Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Mega-Stromausfall in Spanien "In den Kühltruhen tauen die Lebensmittel auf"

Ein massiver Stromausfall legt die Iberische Halbinsel lahm. Ausgewanderte Deutsche berichten vom Chaos vor Ort
Die Ampeln sind aus, Züge stehen still, auf vielen Straßen herrscht Chaos. In Spanien und Portugal ist großflächig der Strom ausgefallen. Manche Pendler wissen nun nicht, wie sie nach Hause kommen sollen und suchen auf vollen Straßen verzweifelt nach einem Plätzchen mit Handyempfang.
In Städten wie Madrid und Barcelona brach zeitweise Panik aus. Auf der geschäftigen Plaza de Cibeles im Herzen von Madrid sorgte der Ausfall der Ampelanlagen für eine Kakophonie aus Hupen, Pfeifen und Sirenengeheul. Vor Geldautomaten bildeten sich Schlangen.
Deutsche über das öffentliche Leben: "Alles ist tot"
Mittendrin stecken auch viele Deutsche: Spanien ist beliebt bei Auswanderern, laut Statistischem Bundesamt leben fast 130.000 Bundesbürger dauerhaft dort.
Eine Deutsche, die seit Jahren im Ebro-Delta in der Nähe von L'Aldea wohnt, genau zwischen Barcelona und Valencia, berichtet t-online: "Alles ist tot: Alle Supermärkte sind dicht, alle Läden zu. In den Kühltruhen tauen die Lebensmittel auf." Draußen herrschen 25 Grad.
Das öffentliche Leben um sie herum sei komplett zum Erliegen gekommen. Trotzdem würden die Mitarbeiter in ihren Geschäften festsitzen, weil sie die elektrischen Türen nicht mehr schließen könnten. Rolltore ließen sich nicht mehr bewegen. Wer viel Glück habe, komme noch per Telefon durch und könne wenigstens zu Hause Bescheid sagen. Alle Kommunikationsnetze seien hoffnungslos überlastet oder würden am Strom hängen.
Toilettenspülungen gehen nicht mehr
Der Verkehr – zusammengebrochen. Passagiere würden die örtlichen Züge auf freier Strecke verlassen: Niemand wisse, wann die Fahrt weitergeht. Ein Bekannter habe sich dennoch auf den Weg gemacht ins zwei Stunden entfernte Barcelona, weil er einen Flug nach Wien bekommen will: "Mal sehen, ob das etwas wird", sagt die Deutsche achselzuckend.
Besonders unangenehm: Viele Toilettenspülungen gehen nicht mehr. Denn die funktionieren in den meisten Gebäuden über den Wasserdruck. Ohne Pumpe kein Frischwasser – also kein Druck.
Die Deutsche hat allerdings noch Glück: Ihre Wohnung und das kleine Cottage, das sie vermietet, sind nicht vom Stromausfall betroffen. Sie lebt etwas außerhalb der Gemeinde und ist Selbstversorgerin, was Energie angeht. Eine Solaranlage macht's möglich.
- Massiver Blackout: Atomkraftwerke im Notbetrieb
t-online-Leser glaubt: "Das wird dauern"
Wer am öffentlichen Energienetz hängt, ist schlechter dran – wie t-online-Leser Torsten Kloxin. Der 57-Jährige lebt seit zwei Jahren in der 30.000-Einwohner-Stadt Almuñécar in Andalusien und kümmert sich um die Fincas von Ausländern, wenn diese nicht in Spanien weilen.
Er war am Mittag mit dem Auto unterwegs. Zuerst fielen ihm die ausgefallenen Ampeln auf, Kloxin wunderte sich. Dann steuerte er eine Tankstelle an, doch aus den Zapfsäulen kam kein Treibstoff. "No funciona", hätten die Angestellten lapidar gesagt. So habe er vom Stromausfall erfahren.
"Der Gefrierschrank taut ab, die Kaffeemaschine funktioniert nicht, das Internet ist weg, der Fernseher bleibt schwarz", zählt Kloxin einige Stunden später die momentan für ihn größten Ärgernisse auf. "Und wenn das Handy leer ist, werde ich es wohl erst einmal nicht mehr laden können."
Die Stimmung in der Stadt sei aber noch gelassen, er selbst sehe ebenfalls zuversichtlich in die Zukunft, sagt der Deutsche. Er stelle sich allerdings auf eine längere Zeit ein, bis der Strom wieder fließe: "Wir sind hier in Spanien, da geht das nicht so schnell. Das wird dauern."
- Telefonate mit Deutschen in Spanien
- Mit Material der Nachrichtenagentur AFP