Formel 1 in Italien Wildes Rennen in Monza: Ricciardo schafft die Überraschung
Der Australier siegt sensationell im McLaren und schafft damit einen echten Coup. Dabei profitiert Ricciardo von einer spektakulären Szene zwischen Lewis Hamilton und Max Verstappen. Sebastian Vettel fährt nur hinterher.
Doppelsieg für McLaren beim Großen Preis von Italien in Monza: Daniel Ricciardo siegte auf der traditionsreichen Strecke vor seinem Teamkollegen Lando Norris, Sergio Perez im Red Bull wurde Dritter. Es war der achte Sieg in der Formel 1-Karriere des Australiers. Dabei profitierten die Fahrer von einem spektakulären Crash zwischen Lewis Hamilton und Max Verstappen, durch den beide WM-Rivalen ausschieden.
Sebastian Vettel fuhr mit seinem Aston Martin auf Platz 12, Mick Schumacher wurde schon wieder von seinem Haas-Kollegen Nikita Masepin in eine Kollision verwickelt und beendete das Rennen auf Rang 15.
Zum zweiten Mal hatte die Formel 1 am Samstag mit dem neuen Sprintrennen die Start-Reihenfolge für den Grand Prix ermittelt. Sieger Bottas aber durfte nicht die Pole Position einnehmen, weil Mercedes aus taktischen Gründen zum vierten Mal in diesem Jahr den Motor im Auto des Finnen wechselte und er den Regeln zufolge ans Ende des Feldes rücken musste. So parkte Verstappen ganz vorn in der Startaufstellung, durch die der einstige Sprintstar Usain Bolt und Italiens 100-Meter-Olympiasieger Lamont Marcell Jacobs flanierten.
Bottas pflügte durch das Feld
Als die Roten Ampeln erloschen, hatte anscheinend Ricciardo Anleihen bei Bolt und Jacobs genommen und eilte unwiderstehlich an Verstappen vorbei. "Wir haben in der Vergangenheit schon gesehen, dass es nichts bringt, konservativ ranzugehen, also volle Attacke", hatte McLaren-Teamchef Andreas Seidl angekündigt – und sein australischer Pilot setzte das perfekt um.
Dahinter setzte sich Hamilton auf Platz drei und griff nach wenigen Kurven auch Verstappen an. Wie schon mehrfach in diesem Jahr kam es zur Berührung der beiden Autos, diesmal rutschte der Mercedes-Star neben die Strecke und kehrte als Vierter zurück. Weil dahinter Antonio Giovinazzi nach einem Kampf mit beiden Ferrari die Kontrolle über seinen Alfa Romeo verlor und den Frontflügel einbüßte, verordnete die Rennleitung ein virtuelles Safety-Car.
Bald wurde das Rennen wieder freigegeben, an der Spitze aber änderte sich zunächst nichts. Ricciardo hielt Verstappen hinter sich, Norris ließ Hamilton nicht vorbei. Einzig Bottas pflügte im starken Mercedes von hinten durch das Feld und hatte bald die Punkteränge im Visier.
Red Bull verpatzte Verstappens Boxenstopp
Deutlich mühsamer war der Arbeitstag wieder für Vettel. Erst zog er im Duell mit seinem Teamgefährten Lance Stroll den Kürzeren, dann wurde er fast von Alpine-Pilot Esteban Ocon von der Strecke gedrängt. Der Franzose erhielt dafür eine Fünf-Sekunden-Strafe. Vettel aber hing weiter tief im Mittelfeld fest.
Dann wurde es dramatisch. Verstappens Boxenstopp ging schief, mehr als elf Sekunden brauchten die sonst so flinken Red-Bull-Mechaniker für den Reifenwechsel. Für gewöhnlich dauert dieses Manöver kaum mehr als zwei Sekunden. So fiel der Niederländer weit zurück. Als dann auch Hamilton neue Gummiwalzen holte und wieder aus der Boxengasse fuhr, lagen die beiden WM-Kontrahenten plötzlich direkt nebeneinander. Keiner wollte nachgeben, Verstappen rumpelte über die Randsteine und fand sich dann auf Hamiltons Mercedes wieder.
Das Safety-Car rückte aus, bis die havarierten Boliden aus der Schikane weggeräumt waren. Beim Neustart raste Ricciardo davon. Norris musste gegen Ferrari-Fahrer Charles Leclerc schwer kämpfen, blieb aber am Ende Zweiter. Die Spannung hielt bis zum Schluss an, weil das Feld auf dem Hochgeschwindigkeitskurs eng beeinander blieb. Dann durfte Ricciardo den achten Sieg seiner Formel-1-Karriere bejubeln und McLaren den größten Tag seit langer Zeit.
"Es wird eine Super-Feier"
Die großen Gewinner des Dramas von Monza hießen Ricciardo und Norris, die vor dem von ganz hinten gestarteten Mercedes-Fahrer Valtteri Bottas im Königlichen Park abgewunken wurden. "Das war ein Super-Tag. Es wird eine Super-Feier", prophezeite Seidl, der McLaren zum ersten Sieg seit November 2012 geführt hat.
Als es soweit war, fasste sich Seidl am Kommandostand kurz an den Kopf, seine Mitarbeiter jubelten an der Boxenmauer dem Erfolgs-Duo in den orangen Autos frenetisch zu. Dieser Sieg bedeute ihm alles, betonte Ricciardo. Der 32 Jahre alte Australier hatte davor zuletzt im Mai 2018 in Monaco gewonnen, in Italien feierte er seinen achten Grand-Prix-Erfolg.
Auch die Rennfreigabe nach der Safety-Car-Phase durch den Unfall von Verstappen und Hamilton meisterte Ricciardo. Von Teamkollege Norris bekam er Geleitschutz. Zur Belohnung gab es für den 21 Jahre jungen Briten den Schluck Schaumwein aus Ricciardos Schuh. "Ich hoffe, zum letzten Mal, ich kann das keinem empfehlen", sagte Norris mit einem Lachen.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa