Fahrer haben die Nase voll Fia-Präsident im Fokus: Es brodelt in der Formel 1
Die Regelungswut des Weltverbands und die Amtsführung des Fia-Bosses sorgen in der Formel 1 für Unruhe. Dazu kommt noch eine Motorendebatte zur Unzeit.
Der Ärger im Fahrerlager wächst – und macht auch vor kuriosen Strafen nicht Halt. Williams-Fahrer Carlos Sainz musste vor dem Rennen in Japan 10.000 Euro zahlen, weil er wegen eines Toilettengangs zu spät zur Nationalhymne erschien.
"Es waren nur fünf Sekunden, und dafür dann 10.000 Euro, das geht einfach nicht", kritisierte der Spanier vor dem Grand Prix in Bahrain. Die Debatte ist Teil einer größeren Unzufriedenheit – im Zentrum: der Automobil-Weltverband Fia und dessen Präsident Mohammed Ben Sulayem.
Rücktritte und Vorwürfe gegen die Fia-Führung
Die Regelwut des Weltverbands sorgt bei vielen Fahrern für Unverständnis. Neben der Hymnen-Strafe sind es vor allem Sanktionen für Fluchen, die auf Kritik stoßen. Mercedes-Pilot George Russell, Vorsitzender der Fahrervereinigung, beklagte, dass Bemühungen der Piloten bei der Fia kein Gehör finden würden. Carlos Sainz stellte zudem infrage, wofür die Fia die eingenommenen Bußgelder überhaupt verwendet.
Ben Sulayem wird in Bahrain erstmals in dieser Saison wieder an der Strecke erwartet – der Empfang dürfte kühl ausfallen. Einer seiner Vizepräsidenten trat kürzlich zurück und warf dem Fia-Chef schlechte Amtsführung vor. Kurz vor dem Bahrain-Rennen sorgte außerdem der Rücktritt von Robert Reid für Aufsehen. Der bisherige Vizepräsident für Sport erklärte, dass Prinzipien zunehmend missachtet würden und Entscheidungen ohne Mitsprache getroffen worden seien. Die Fia wies die Vorwürfe zurück und sprach von "außergewöhnlich soliden Richtlinien".
Diskussion um Motorenreform spaltet das Fahrerlager
Zusätzliche Unruhe bringt Ben Sulayems Vorstoß zur Motorenzukunft. Der 63-Jährige will die für 2026 beschlossene Regelung aufweichen und stattdessen eine Rückkehr zu Zehnzylinder-Motoren prüfen lassen. Dabei ist der neue Antrieb längst beschlossen: Turbo-Sechszylinder mit 50 Prozent elektrischer Leistung und nachhaltigem Kraftstoff. Audi hatte sich wegen dieser Formel zum Einstieg in die Formel 1 entschieden, Honda bleibt nun doch an Bord.
Die Autohersteller investieren bereits hohe Summen in die Entwicklung – der Zeitpunkt für eine neue Debatte wirkt entsprechend unpassend. Mercedes, Audi und Honda haben dem Vorstoß bereits eine Absage erteilt. Doch Ben Sulayem kündigte an, seine Pläne in Bahrain weiter zu verfolgen. "Wir müssen auch bei den zukünftigen technologischen Trends im Motorsport die Nase vorn haben", erklärte er.
Hinter den Kulissen brodelt der Konflikt längst. Zwischen dem Fia-Präsidenten, den Teams und den Formel-1-Besitzern Liberty Media herrscht ein Ringen um Einfluss. Die Ereignisse rund um das Rennen in Bahrain sind nur ein weiteres Kapitel in diesem andauernden Machtkampf – ein Ende ist nicht in Sicht.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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