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FC Bayern | TV-Zoff mit Oliver Kahn: Lothar Matthäus reagiert erneut


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"Glaube, dass er nicht die Wahrheit sagt"
Matthäus attackiert Kahn: Protokoll eines Zerwürfnisses

Von Julian Buhl, München

Aktualisiert am 03.04.2023Lesedauer: 7 Min.
Moderator Sebastian Hellmann, Bayerns Vorstandsboss Oliver Kahn, TV-Expertin Julia Simic und Lothar Matthäus (v.l.): Bei der Sky-Übertragung des Topspiels Bayern gegen Dortmund kam es zum TV-Zoff des Jahres.Vergrößern des Bildes
Bayerns Vorstandsboss Oliver Kahn, TV-Expertin Julia Simic und Lothar Matthäus (v.l.): Bei der Sky-Übertragung des Topspiels Bayern gegen Dortmund kam es zum TV-Zoff des Jahres. (Quelle: IMAGO/Bernd Feil/M.i.S.)
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"Ich weiß, dass Oliver Kahn lügt", sagte Lothar Matthäus zu t-online. Am Tag nach dem TV-Zoff erklärte er sich nun noch mal: "Ich glaube, dass er nicht die Wahrheit sagt."

Mit dem 4:2-Sieg hat der FC Bayern im direkten Duell mit Borussia Dortmund die Tabellenführung zurückerobert und sich damit im Kampf um die Meisterschaft zurückgemeldet. Thomas Tuchel gelang also eigentlich der perfekte Start als neuer Chefcoach der Münchner.

Eigentlich, denn ein Satz, den Lothar Matthäus in der Halbzeitpause zu t-online sagte, überlagert seit Samstagabend den so wichtigen Erfolg des Rekordmeisters. "Ich weiß, dass Oliver Kahn lügt", sagte Matthäus.

Damit legte der Sky-Experte bei t-online in dem TV-Zoff nach, den Kahn vor der Partie vor laufender Kamera mit Matthäus entfacht hatte. Der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern rückte damit selbst das Trainerbeben rund um die überraschende Entlassung von Julian Nagelsmann, um deren Ablauf es im Kern der Debatte ging, wieder in den Fokus.

Anschließend überschlugen sich die Ereignisse, auch das Management von Nagelsmann und Sportvorstand Hasan Salihamidzic schalteten sich in den Streit ein. Matthäus meldete sich seit dem ersten Gespräch in der Halbzeitpause noch mehrmals bei t-online. Und der Rekordnationalspieler bleibt bei seiner an Kahn geäußerten Kritik, sagt: "Mir haben einige Leute geschrieben, dass er lügt, und auch ich glaube, dass er nicht die Wahrheit sagt."

Turbulente Tage liegen hinter Fußball-Deutschland, die ihren Ursprung schon vor über eine Woche nahmen. t-online ordnet die Geschehnisse noch einmal ein.

Das Zoff-Protokoll

Donnerstag, 23. März, 21.15 Uhr: Der Transfer-Experte Fabrizio Romano veröffentlicht über seine Kanäle die Nachricht, dass Nagelsmanns Entlassung beim FC Bayern unmittelbar bevorstünde und Tuchel als Nachfolger kommen solle. Im Laufe des Abends verkündet er beides nach seinen Informationen auch als beschlossen, Meldungen weiterer Medien decken sich damit.

Freitag, 24. März, 17:47 Uhr: Der FC Bayern verschickt eine offizielle Klubmitteilung, in der sowohl Nagelsmanns Entlassung als auch Tuchels Verpflichtung offiziell bestätigt werden.

Samstag, 25. März, 12:28 Uhr: Thomas Tuchel wird als neuer Bayern-Trainer in der Allianz Arena vorgestellt. Salihamidzic sagt auf t-online-Nachfrage über Nagelsmanns Entlassung: "Wir haben uns sehr korrekt und fair verhalten, so gut es möglich ist." Zum genauen Ablauf schildert er, dass er Tuchel am Dienstag zum ersten Mal angerufen und am Abend getroffen sowie am Mittwoch und Donnerstag weiter mit ihm verhandelt habe. "Natürlich war das für Julian – als er davon mitbekommen hat – schwer. Als Thomas Tuchel zugesagt hat, haben wir als Ersten Julian angerufen. Das war uns ganz wichtig. Wir konnten nichts dafür, dass das vorher von einer dritten Person durchgeleakt wurde."

Dienstag, 28. März, 15:51 Uhr: Matthäus veröffentlicht seine Sky-Kolumne und schreibt darin unter anderem mit Blick auf den Ablauf von Nagelsmanns Entlassung beim FC Bayern: "Das 'Mia san mia' wird teilweise mit Füßen getreten. Einen Angestellten vor wenigen Tagen als Langzeitprojekt zu bezeichnen, um ihn dann zu feuern, finde ich nicht in Ordnung und hat auch etwas mit Glaubwürdigkeit zu tun."

Donnerstag, 30. März, 15:00 Uhr: Bei t-online erscheint ein Interview mit Matthäus, in dem er seine "Mia san mia"-Kritik noch einmal verdeutlicht. "Diese Herzlichkeit und Wärme, dieses Miteinander und Familiäre, das gerade Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge gepflegt haben, das lässt der Klub aktuell vermissen", sagt er und begründet: "Dass sich die komplette Führungsriege auch in öffentlichen Interviews geschlossen hinter den Trainer stellt, und dieser dann kurze Zeit später rausgeschmissen wird, das hat mich schon sehr irritiert." Diese Aussagen sind es, die Oliver Kahn übel aufstoßen und weswegen er am Samstag den Zoff mit Lothar Matthäus vor laufender Sky-Kamera beginnt (hier lesen Sie alle Hintergründe).

Samstag, 1. April, 18:01 Uhr: Kahn konfrontiert Matthäus vor laufender Kamera bei Sky mit seinen Aussagen der vergangenen Tage und explizit mit der "Mia san mia"-Kritik. Es entwickelt sich ein jetzt schon legendäres Streitgespräch. "Oliver, ich mach hier keinen Privatkrieg gegen dich. Du kannst mich jederzeit anrufen", sagt Matthäus zunächst. Kahn warnt ihn: "Das ist immer diese Unterstellung, wir würden den Stil des FC Bayern nicht wahren, also da wäre ich ganz, ganz vorsichtig." Daraufhin verteidigt Matthäus seinen Standpunkt. Den kompletten Wortlaut des TV-Zoffs zwischen Kahn und Matthäus können Sie hier nachlesen.

Samstag, 1. April, 19:26 Uhr: In der Halbzeitpause spricht t-online im Pressebereich mit Matthäus über das Wortgefecht – und der legt nach. "Ich weiß, dass Oliver Kahn lügt", sagt Matthäus. Er begründet das unter anderem mit Kurznachrichten, die er von gut informierten Personen aus dem engsten Vereinsumfeld bekommen habe. t-online weiß auch, wen er damit konkret meint. "Kahn will nur von seinen Problemen ablenken, und dann greift er mich an", so der Rekordnationalspieler weiter, "ich sage nur das, was ich höre, sehe und fühle. Die zeitliche Abfolge, so wie sie Kahn schildert, passt nicht zusammen."

Was Matthäus meint: der zeitliche Ablauf des Rausschmisses von Julian Nagelsmann bei den Bayern. Der soll von seiner Entlassung nämlich erst aus der Presse erfahren haben. Matthäus weiter: "Bayern war längst mit Tuchel klar. Deshalb wurde es ja auch aus Italien geleakt. Und wenn ich Julian Nagelsmann im Urlaub nicht telefonisch erreiche, dann fahre ich eben zu ihm nach Südtirol und rede dort mit ihm. Ich kenne viele Leute im Umfeld des FC Bayern, die Oliver vielleicht nicht kennt, und habe erfahren, wie es gelaufen ist."

Am Ende des Gesprächs nennt t-online Matthäus noch mal explizit den Namen des Reporters, mit dem er sich gerade unterhalten hat, und weist ihn darauf hin, dass seine Zitate unmittelbar nach dem Gespräch bei t-online veröffentlicht werden sollen. Matthäus ist damit einverstanden und sagt: "Kein Problem."

Samstag, 1. April, 20.44 Uhr: Nach dem Spiel wird Bayern-Präsident Herbert Hainer in der Mixed Zone der Allianz Arena auf den TV-Zoff zwischen Kahn und Matthäus angesprochen. Er sagt: "Es ist immer leicht, von der Seitenlinie zu kritisieren. Das sind natürlich schwere Entscheidungen. Aber wir haben in zwei Monaten zehn Punkte auf Dortmund verloren. Da kann nicht alles richtig sein."

Samstag, 1. April, 21:15 Uhr: Sky zeigt während seiner Liveübertragung folgendes Statement, das der Sender von Nagelsmanns Berateragentur Sports 360 erhalten hat: "Es gab keinen Kontakt und keinen Kontaktversuch der Bayern. Das Management von Julian Nagelsmann hat selbst nach den diversen Gerüchten in den Medien bei Hasan Salihamidzic angerufen."

Samstag, 1. April, 21:29 Uhr: Als er damit in der Mixed Zone konfrontiert wird, reagiert Salihamidzic in den Katakomben der Arena direkt. "Ich habe sofort, als wir die Zusage von Thomas Tuchel hatten, versucht, Julian zu erreichen – einmal, zweimal, dreimal. Dann habe ich sein Management angerufen. Und dann habe ich noch mal Julian angerufen und ihn dann erreicht", sagt er.

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Und weiter: "Oliver Kahn hat absolut die Wahrheit gesagt. Und dafür lege ich auch meine Hand ins Feuer! Genau so habe ich das auch auf der Pressekonferenz erklärt, genau so habe ich das auch im 'Doppelpass' erklärt. Ich sehe auch nicht, dass wir da weiter drüber sprechen müssen. Das sind Fakten, die stehen. Das entspricht der Wahrheit!"

Samstag, 1. April, 22:19 Uhr: Matthäus meldet sich telefonisch bei t-online, geht weiterhin ruhig, entspannt und professionell mit der gesamten Thematik um. Er begründet seine Äußerungen erneut und sagt unter anderem noch mal: "Das 'Mia san mia' wie zu meiner Zeit gibt es in der Form nicht mehr. Der Verein ist jetzt extrem gewachsen, ist ein Riesenunternehmen, da kann man sich nicht mehr so einfach in einer Wirtschaft mit allen zusammensetzen und die Dinge klären. Die Führung ist jetzt eine andere und hat ihren eigenen, einen anderen Stil."

t-online bietet Matthäus in dem Telefonat die Möglichkeit an, sich jetzt – mit etwas zeitlichem Abstand zum Streitgespräch mit Kahn – noch mal zu äußern. Das macht Matthäus dann auch.

Sonntag, 2. April, 9:13 Uhr: Auch am Morgen danach ruft er – zeitgleich zu Kahns Auftritt bei "Bild" im TV – noch einmal an. Matthäus bleibt in beiden Gesprächen bei seiner an Kahn geäußerten Kritik bezüglich dessen Schilderungen der Abläufe von Nagelsmanns Entlassung. Und präzisiert noch mal mit folgender Aussage: "Mir haben einige Leute geschrieben, dass er lügt, und auch ich glaube, dass er nicht die Wahrheit sagt."

Fast exakt wortgleich lässt er sich damit auch am Abend während der Sendung "Sky90" in Form einer Zitattafel zitieren. Darin erwähnt er auch das Halbzeitgespräch mit t-online und spricht davon, dass sein Lügenvorwurf "im Eifer des Gefechts missverständlich interpretiert worden" sei. Er stellt aber auch klar: "Kein Vorwurf an den Journalisten."

Inhaltlich gibt es zwischen beiden Zitaten ohnehin keinen Widerspruch, auch wenn Matthäus seinen Vorwurf am Sonntag nun etwas anders formuliert. Es wurde auch kein Zitat von t-online angepasst oder relativiert.

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Sonntag, 2. April, 9:13 Uhr: Kahn nimmt bei "Bild" im TV zu den Vorwürfen Stellung. "Hasan (Salihamidzic; Anm. d. Red.) und ich haben zu jeder Zeit des Prozesses die Wahrheit gesagt", sagt er und nimmt direkten Bezug auf die bei t-online getroffenen Aussagen: "Ich weiß nicht, was Lothar, wie er sagt, da sieht, hört oder sogar fühlt. Wir alle wissen, dass sich Lothar nach seiner Karriere zum Chefkritiker des deutschen Fußballs aufgeschwungen hat. Das ist sein Job, und dass er da keine Samthandschuhe trägt, dass es auch mal kritisch zur Sache geht, ist okay, das gehört dazu."

Dann sagt Kahn aber klar: "Allerdings sollte man gewisse Grenzen nicht überschreiten. Jetzt sagt er ja, wir hätten das 'Mia san mia' mit Füßen getreten." Er wisse bis heute nicht genau, was er damit meine. "Nur wenn man dann den Chefkritiker mal selbst kritisiert, habe ich das Gefühl, kann er damit nicht umgehen und lässt sich dann zu solch halt- und stillosen Vorwürfen hinreißen. Er, der dem FC Bayern nachsagt, stillos gehandelt zu haben. So ist Lothar, da wird er sich wohl auch nicht mehr ändern", so Kahn.

Ein Friedensgespräch mit seinem früheren Teamkollegen schloss Kahn trotzdem nicht aus. "Ich bin jederzeit erreichbar. Ich bin in München."

Sonntag, 2. April, 10.02 Uhr: t-online fragt bei Matthäus nach, ob er dieses indirekte Angebot zu einem Friedensgipfel nun annehmen wird. Das lässt der 62-Jährige zunächst offen.

Montag, 3. April, 07.00 Uhr: In der Ausgabe der "Bild"-Zeitung vom Montag sagt Lothar Matthäus den Kollegen unter anderem, dass die Lügen-Aussage "ein Missverständnis" gewesen sei, zudem heißt es in dem Bericht "Matthäus gegen Kahn: Der Lügen-Zoff", t-online habe das Ursprungszitat am Sonntag relativiert. Das ist nicht korrekt. t-online bleibt bei der Darstellung. Die Worte sind so gefallen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Persönliches Gespräch mit Lothar Matthäus am 1. April in der Halbzeitpause bei Bayern - Dortmund
  • Telefongespräche mit Lothar Matthäus am 1. und 2. April 2023
  • Interview mit Oliver Kahn bei "Bild TV" am 2. April 2023
  • Reporter vor Ort bei der Vorstellung von Thomas Tuchel am 25. März 2023
  • Reporter vor Ort in der Mixed Zone der Allianz Arena am 1. April
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