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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Sprintrennen statt Zeitfahren Wird das F1-Qualifying heute abgeschafft?
Seit fast 60 Jahren wird die Startaufstellung bei der Formel 1 durch das Qualifying am Samstag vor dem Rennen ermittelt. Doch diese langjährige Tradition könnte heute ein Ende finden.
Die Formel 1-Teams treffen heute in Paris zusammen, um über die Änderung des Qualifying-Samstags abzustimmen. Die Idee: Statt eines Zeitfahrens sollen die Fahrer in einem Sprintrennen am Tag vor dem Rennen starten. Beim Samstag-Lauf, so das Konzept, sollen die Autos in der umgekehrten Reihenfolge des aktuellen WM-Punktestands starten. Die Reihenfolge, in der die Autos nach Ende des Sprintrennens ins Ziel kommen, bildet folglich die Startaufstellung für das Hauptrennen am Sonntag.
"Wir wollen wissen, ob ein Sprintrennen am Samstag das Formel-1-Erlebnis für die Fans und Zuschauer verbessert", sagte Formel-1-Sportdirektor Ross Brawn dazu. "Uns interessiert, ob diese Idee einen Platz in der heutigen Welt des Racings hat oder eben nicht."
Mehr Spannung für Fans und Zuschauer
Zuerst soll das neue Konzept bei bis zu drei Rennen in der kommenden Saison ausprobiert werden. Laut dem Motorsport-Portal "Autosport.com" soll es sich dabei um die Strecken in Spa (Belgien), Le Castellet (Frankreich) und Sotschi (Russland) handeln. Nach dem Testlauf in der kommenden Saison wollen die Formel-1-Bosse entscheiden, ob man diese Idee auf weitere Rennläufe ausweitet.
Brawn, ehemaliger Renningenieur von Michael Schumacher, verspricht sich mit den Sprintrennen mehr Spannung an den Rennwochenenden. "Ich denke, wir alle wollen den besten Fahrern bei Höchstleistungen zugucken, wie sie überholen und um ihre Startpositionen kämpfen."
Bevor Brawns Vorhaben aber umgesetzt wird, müssen die Teams heute bei einem Treffen des internationalen Rennsport-Verbands Fia der Regeländerung einstimmig zustimmen. Sollte auch nur ein Rennstall dagegenstimmen, wird die Idee vorerst fallen gelassen. Für die Saison 2021 könnte die Änderung aber auch ohne Einstimmigkeit der Teams durch die Fia beschlossen werden.
Topteams befürchten schlechtere Platzierung am Rennsonntag
Topteams wie Ferrari und Mercedes kritisieren das Vorhaben: Sie haben Bedenken, dass ihre Boliden, die dann vermutlich samstags regelmäßig von hinten starten würden, bei dem Sprintrennen nicht durch das Starterfeld kommen und schließlich schlechtere Platzierungen am Sonntag einfahren.
Günther Steiner, Teamchef des US-amerikanischen Rennstalls Haas, ist einer der wenigen Befürworter unter den Teamchefs. Als Mittelfeld-Team rechnet er sich mit der Veränderung mehr Chancen auf Siege oder Punkte aus. "Manchmal müssen wir Dinge neu ausprobieren", so der Südtiroler. "Wenn das nicht funktioniert, kann man sich das immer noch eingestehen und dahin zurück, wo man herkommt."
Verhaltene Reaktionen der Formel-1-Fans
Seit Beginn der Rennserie im Jahr 1950 wird die Startaufstellung im Zeitfahr-Modus ermittelt. In den sozialen Medien fiel die Meinung der traditionsverbundenen Formel-1-Fans zur Qualifying-Abschaffung daher gemischt aus. Für viele ist das Zeitfahren nämlich ein fester Bestandteil des Rennwochenendes, bei dem die Fahrer das Maximum aus ihren Boliden herausholen.
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Ross Brawn verweist in puncto Tradition aber auf die erfolgreiche Einführung des Extrapunkts für die schnellste Rennrunde vor dieser Saison: "Auch das haben viele kritisiert", so der Brite über den umworbenen Bonus, der die Rennen bis zum Ende hin spannend hält und kaum mehr wegzudenken ist. "Ich denke, mittlerweile kritisiert das keiner mehr."
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