informationen ist diese Frage Stand jetzt mit einem klaren Nein zu beantworten. Denn Kimmich und die Klubverantwortlichen stehen weiterhin im Austausch. Der FC Bayern ist nach wie vor Kimmichs erster Ansprechpartner, das zehnte gemeinsame Jahr ohnehin noch vertraglich fixiert.

Und schon bald ist auch mit neuen Entwicklungen in Sachen Vertragsgespräche zu rechnen. Schließlich wird bei der nächsten Aufsichtsratssitzung am Montag die Ernennung von Max Eberl zum neuen Sportvorstand erwartet. Und eine seiner ersten großen Aufgaben werden die Gespräche mit den Führungsspielern wie Kimmich, Leroy Sané und Alphonso Davies sein, deren Verträge nach der kommenden Saison auslaufen.

Kimmich ab sofort wieder Rechtsverteidiger

Eine kurzfristige Zukunftsentscheidung, die Kimmich betrifft, steht unterdessen schon fest. Nachdem Toni Kroos für die Heim-EM ins zentrale Mittelfeld der deutschen Nationalelf zurückkehren wird, wird Kimmich den Platz auf seiner erklärten Lieblingsposition freimachen und wieder auf die Rechtsverteidigerposition rücken.

Diese Frage beantwortete Bundestrainer Nagelsmann nun nämlich auch öffentlich mit einem eindeutigen Ja. Die Entscheidung hat Nagelsmann nach t-online-Informationen in enger Abstimmung mit Kimmich getroffen. Der sieht darin auch keineswegs eine Degradierung und ist komplett bereit dafür, diese Rolle im Sinne des Erfolgs der Mannschaft zu übernehmen.

"Er hätte im Übrigen auch rechts hinten gespielt, wenn Kroos nicht zurückgekehrt wäre", sagte Nagelsmann im Interview mit dem "Spiegel" und begründete das folgendermaßen: "Bei der Nationalmannschaft muss man sich unterordnen. Da ist man ein Diener für sein Land. Kimmich ist das." Die EM wird zeigen, ob er gleichzeitig trotzdem ein Anführer sein kann.

Nach dem zweiten WM-Vorrunden-Aus in Folge beim Winterturnier 2022 in Katar fürchtete Kimmich bereits, möglicherweise "in ein Loch zu fallen". Dort steckt er mittlerweile – genau wie viele andere Nationalspieler – auch mit dem FC Bayern ganz tief drin. Die Heim-EM ist auch eine große Chance für ihn, sich wieder daraus zu befreien. Kimmich ist an einem ganz entscheidenden Punkt seiner Karriere angekommen: an einem Scheideweg.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche und Hintergrundgespräche
  • Pressekonferenz mit Thomas Tuchel am 23. Februar
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