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Formel 1: Pérez kämpft bei Red Bull um Zukunft – "Es ist einfach verrückt"


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Formel-1-Fahrer kämpft um Karriere
"Es ist einfach verrückt"


20.07.2024Lesedauer: 4 Min.
Unter Druck: Red-Bull-Pilot Sergio Pérez.Vergrößern des Bildes
Unter Druck: Red-Bull-Pilot Sergio Pérez. (Quelle: IMAGO/imago-images-bilder)

Nach starkem Saisonstart befindet sich Sergio Pérez momentan in einer tiefen Krise. Gut möglich, dass Red Bull zeitnah handelt und den Mexikaner ersetzt. Denn die Liste seiner Patzer ist lang – mehr wird er sich kaum noch leisten können.

Die Lage ist ernst. Und er ist sich dessen auch selbst bewusst, irgendwie. "Ich bin schon so lange in diesem Business. Ich weiß, dass es nur darauf ankommt, wo ich nach dem Saisonende in Abu Dhabi stehe", sagte Sergio Pérez im Vorfeld des Großen Preis von Ungarn am Freitag. "Es ist eine Achterbahn und ich hoffe, dass die Form bald wieder da ist."

Vielleicht aber hat der seit Wochen kriselnde Formel-1-Fahrer doch noch nicht so ganz realisiert, wie ernst die Lage für ihn wirklich ist. Denn schon der Ausgang des Rennes auf dem Hungaroring am Sonntag (ab 15 Uhr im Liveticker bei t-online) könnte über Pérez‘ Zukunft bei Red Bull entscheiden.

Denn Pérez durchlebt aktuell ganz schwere Wochen: Zum letzten Mal aufs Podium fahren konnte der 34-Jährige beim Großen Preis von China, belegte in Shanghai Platz drei – das war Ende April. Perez‘ Ergebnisse seitdem: Platz 4 in Miami, Platz 8 in der Emilia-Romagna, Aus in Monaco nach einem Crash. Daher etwas überraschend verlängerte Red Bull Pérez‘ Vertrag Anfang Juni gleich um zwei Jahre, trotz der bestehenden Zweifel. "Checo muss sich wohlfühlen. Und er braucht Sicherheit. Dann kann er auch seine maximale Leistung abrufen. Deshalb wollten wir alles, was ihn ablenken könnte, ausschalten", erklärte Red-Bull-Teamchef Christian Horner damals.

Der gewünschte Effekt blieb aber aus, im Gegenteil ging Pérez' Formkurve danach noch weiter nach unten: Aus in Montreal nach einem Unfall, Platz 8 in Spanien, Platz 7 in Österreich – und im vergangenen Grand Prix sogar nur Platz 17 in Silverstone. Und selbst in den Qualifying-Sessions enttäuschte der erfahrene Pilot zuletzt regelmäßig, leistete sich auch immer wieder schwere Patzer.

"Natürlich ist Checo unter Druck"

"Er hätte Verstappen beinahe den Sieg in Kanada gekostet", analysierte der niederländische Ex-Pilot Jan Lammers, heute Direktor beim Großen Preis der Niederlande, in einem Podcast. Pérez hatte kurz vor Ende des Rennens einen Unfall verursacht, schleppte das beschädigte Auto auf Anweisung des Teams noch in die Box – andernfalls hätte der Crash eine Safety-Car-Phase verursacht, in der es für den führenden Verstappen vor dem aufholenden McLaren-Fahrer Lando Norris noch mal hätte eng werden können. Lammers weiter: Die Vertragsverlängerung "widerspricht jeder Logik. Es ist einfach verrückt, was war bloß der Grund dafür?"

Bezeichnend auch: Der Abstand zu Weltmeister und Teamkollege Max Verstappen – der Niederländer liegt mit 255 Punkten auf Platz 1 in der Fahrerwertung aktuell 137 Zähler vor Pérez, für den es momentan nur zu Rang 6 reicht. Seit seinem Wechsel zum österreichischen Rennstall 2021 konnte Pérez fünf Rennen gewinnen – Verstappen dagegen holte im gleichen Auto in derselben Zeit 51 Siege.

Auch wenn der Vergleich zum zweifellos begnadeten Fahrer Verstappen wohl für die allermeisten Teamkollegen schlecht ausfallen würde: Das ist insgesamt viel zu wenig, sowohl für die Erwartungen des Routiniers an sich selbst – als auch für die Erwartungen des Teams. Und die aktuelle Krise verschärft den kritischen Blick auf Pérez weiter.

So sehr, dass der Ton der Verantwortlichen auch mal etwas deutlicher wird. "Unhaltbar" seien die Leistungen des Mexikaners in den letzten Rennen gewesen, entfuhr es Horner nach dem Großen Preis von Großbritannien in Silverstone. Natürlich sei man "frustriert". Und: "Natürlich ist Checo unter Druck – das ist normal in der Formel 1. Aber wenn du nicht ablieferst, wird der Druck immer größer, und das weiß er auch."

Das Problem nur: Pérez liefert aktuell eben einfach nicht ab – verheerend besonders für die Konstrukteurswertung, in der die Punkte beider Fahrer jedes Teams addiert werden. Zwar liegt Red Bull im Klassement mit aktuell 373 Zählern noch vorn – hauptsächlich aber dank eben der 255 Punkte von Verstappen.

Unterstützung von Verstappen

"Wir wissen natürlich ganz genau, dass beide Autos punkten müssen, wenn man die Konstrukteurs-WM gewinnen will", erklärte Horner weiter. Auch Helmut Marko bestätigte: "Wir brauchen auch mit Blick auf die Konstrukteurswertung zwei Fahrer vorne, und wir hoffen immer noch, dass Sergio Pérez zu seiner Form zurückfindet", schrieb der Red-Bull-Motorsportberater vor dem Ungarn-Rennen beim hauseigenen Portal "speedweek.com". Und weiter: In der Sommerpause werde man teamintern die Situation des Sorgenkinds neu bewerten, "und dann sehen wir weiter".

Der frühere Weltmeister Jenson Button wurde bei Sky noch deutlicher: "Red Bull kann das nicht ewig so weiterlaufen lassen. Wenn er im nächsten Rennen wieder nicht in die Punkte fährt, müssen sie ihn aus dem Auto entfernen und jemand anderes hineinsetzen."

Medienberichten zufolge soll es eine Klausel für das vorzeitige Ende der in diesem Jahr erst verlängerten Zusammenarbeit geben: Wenn Pérez nach den kommenden beiden Rennen noch mehr als 100 Punkte Rückstand auf seinen Teamkollegen hat, könne der Vertrag aufgelöst werden. Beim aktuellen Rückstand auf Verstappen eigentlich eine unmögliche Aufgabe.

Verstappen selbst, über dessen Verhältnis zu Pérez es über die Jahre unterschiedliche Berichte gab, sah sich indes sogar zur Parteinahme für seinen kriselnden Teamkollegen gezwungen: "Es ist natürlich schwierig, ich denke, auch er will es besser machen", sagte der Niederländer vor diesem Rennwochenende. "Aber ich weiß, dass er sehr hart arbeitet."

Zuletzt wurde spekuliert, der frühere Red-Bull-Fahrer Daniel Ricciardo oder Yuki Tsunoda, beide aktuell beim Schwesterteam RB im Cockpit, könnten Pérez ablösen. "Ich habe es verdient, neben Max zu sitzen", sagte Tsunoda am Rande des Rennwochenendes in Ungarn. In Silverstone saß Talent Liam Lawson zu Tests im Red Bull – der 22-jährige Neuseeländer konnte vergangene Saison als Vertretung für den verletzen Ricciardo bei Alpha Tauri (wie das RB-Team damals noch hieß) überzeugen. Und dazu wartet auch noch Isack Hadjar auf seine Chance: Der 19-Jährige vom Red-Bull-Junior-Team sorgt in der Formel 2 für Furore. Die Lage ist wirklich ernst für Sergio Pérez.

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