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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Zweiter Deutscher Champion nach Nowitzki? NBA Finals: Theis' Celtics gehen gegen Warriors unter
Daniel Theis hat auf dem Weg, als zweiter Deutscher nach Dirk Nowitzki den NBA-Titel zu gewinnen, einen Dämpfer kassiert. Im zweiten Finalspiel gab es für seine Boston Celtics bei Favorit Golden State Warriors eine deutliche Pleite. Eine Statistik war für Theis besonders bitter.
Es war nicht der Abend von Daniel Theis. Schon beim Einwerfen vor der zweiten Partie der NBA Finals bei den Golden State Warriors lief es nicht. Alle sechs Dreier des Centers der Boston Celtics fanden nicht den Weg in den Korb. Dieser Negativlauf setzte sich im Spiel fort. Als einziger Spieler seines Teams blieb der Deutsche ohne Punkt.
Doch nicht nur deshalb verlor Boston klar und deutlich 88:107 beim als Favorit in die Endspielserie gegangenen Starensemble der Warriors. Dieses hatten die Celtics drei Tage zuvor noch überraschend 120:108 geschlagen und dabei eines der besten Schlussviertel der Finals-Geschichte gespielt. "Wir sind athletisch, wir sind groß – das wird kein Selbstläufer für die. Dass wir an uns glauben, ist kein Geheimnis mehr", hatte Theis danach zu Protokoll gegeben.
Doch davon war in Spiel zwei wenig zu sehen. Nur zu Beginn lief es bei den Celtics richtig rund. Sie führten früh mit 13:5. Danach wurde die Partie deutlich ausgeglichener, was auch daran lag, dass Warriors-Superstar Stephen Curry von der Dreipunktelinie seinen Rhythmus fand.
Am Ende war der Aufbauspieler im Chase Center von San Francisco mit 29 Punkten (15 davon von jenseits der Dreipunktelinie) erfolgreichster Werfer der Partie. "Ich habe gesagt, dass wir mit Leidenschaft spielen müssen. Das haben wir heute getan", sagte Curry nach der Partie: "Es ist ein gutes Gefühl, wieder in der Spur zu sein."
Nachdem Golden State zur Halbzeit nur knapp mit 52:50 geführt hatte, lief das Team aus Kalifornien im dritten Viertel richtig heiß und erzielte in diesem 21 Punkte mehr als Boston. Was die Celtics auch versuchten, Golden State hatte immer die passende Antwort parat – und zeigte sich besonders von jenseits der Dreipunktelinie treffsicher.
Theis' Verzweiflung
Sinnbildlich dafür war ein Versuch von Jordan Poole, der über die hochgerissene Hand des eigentlich ordentlich verteidigenden Theis von deutlich hinter der Dreierlinie den Weg in den Korb fand. Schon da schüttelte der Deutsche entnervt mit dem Kopf. Wenige Sekunden später kam es für die Celtics dann noch dicker, als wieder Poole den Ball mit der Schlusssirene des dritten Viertels von der Mittellinie aus im Korb unterbrachte. Der daraus resultierende 64:87-Rückstand raubte dem Team aus Neuengland merklich die Hoffnung.
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Celtics-Coach Ime Udoka schonte seine Stars, setzte größtenteils auf die Reservespieler. Theis bekam so mit knapp 15 Minuten deutlich mehr Spielzeit als beim Auftakterfolg vor drei Tagen. Dort durfte er nur knapp sechs Minuten ran, verwandelte aber immerhin einen Dreipunktewurf.
Dieses Erfolgserlebnis war dem 30-Jährigen an diesem Abend nicht vergönnt. Sein einziger Wurf im gesamten Spiel prallte von der Ringkante zurück ins Feld. Immerhin kam der Deutsche, der wie gewohnt hart arbeitete und unter dem Korb ackerte, auf fünf Rebounds und einen Assist. Bester Werfer seines Teams war Jayson Tatum mit 28 Punkten.
In der Serie steht es nun 1:1. In der Nacht zum Donnerstag (ab 0 Uhr bei DAZN und über den NBA League Pass) geht es in Boston weiter mit dem dritten Spiel – und für Theis' Traum, als erst zweiter Deutscher überhaupt mit seinem Team den NBA-Titel zu gewinnen. Bisher war das nur der deutschen Basketballlegende Dirk Nowitzki gelungen, die sich mit den Dallas Mavericks in der Endspielserie 2011 gegen die Miami Heat durchsetzen konnte.
Kein Kontakt mit Nowitzki
Die damit einhergehenden Vergleiche hört Theis, der in seiner Karriere vornehmlich als mannschaftsdienlicher Reservespieler profilieren konnte, gar nicht gerne. "Vergleichen kann man das nicht mit Dirks Karriere, die ganz woanders ist. Aber natürlich ist es auch eine Ehre, im gleichen Satz genannt zu werden und um die Meisterschaft zu spielen. Ein paar Spiele später können wir hoffentlich noch positiver darüber sprechen", so der gebürtige Salzgitteraner.
Kontakt zu Nowitzki habe er aktuell nicht. "Ich denke auch, weil er selbst weiß, wie man sich auf Finals vorbereitet und probiert, sich darauf zu fokussieren. Das ist vielleicht eine Chance, die man nur einmal im Leben bekommt."
- Beobachtungen vor Ort im Chase Center