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Mitgliederversammlung des FC Bayern: Am Ende wurde es doch noch spannend


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Jahreshauptversammlung des FC Bayern
Am Ende wurde es doch noch spannend


Aktualisiert am 15.11.2023Lesedauer: 5 Min.
Uli Hoeneß: Auch der Ehrenpräsident verfolgte die Versammlung des FC Bayern aufmerksam.Vergrößern des Bildes
Uli Hoeneß: Auch der Ehrenpräsident verfolgte die Versammlung des FC Bayern aufmerksam. (Quelle: IMAGO/Ulrich Wagner)
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Nach zuletzt hitzig geführten Debatten ist die Jahreshauptversammlung des FC Bayern von Harmonie geprägt. Am Ende und vor allem danach wird es trotzdem spannend.

Aus München berichtet Julian Buhl vom FC Bayern

Harmonie statt hitzige Debatten: Die Jahreshauptversammlung des FC Bayern am Sonntag war anders als in den vergangenen Jahren. Diesen Kuschelkurs gab Ehrenpräsident Uli Hoeneß noch unmittelbar vor Beginn der Veranstaltung vor. Da begrüßte er Cheftrainer Thomas Tuchel, den er in den vergangenen Wochen noch immer wieder kritisiert hatte, mit einer herzlichen Umarmung.

Tuchel nahm anschließend auch neben dem Klubpatron Platz und lauschte in den folgenden vier Stunden dort Seite an Seite mit Hoeneß den Ausführungen der Klubverantwortlichen.

Unterstützung erhielt Thomas Tuchel aber nicht nur symbolisch, sondern auch von der Bühne aus. Jamal Musiala, Matthijs de Ligt und Raphaël Guerreiro – während Kapitän Manuel Neuer fehlte – waren ebenfalls vor Ort und wurden von den Fans mit warmem Applaus bedacht.

"Diese Experten vertragen auch mal ein richtiges Kontra"

"Lieber Thomas", rief Präsident Herbert Hainer vor 1.780 Mitgliedern in der Rudi-Sedlmayer-Halle ins Mikrofon und blickte zum Cheftrainer. Der hatte sich nach dem 4:0-Sieg des Rekordmeisters bei Borussia Dortmund vergangene Woche vehement gegen die Kritik der beiden Sky-Experten Lothar Matthäus und Dietmar Hamann zur Wehr gesetzt. "Es ist absolut verständlich, seinem Ärger auch mal Luft zu lassen", sagte Hainer, "wir im Klub sind uns alle einig: Diese Experten vertragen auch mal ein richtiges Kontra."

Hainer verdeutlichte damit einmal mehr, was speziell in der vergangenen Woche bereits zu beobachten war: Der FC Bayern, der sich in der Öffentlichkeit selbst nur allzu gerne als Familie darstellt, rückt demonstrativ weiter zusammen.

"Er hat nicht nur gegrinst, er hat wirklich gelacht", berichtete Vorstandsboss Jan-Christian Dreesen anschließend von seinen Beobachtungen von Tuchel, die er währenddessen von der Bühne aus gemacht hatte. "Es hat ihm also offensichtlich gutgetan." Das habe man ihm "richtig ansehen" können.

Dreesen: "Streben mit aller Macht ins Wembley-Stadion"

"Wo steht der FC Bayern 2023?", fragte Hainer noch und gab die Antwort darauf gleich selbst: "Da wo er hingehört, nämlich ganz oben. Sportlich, gesellschaftlich und wirtschaftlich. Nach elf Meisterschaften in Folge arbeite der Rekordmeister "an einem Rekord für die Ewigkeit. Lasst uns weiter zusammen Geschichte schreiben."

Die zwölfte Meisterschale in Serie ist da freilich nicht genug. Nein, dafür soll es schon der ein oder andere Titel mehr sein. Der Traum vom Pokalfinale in Berlin ist mit dem sensationellen Aus bei Drittligist Saarbrücken (1:2) allerdings bereits zum vierten Mal in Folge frühzeitig geplatzt.

Spiele

"Zurückzukehren nach einer solchen Niederlage wie in Saarbrücken, ist eine große Qualität und zeigt die Stärke dieses Klubs", sagte der ehemalige Finanzvorstand Dreesen in seiner ersten Rede als Vorstandschef des Klubs. "Mia san Mia ist keine Floskel. Mia san Mia ist eine Haltung."

Dreesen formulierte deshalb neue Saisonziele – ganz dem Selbstverständnis des FC Bayern entsprechend natürlich die allerhöchsten. Wie die konkret lauten? "Die Meisterschaft – und natürlich London", sagte er mit einer Replik auf den Königsklassentriumph der Münchner 2013 an gleicher Stelle. "Wir streben mit aller Macht wieder ins Wembley-Stadion, wo in diesem Jahr das Champions League-Finale stattfinden wird."

Also im Wohnzimmer des Kapitäns der englischen Nationalmannschaft Harry Kane, den Dreesen als "Sportstar und Gentleman" bejubelte, der "perfekt zur DNA des FC Bayern passt".

Dreesen zu t-online: "Das wäre das größte Ziel für Kane"

Nach der Veranstaltung sagte Dreesen zu t-online zum angestrebten Königsklassenfinale: "Das ist jedes Jahr unser Ziel. Ich habe es nur noch mal ausgesprochen, es wäre natürlich ein großer Wunsch." Harry Kane könne Bayern auf dem Weg dorthin freilich sehr helfen. "Das größte Ziel wäre es für ihn, dort dann im Finale zu stehen. Das muss man sich mal vorstellen, das wäre echt unglaublich", so Dreesen weiter:

Dass sich der 100-Millionen-Rekordtransfer des Rekordmeisters nicht nur aufgrund seiner 21 Toren und 7 Vorlagen in den ersten 16 Pflichtspielen bereits voll für die Münchner auszahlt, verdeutlichte auch Finanzchef Michael Diederich. Allein am ersten Wochenende nach Kanes Verpflichtung wurden 20.000 Trikots mit seinem Namen verkauft.

Diederich durfte auch verkünden, dass der bisherige Rekordumsatz von 2019 um über 100 Millionen Euro auf 854,2 Millionen gesteigert wurde. Auf dem legendären Festgeldkonto schlummern jetzt 536 Millionen Euro. Deshalb sieht Diederich die Bayern, folglich als "Leuchtturm in der gesamten Fußballwelt".

Bayern-Bosse mit Warnung an Mazraoui

Die wenigen kontroversen Themen (Satzungsänderung, Nagelsmann, Kahn, Salihamidžić) räumte Hainer bereits in seiner Eröffnungsrede clever ab – nicht ohne Abwehrspieler Noussair Mazraoui nach dessen Palästina-Post ganz im Sinne vieler Fans zu drohen: "Noch einmal darf so etwas nicht passieren!"

Auch Dreesen kündigte an: "Wenn es in Zukunft Verfehlungen gibt, wird es Sanktionen geben!" Ersatztorhüter Daniel Peretz und seine Familie hätten seit dem Terrorangriff der Hamas auf sein Heimatland Israel und dem daraus resultierenden Kriegsausbruch "sehr schwere Wochen und Monate" hinter sich, sagte Dreesen.

"Wir fühlen mit ihm und sind an seiner Seite, genauso wie wir als Klub an der Seite Israels stehen." Mazraoui habe glaubhaft versichert, kein israelfeindliches, den Terror verharmlosendes oder menschenverachtendes Gedankengut zu haben.

Tuchel verlässt die Halle nach über vier Stunden

An der Seite von Hoeneß hielt Tuchel im BMW Park, in dem normalerweise die Basketballer des FC Bayern spielen, über vier Stunden bis zu den letzten Wortmeldungen der Mitglieder durch. Dann verließ er die Veranstaltung aber doch noch vorzeitig, nachdem er ein paar Fans noch ihre Autogrammwünsche erfüllt hatte. Seine Kinder erwarteten ihn am spiel- und trainingsfreien Sonntag schließlich noch.

 
 
 
 
 
 
 
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Zuvor beschrieb Hainer aber noch die momentane Erfolgsformel der Bayern. "Manuel Neuer hält unseren Kasten sauber, Joshua Kimmich verteilt die Bälle, Harry Kane schießt die Tore – und Thomas Müller ist eben Thomas Müller", sagte er. "Aber ihr Fans seid das Herz, dessen Pulsschlag unseren ganzen Verein antreibt."

Dreesen erklärt bei t-online die neue Bayern-Achse

Dreesen erklärte bei t-online dann noch einmal die neue Münchner Erfolgsachse. "Wir haben vorne jetzt wieder einen Neuner. Der seine Position auf seine eigene Art interpretiert", so Dreesen. Kane stehe nicht nur vorne in der Box, sondern arbeitete viel nach hinten, binde Gegenspieler. "Aber ist eben auch dann da, wenn der Ball dort vorne ankommt und rein muss."

Das lasse ihn und die Bayern optimistisch in die Zukunft schauen. "Und wir haben mit Manuel Neuer wieder unseren Rückhalt, mit seiner Erfahrung von vielen, vielen Jahren und unglaublich vielen Spielen in den Knochen hinten drin", sagte Dreesen. "Wir sind wieder dabei, so eine Achse zu entwickeln."

Auf dieses Thema reagierte Dreesen mit einer Gegenrede

Die mögliche Berufung von Max Eberl als neuem Sportvorstand, die schon am Montag auf der Aufsichtsratssitzung beschlossen werden könnte, machte keiner der Bosse zum Thema. Auch bei den abschließenden Wortmeldungen der Mitglieder wurde Eberl nicht genannt.

Das galt auch die zwischenzeitlich im Raum stehende Rückkehr von Jérôme Boateng zum FC Bayern. Der als Katar-Kritiker bekannte Michael Ott trübte das Bild der Münchner Idylle dann allerdings doch noch etwas, in dem er bei der vorletzten Wortmeldungen das umstrittene Ruanda-Sponsoring der Bayern verurteilte. Dreesen, der darauf vorbereitet war, reagierte mit einer knapp siebenminütigen, emotionalen Gegenrede.

Es seien "ja auch durchaus kritische Themen angesprochen worden", sagte Dreesen anschließend, "aber ich glaube in einem respektvollen wertschätzenden Ton."

Eberl wird erst nach der JHV zum Thema

Zur Causa Eberl sagte er: "Der Vorsitzende des Vorstands wird üblicherweise bei solchen Sachen mit involviert. Das ist bisher nicht passiert. Also glaube ich auch nicht, dass es am Montag dazu eine Entscheidung gibt."

Der FC Bayern habe mit der Freistellung von Max Eberl bei Leipzig "überhaupt nichts zu tun", stellte Hainer klar. Solche Dinge werde er aber "nicht in der Öffentlichkeit diskutieren", so der Präsident weiter. "Personalien werden bei uns intern diskutiert und entschieden." Eberl gilt seit langem als Wunschkandidat für den nach der Entlassung von Hasan Salihamidžić im Mai momentan vakanten Posten des Sportvorstands.

Gut möglich, dass 50-Jährige in dieser Funktion bei der Mitgliederversammlung im kommenden Jahr ebenfalls anwesend sein wird. Eine Überraschung wäre das längst nicht mehr.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen vor Ort bei der Jahreshauptversammlung des FC Bayern
  • Mixed-Zone-Gespräche mit Jan-Christian Dreesen und Herbert Hainer
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