Poker um Rechtevergabe Verschwinden die Formel-1-Rennen aus dem Free-TV?
Seit Anfang der 1990er-Jahre überträgt RTL die Formel-1-Rennen frei verfügbar im Fernsehen. Doch der TV-Vertrag des Senders endet nach der kommenden Saison. Zukünftig könnten die Rennen nur noch im Pay-TV empfangbar sein – oder von Streamingdiensten übertragen werden.
Seit fast drei Jahrzehnten zeigt RTL die Rennen der Formel 1. Im Vorjahr kam der Kölner Privatsender auf durchschnittlich vier Millionen Zuschauer und einen Marktanteil von rund 23 Prozent. Neben RTL zeigt auch der Pay-TV-Sender Sky seit vergangener Saison wieder die Rennen und kam zuletzt auf einen Saisondurchschnitt von rund 470.000 Zuschauern pro Rennen.
Wenn es nach den beiden Sendern ginge, bleibt es auch ab der Saison 2021 dabei. Doch das scheint keinesfalls sicher, denn die TV-Verträge der beiden Sender enden nach dieser Saison – der Poker um die TV-Rechte für 2021 läuft derzeit.
"Wir befinden uns in Gesprächen"
"Die Formel 1 ist und bleibt eines der populärsten und meist gesehenen seriellen Sport-Formate", versicherte RTL-Sprecher Matthias Bolhöfer. Daher verhandle der Sender derzeit um die Verlängerung des TV-Vertrags. Bolhöfer bestätigte: „Wir befinden uns in Gesprächen.“
Angeblich soll sich Liberty Media, der Eigner der Formel 1, eine Kombination aus Pay-TV und Free-TV wünschen – so wie es derzeit in Deutschland der Fall ist. Doch das Ende der Free-TV-Übertragungen ist nicht ausgeschlossen. In Rennsportländern wie Großbritannien und Italien ist die Formel 1 bereits ins Pay-TV gewandert. Die Folge: Die Zuschauerzahlen sanken, doch der Umsatz wuchs.
Die Zukunft der Formel 1 könnte im Internet liegen
Außerdem versuchen die neuen Besitzer der Formel 1 über das Internet neue Vertriebswege auszuloten. Von Podcasts, Social Media, einem eigenem Streamingdienst bis hin zur eigens produzierten Netflix-Serie "Formula One: Drive to Survive": Liberty Media lässt nichts unversucht.
Daher könnte der Weg zukünftig in Richtung Streaminganbieter wie DAZN oder Amazon gehen. Die Frage ist bloß, wie viel Geld bei den großen Streamingdiensten für Motorsport in den Kassen ist. Gerade erst sicherten sie sich die Rechte für die Bundesliga und die Champions League ab der Saison 2021/2022.
Hamilton: "Das ist definitiv nicht cool"
Sollten sich die beiden "Neulinge" durchsetzen, würde sich eine Situation wie in Großbritannien anbahnen. Dort werden die Rennen nur mit Ausnahmen im Free-TV gezeigt, zum Beispiel beim nationalen Grand Prix in Silverstone (England). Dieser Fall würde für deutsche Zuschauer nicht eintreten, denn der Große Preis von Deutschland steht vorerst nicht mehr im Kalender der Rennserie.
Weltmeister Lewis Hamilton hält von einem Ausschluss des Free-TV wenig. "Das ist definitiv nicht cool", sagte der sechsmalige Weltmeister. "Die Fans machen den Sport zu dem, was er ist. Je mehr man sie aussperrt und daran hindert es zu sehen, desto schlechter wird auch das Geschäft für die Inhaber."
- Nachrichtenagentur dpa
- "Handelsblatt.com": "Der US-Konzern Liberty Media will die Formel 1 umkrempeln"
Eigene Recherche