Tuchel und der Bayern-Kader Er bekommt nichts
Jérôme Boateng kommt nicht zum FC Bayern. Es ist die nächste Verstärkung, die sich Trainer Thomas Tuchel gewünscht hatte – und nicht bekommt.
Um 17:47 Uhr am späten Freitagnachmittag war die letzte Hoffnung für Thomas Tuchel dahin. "Personelle Situation hat sich entspannt: Keine Rückkehr von Jérôme Boateng zum FC Bayern", schrieb der deutsche Rekordmeister bei X (vormals Twitter) und zog damit einen Schlussstrich unter die Spekulationen, der langjährige Bayern-Spieler könnte zumindest für ein Kurzzeit-Engagement zum Verein zurückkehren.
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Nach den Verletzungssorgen zuletzt habe sich die personelle Situation in der Innenverteidigung entspannt. "In der Betrachtung aller Aspekte hat der FC Bayern jetzt entschieden, auf eine Verpflichtung von Jérôme Boateng zu verzichten", teilten die Münchner weiter mit. Und fuhren damit ihrem Trainer erneut in die Parade. Schon wieder hat Tuchel einen Wunschspieler – dem Vernehmen nach plädierte der Bayer für eine Verpflichtung Boatengs – nicht bekommen. Schon wieder steht er mit leeren Händen da. Und das trotz großen Einsatzes.
Tuchel hatte schließlich erst kurz zuvor eindringlich Meldungen dementiert, die Bayern würden von einer Rückkehr des 35-Jährigen nun doch absehen. "Wir werden das zusammen entscheiden", erklärte Tuchel auf der Bayern-Pressekonferenz am Mittag. "Das hat nicht nur eine sportliche Komponente, daher ist es wichtig, dass wir das zusammen entscheiden." Der 50-Jährige gab sich alle Mühe, die Situation noch offenzuhalten. "Wir nehmen uns Zeit dafür und lassen uns nicht treiben, auch nicht durch vermeintliche Veröffentlichungen, dass es schon entschieden ist."
Nur wenige Stunden später stand die Entscheidung dann tatsächlich fest. Dayot Upamecano, Matthijs de Ligt, Min-jae Kim: Dabei bleibt es für Tuchel im Defensivzentrum, mit diesen drei Spielern soll es mindestens bis zur Winterpause in drei Wettbewerben reichen. So wie es auch auf den Außenpositionen und im Mittelfeld mit der spärlichen Besetzung reichen muss. Denn auch dort hatte Tuchel vehement Verstärkungen gefordert und bekam: nichts. Ein Überblick:
Declan Rice: Der 24-Jährige von West Ham United war Tuchels Wunschlösung für das zentrale defensive Mittelfeld. Nach wochenlangen Spekulationen und ständigen Wasserstandsmeldungen zeichnete sich im Sommer immer mehr ab: Rice wird für die Bayern zu teuer – die Münchner gaben am Ende wohl gar kein konkretes Angebot für den englischen Nationalspieler ab, sollen aus dem Wettbewerb um die Gunst des Defensivmanns ausgestiegen sein.
Rice ging stattdessen zum FC Arsenal, blieb in der Premier League – für 116,6 Millionen Euro.
Kyle Walker: Der 33-Jährige war Tuchels Wunschlösung für die rechte Abwehrseite. Nachdem bereits Mitte Juli vermeldet wurde, der langjährige englische Nationalspieler habe sich für den Wechsel zu den Bayern entschieden und verlasse Manchester City, kam es Anfang August ganz anders: Walker verlängerte überraschend doch beim Champions-League-Sieger. Das Werben von City-Trainer Pep Guardiola habe ihm imponiert. Und: "Warum sollte ich gehen, wenn ich genügend Einsatzzeit bekomme, so wie ich mir das vorstelle?", erklärte Walker später der BBC. "Das ist alles, was ich will. Es ging darum, wer mir mehr Jahre (einen längerfristigen Vertrag, Anm. d. Red.) anbietet."
Tatsächlich unterschrieb der Defensivspieler bei den "Sky Blues" einen neuen Vertrag bis 2026 – die Bayern sollen "nur" einen Kontrakt bis 2025 mit Option auf ein weiteres Jahr geboten haben.
Trevoh Chalobah: Der 24-Jährige vom FC Chelsea war Tuchels Wunschlösung für die Defensive – Chalobah kann sowohl als Innenverteidiger als auch auf der rechten Seite und im defensiven Mittelfeld eingesetzt werden. Der Bayern-Trainer und der Abwehrspieler kannten sich noch von den "Blues" – doch zu einem Transfer nach München kam es nicht.
Berichten zufolge soll Chelsea über 50 Millionen Euro als Ablöse verlangt haben, die Bayern hingegen sollen nur an einem Leihgeschäft ohne Kaufoption interessiert gewesen sein – oder an einem günstigeren Transfer. Chalobah blieb in London.
João Palhinha: Der 28-Jährige vom FC Fulham war nach dem geplatzten Rice-Deal Tuchels zweite Wunschlösung für das zentrale defensive Mittelfeld. Palhinha war schon am Deadline Day in München, ehe Fulham doch noch in letzter Sekunde den Wechsel des Portugiesen verhinderte – durch die kurze Zeit bis zur Schließung des Transferfensters hatten die Engländer keinen Ersatz mehr gefunden, eine Verpflichtung von Manchester Uniteds Scott McTominay zerschlug sich. Und der eigentlich als sicher geltende Transfer von Palhinha nach München platzte doch noch, er musste wieder zurück nach London fliegen.
Palhinhas Bruder schrieb danach auf Instagram: "Der Respekt und die Zuneigung der Menschen bei Bayern, die uns begleitet haben, haben einen Unterschied in Bezug auf Respekt, Ehrlichkeit und Professionalität gemacht. Die Zuneigung zum Verein in unserer Familie wird für immer bleiben, auch wenn mein Bruder nicht unterschrieben hat."
Berichten zufolge soll ein neuer Anlauf in der kommenden Winterpause geplant gewesen sein – nur zwei Wochen nach dem geplatzten Bayern-Deal allerdings verlängerte Palhinha überraschend seinen Vertrag in Fulham. Aktueller Stand offen.
- Eigene Recherche