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Formel 1: Fahrer-Chaos bei Red Bull – Es ist schon wieder passiert


Fahrer-Chaos bei Red Bull
Es ist schon wieder passiert


Aktualisiert am 29.03.2025Lesedauer: 6 Min.
Liam Lawson: Der Neuseeländer muss das Red-Bull-Cockpit nach nur zwei Rennen wieder abgeben.Vergrößern des Bildes
Liam Lawson: Der Neuseeländer muss das Red-Bull-Cockpit nach nur zwei Rennen wieder abgeben. (Quelle: IMAGO/Jay Hirano/imago-images-bilder)
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Red Bull tauscht nach nur zwei Saisonrennen den Teamkollegen von Max Verstappen aus. Doch Liam Lawson ist nur der bisher letzte, der im zweiten Cockpit des Erfolgsrennstalls keine Chance hatte. Die Liste enthält einige bekannte Namen.

99 Tage. Nur 99 Tage lang durfte sich Liam Lawson "Red-Bull-Pilot" nennen, ehe der österreichische Rennstall hastigst die Notbremse zog. Nach gerade einmal zwei Rennen in der neuen Saison der Formel 1 wurde der Neuseeländer am Donnerstag zum Fahrer beim kleinen Tochter-Team Racing Bulls – von dem er doch erst vor Saisonbeginn gekommen war – degradiert, Yuki Tsunoda wiederum wurde von dort zum neuen Teamkollegen von Max Verstappen beim "großen" Red Bull befördert. Die fast beispiellos schnelle Demontage des auf der ganz großen Bühne noch so unbeleckten 23-Jährigen war damit abgeschlossen.

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"Wir haben die Pflicht, Liam zu schützen und zu fördern, und gemeinsam sehen wir, dass es nach einem so schwierigen Start sinnvoll ist, schnell zu handeln", erklärte Red-Bull-Teamchef Christian Horner. Bei den Racing Bulls dagegen könne Lawson nun in "einem Umfeld und einem Team, das er sehr gut kennt, weitere Erfahrungen sammeln", sagte der Brite.

Er verkaufte damit als "Schutzmaßnahme", was nichts anderes als eine "kopflose" Reaktion war, in der Lawson "wie ein nasser Putzfetzen" weggeworfen worden sei, erklärte der in seinen Analysen meist so punktgenaue Sky-Experte Ralf Schumacher dagegen: "Ich finde, zwei Rennen sind einfach zu wenig für einen jungen Fahrer. Man hätte mehr mit ihm arbeiten sollen. Deshalb sage ich: Das Ganze ist kopflos, und ich bin echt überrascht."

Und bezeichnender noch für den Erfolgsrennstall ist, dass Ihnen der gleiche Fehler immer wieder passiert, sodass die Frage gestellt werden kann, vielleicht sogar muss: Lernen sie nicht dazu?

"Horner scheint falschgelegen zu haben"

Lawson ist nur der neuste Leidtragende: Ein Ausfall zum Saisonstart in Australien, Platz zwölf danach in Shanghai, dazu schwache Leistungen in den Trainings und Qualifyings – das reichte, um in der Teamführung schnell den Gedanken reifen zu lassen, dass Lawson der anspruchsvollen Aufgabe als Teamkollege des viermaligen Weltmeisters Max Verstappen nicht gewachsen ist. Und Lawson selbst? Der hatte wohl nie eine richtige Chance, das Gegenteil zu beweisen. Aus nach zwei Rennen – das hat eine neue Dimension.

Doch mit der schnellen Entscheidung hat sich der Erfolgsrennstall, der mit Verstappen die Konkurrenz in der "Königsklasse" in den vergangenen Jahren regelmäßig vorführen konnte, schon ganz früh in der Saison 2025 selbst in Unruhe versetzt – auch wenn man sich in der Zentrale in Fuschl am See eigentlich das genaue Gegenteil erhofft hat.

Auch Verstappen soll von der Entscheidung wenig begeistert gewesen sein, berichtete Red-Bull-Berater Dr. Helmut Marko bei formel1.de. Der Weltmeister habe zur Verteidigung Lawsons unter anderem vorgebracht, "dass unser Auto sehr schwierig zu fahren ist" und dass es verbessert werden müsse. Marko habe Verstappen aber "erklärt, dass wir, um die WM zu gewinnen, zwei Autos in den Top 10 haben müssen".

"Ich glaube, Red Bull muss jetzt aus dem Ganzen dringend Konsequenzen ziehen", meinte Schumacher zuletzt bei Sky weiter – und griff auch die Führungspersönlichkeiten an: Beim Team "harmoniert einfach alles nicht mehr wirklich. Christian Horner scheint auch in seiner Position falschgelegen zu haben." Mehr noch: "Das ist kein Totalausfall, aber weit davon entfernt ist es auch nicht von Dr. Helmut Marko (Red-Bull-Berater, Anm. d. Red.), der Liam Lawson da zu sehr reingedrückt hat."

Es ist indes zwar die radikalste, wenn aber nicht die erste Korrektur, die die Führung des Rennstalls an einer Entscheidung vorgenommen hat – denn schon mehrfach erwies sich der erhoffte kongeniale Teamkollege für den ehrgeizigen Verstappen, der in diesem Jahr seinen fünften Weltmeistertitel in Folge einfahren soll, als Fehlgriff – den sich auch Horner und Marko ankreiden lassen müssen.

Denn in den vergangenen Jahren sind einige namhafte Formel-1-Fahrer im Cockpit neben dem Niederländer gescheitert.

Dabei ist die Aufgabe klar definiert: Im Gegensatz zu anderen Top-Teams der Formel 1 – heute McLaren (Lando Norris und Oscar Piastri), Ferrari (Lewis Hamilton und Charles Leclerc) oder mit Abstrichen auch Mercedes (George Russell und Kimi Antonelli) -, bei denen beide Fahrer um Siege mitfahren sollen und können, ist Verstappens Nebenmann nicht als Konkurrenz für den Niederländer gedacht. Er soll ein Helfer sein, ein Puffer zwischen Verstappen und dem Rest des Feldes, ähnlich schnell, aber ohne Ambitionen, Rennen gewinnen zu wollen. Der zweite Pilot bei Red Bull soll Verstappen einzig weitestgehend sorgenfreie Rennen an der Spitze ermöglichen – und genügend Punkte einfahren, um auch die Konstrukteurs-WM zu sichern. In einem Auto, das stets auf Verstappen zugeschnitten ist. Das mussten diese Fahrer bereits leidvoll erfahren:

Daniel Ricciardo (2016 bis 2018)

Der für sein breites, gewinnendes Lächeln bekannte Australier war bereits zwei Jahre bei Red Bull, als Verstappen als Rookie zum Team kam. Im immer konkurrenzfähigeren Auto lieferten sich die beiden Duelle, in denen der Niederländer aber zunehmend die Oberhand gewann.

2018 entschied sich Ricciardo freiwillig zum Abschied von Red Bull, fuhr danach für Renault (2019-20) und McLaren (2021-22), ehe er zu Red Bull zurückkehrte und noch zwei Jahre für das kleinere Team Racing Bulls fuhr. "Damals ergab meine Entscheidung für mich Sinn", erinnerte sich Ricciardo im vergangenen Oktober. "War es aber die beste Entscheidung meiner Karriere? Nein."

Pierre Gasly (2019)

Auf Publikumsliebling Ricciardo folgte der Franzose, nach nur einer Saison beim "kleinen" Red-Bull-Team, damals noch unter dem Namen Toro Rosso. Es lief von Anfang an nicht für Gasly, der mit der schnellen Beförderung überfordert schien. Schon in den Tests vor der Saison crashte der Neue. Gute Ergebnisse – gerade im Vergleich zu Verstappen – blieben in der Saison dann aus, Gasly fuhr zwar regelmäßig in die Top-10, wurde von seinem Teamkollegen aber ebenso regelmäßig distanziert, beim Großen Preis von Österreich sogar überrundet. Schnell galt der Neuling bereits wieder als Wackelkandidat.

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Noch vor dem Großen Preis von Ungarn – dem damals letzten GP vor der Sommerpause – beteuerte Marko allerdings: "Dieses Jahr ändern wir nichts mehr. Wir werden die Saison in der aktuellen Besetzung beenden." Auf dem Hungaroring aber wurde Gasly erneut von Verstappen überrundet – und musste dann doch zur Sommerunterbrechung gehen – nach gerade einmal zwölf Rennen. "Dieses Cockpit und ich haben nie zusammengepasst", erklärte Gasly rückblickend 2021. Und fügte vielsagend an: "Es war eine schwierige Zeit für mich, weil ich das Gefühl hatte, nicht dieselbe Rückendeckung zu bekommen wie andere. Und das kann ich nicht akzeptieren."

Alex Albon (2019 bis 2020)

Der Thailänder ersetzte mitten in der Saison den glücklosen Gasly, der wiederum zu Toro Rosso zurückkehrte und dort Albons Platz einnahm. Mit der Personalie kündigte Red Bull an: "Das Team wird die verbleibenden neun Rennen nutzen, um Alex‘ Leistungen zu bewerten und gewissenhaft zu entscheiden, wer 2020 neben Max fahren wird." Und tatsächlich fuhr Albon in acht dieser Grand Prix unter die ersten Sechs, zeigte ansprechende Leistungen, verdiente sich damit eigentlich das Vertrauen für die Folgesaison.

Dort aber schwächelte Albon regelmäßig, schwankte gehörig in seinen Leistungen. Beispielsweise folgte auf Platz 15 beim Großen Preis von Italien Platz 3 in der Toskana, dann wieder nur Rang 10 in Russland. Nach drei Rennen ohne Punkte und Platz 15 in Imola ätzte Ex-Formel-1-Fahrer Jacques Villeneuve: "Er ist die schlechteste Nummer zwei bei Red Bull aller Zeiten." Schumacher kanzelte Albon als "Bremsklotz" ab: "Ich weiß nicht, warum er noch fährt." Dies tat Albon nur noch vier weitere Rennen, wurde nach Saisonende dann aufs Abstellgleis Testfahrer geschoben. Mittlerweile fährt der heute 28-Jährige längst wieder in der Formel 1, sitzt im Williams-Cockpit.

Sergio Pérez (2021 bis 2024)

Der Mexikaner kam als solider Fahrer von Racing Point zu Red Bull, war von Beginn an die klare Nummer zwei hinter Verstappen. Immerhin 2022 und 2023 gelang der Triumph aus WM-Titel für Verstappen und für das Team, doch mehr aufgrund der überragenden Ergebnisse Verstappens denn der bestechenden Konstanz von "Checo", der 2023 immerhin hinter seinem Teamkollegen Vizeweltmeister wurde, wenngleich im damals konkurrenzlosen Auto von Red Bull. Doch immer wieder leistete sich Pérez auch Patzer, besonders in seiner unglücklichen letzten Saison 2024, in der er nur auf Rang 8 der Fahrerwertung fuhr.

Pérez wurde immer wieder mit einer vorzeitigen Demission in Verbindung gebracht, doch bewies Red Bull hier Geduld – wohl auch, weil der heute 35-Jährige namhafte, finanzstarke Sponsoren im Rücken hatte. "Man sollte ihn echt erlösen", forderte Schumacher noch im Sommer 2024, als Pérez sein Auto im Qualifying zu Großen Preis von Ungarn schwer demoliert hatte. Es dauerte noch Monate, ehe die Trennung feststand. Liam Lawson bekam diese Zeit nun nicht – wohl auch, weil Horner nicht wie bei Pérez zu lange warten wollte. Ob sie Yuki Tsunoda bekommen wird, ist fraglich. Und Red Bull hätte den nächsten Fehler begangen.

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