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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Mögliche OB-Kandidatin Elisabeth Ries: "Ich kann diese Stadt in die Zukunft bringen"

Elisabeth Ries (SPD) will Oberbürgermeisterin werden. Mit t-online spricht sie darüber, was sie von ihren Kontrahenten unterscheidet – und wo sie mit Nürnberg hinwill.
Wenn es nach Sozialreferentin Elisabeth Ries geht, sitzt 2026 nicht nur wieder eine Sozialdemokratin an der Spitze der Stadt – sondern auch die erste Frau überhaupt. Ries bewirbt sich gerade als Oberbürgermeisterkandidatin ihrer Partei.
Ebenfalls im Rennen ist Nasser Ahmed, der Vorsitzende der Nürnberger SPD. Wer Amtsinhaber Marcus König herausfordert, entscheiden bis Mitte März die Mitglieder der Partei. Wie schätzt Riese ihr Chancen ein, was würde sie anders machen und warum ist sie aus ihrer Sicht die beste Kandidatin?
t-online: Frau Ries, beginnen wir mit ein paar schnellen Entweder-oder-Fragen. Bratwurst oder Lebkuchen?
Elisabeth Ries: Schwierig. Beides, jahreszeitabhängig. Das geht aber nicht, oder?
In diesem Fall lasse ich es durchgehen. Wöhrder See oder Dutzendteich?
Wöhrder See. Ich fahre am Dutzendteich jeden Tag mit dem Fahrrad vorbei, der Wöhrder See ist aber vielfältiger.
Gostenhof oder Südstadt?
Puhhh, Gostenhof.
Innenstadt oder Gostenhof?
Beruflich Innenstadt, privat Gostenhof.
Magnetbahn oder Straßenbahn?
Straßenbahn!

Zur Person
Elisabeth Ries ist 51 Jahre alt. Geboren ist sie in Unterfranken, aufgewachsen in Oberfranken. Ries hat Politik und Kulturwissenschaften studiert. Ihre Karriere im Rathaus begann sie 1999 als Mitarbeiterin der SPD-Stadtratsfraktion, später war sie persönliche Mitarbeiterin des langjährigen Oberbürgermeisters Ulrich Maly. Seit 2020 ist sie die Referentin für Jugend, Familie und Soziales der Stadt Nürnberg. Ries lebt im Stadtteil Langwasser. Privat fährt sie – ebenso wie im beruflichen Alltag – gerne Fahrrad und singt im Chor.
Kongresszentrum oder Markthalle im Kaufhof?
Kongresszentrum.
Damit widersprechen Sie jetzt aber der Forderung Ihrer eigenen Partei.
Das ist doch eine Entweder-oder-Frage. Ich halte ein Kongresszentrum in zentraler Lage für äußerst sinnvoll. Wenn es woanders hinkommt, habe ich auch nichts gegen eine Markthalle im Kaufhof.
Gut, verlassen wir mal den Entweder-oder-Modus und wagen einen Blick in die Zukunft. Was haben Sie denn am 9. März 2026 geplant?
Das ist einfach: Arbeiten. Ich weiß natürlich, worauf Sie hinauswollen. Der 8. März 2026, also der Tag davor, ist nicht nur der Weltfrauentag, sondern auch der Tag der Kommunalwahl.
Wie wahrscheinlich ist es, dass Nürnberg eine Oberbürgermeisterin bekommt?
Eine Prozentangabe will ich Ihnen nicht nennen, ich halte es aber nicht für unwahrscheinlich. Ich denke, die SPD wird auf jeden Fall eine Chance haben. Egal, ob Nasser Ahmed oder ich antrete. Allerdings gibt es mit ihm keine Oberbürgermeisterin.
Das ist ja wirklich neu, dass es in der SPD ein internes Rennen um die Kandidatur gibt. Hilft oder schadet das der Partei?
Ich glaube, dass es uns gerade guttut. Die Partei hat sich gewünscht, dass es ein transparentes Verfahren bei der Nominierung des Kandidaten gibt. Unsere Ideen sind ähnlich: Wir wollen Nürnberg beide zu einer Stadt der Chancen, einer Stadt der Vielfalt machen. Gerade geht es eher um einen Wettstreit der Profile.
Eine Oberbürgermeisterin repräsentiert nicht nur, sondern sie steuert gleichzeitig einen ganzen Konzern.
Elisabeth Ries (SPD)
Das heißt?
Nasser Ahmed ist eher der Verkehrspolitiker. Ich habe im Bildungs-, Sozial- und Jugendbereich ein Prä, weil ich da die Verantwortung habe. Die entscheidende Frage ist, ob jemand mit Regierungserfahrung und einer sehr tiefen Kenntnis der Strukturen im Rathaus antreten soll. Oder ob jemand, der jünger und sehr öffentlichkeitswirksam unterwegs ist, Kandidat werden soll. Am Ende muss die SPD entscheiden, wer sich eher gegen Marcus König durchsetzen kann.
Warum soll sich die Nürnberger SPD für Sie entscheiden und nicht für Ihren parteiinternen Mitbewerber?
Ich arbeite seit 25 Jahren in ganz unterschiedlichen Funktionen im Rathaus, kann also Regierung und Verwaltung. Deshalb bin ich überzeugt, dass ich diese Stadt in die Zukunft bringen kann. Wichtig ist zu verstehen, dass eine Oberbürgermeisterin nicht nur nach außen repräsentiert, sondern gleichzeitig einen ganzen Konzern steuert und managt.
Nasser Ahmed hat sich sehr lautstark um die Kandidatur beworben. Danach hat er nicht mit Kritik an der CSU gespart. Stichworte: "Blümchenschau" und Magnetschwebebahn. Warum ist es um Sie viel ruhiger?
Wir haben völlig unterschiedliche Rollen. Nasser Ahmed ist ehrenamtlicher Stadtrat und Parteivorsitzender der Nürnberger SPD. Er hat auch immer wieder betont, dass ihm das Thema Beinfreiheit gegenüber dem Kooperationspartner CSU wichtig ist. Das nutzt er jetzt. Ich bin hingegen Teil der Stadtregierung und leite den größten Geschäftsbereich mit fast 4.000 Beschäftigten, deshalb werde ich nicht mit einzelnen Themen an die Öffentlichkeit gehen. In meiner Funktion bin ich aber sehr präsent.
Sollte eine angehende Oberbürgermeisterin oder ein angehender Oberbürgermeister überhaupt auf Konfrontation setzen – oder eher aufs Vermitteln?
Wenn wir als Sozialdemokraten den Anspruch haben, dieses Rathaus wieder zu führen, braucht es beides. Wir müssen im Wahlkampf selbstverständlich deutlich machen, wo wir uns von der CSU und dem amtierenden Oberbürgermeister unterscheiden. Da scheue ich auch den Streit mit Marcus König und seiner Fraktion nicht, dafür ist es aber aus meiner Sicht noch zu früh. Wir haben eine Stadt zu führen und können uns nicht eineinhalb Jahre lang mit Wahlkampf beschäftigen.
Was sind die drei drängendsten Probleme in unserer Stadt, die Sie als Oberbürgermeisterin angehen würden?
Wir müssen uns in den nächsten Jahren sehr intensiv mit unserem Haushalt beschäftigen – sowohl was die Ausgabenseite als auch was die Einnahmenseite betrifft. Da sehe ich auch Bund und Land in der Pflicht. Das nächste ist der Themenkomplex Wirtschaft, Arbeit und Strukturwandel. Auch da haben wir große Aufgaben vor uns. Als dritten Punkt sehe ich den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Mich freut diese Vielfalt, die wir in Nürnberg so unaufgeregt leben. Mehr als 51 Prozent der Menschen haben einen Migrationshintergrund. Wir müssen konsequent alles verhindern, was die Stadtgesellschaft spalten könnte – jetzt und in Zukunft.
Eines haben Sie jetzt nicht angesprochen: das Thema Innenstadt.
Das Thema ist gerade in den Medien sehr präsent. Ich halte es für überbewertet. Wir haben kürzlich die jungen Erwachsenen gefragt, was ihnen Sorgen macht. Am meisten genannt wurden die Kriege und Konflikte in der Welt, danach kam das Thema Klimaschutz und als Drittes die steigenden Preise. Also die Frage: Kann ich mir das Wohnen in meiner Stadt künftig überhaupt leisten? Ich glaube, dass diese Themen viele Menschen noch mehr umtreiben als die Frage, welche Läden in der Breiten Gasse leer stehen – wenngleich wir uns natürlich auch darum kümmern müssen.
Nürnberg war lange eine SPD-Hochburg. Marcus König ist erst der zweite CSU-Oberbürgermeister überhaupt. Was ging 2020 schief?
Die Stichwahl fiel damals mitten in die Corona-Pandemie. Das hat es uns schwer gemacht, herauszuarbeiten, was die Kandidaten Thorsten Brehm und Marcus König voneinander unterscheidet. Ich glaube bis heute, dass Thorsten Brehm ein guter Oberbürgermeister geworden wäre. Aber nach der langen Amtszeit von Ulrich Maly gab es in der Stadt offenbar einen Wunsch nach einer Verschiebung der Kräfteverhältnisse im Rathaus.
Ulrich Maly hat immer gesagt, wenn es einfach wäre, könnte es ja jeder.
Elisabeth Ries (SPD)
Marcus König geht mit Amtsbonus ins Rennen. Dazu ist er auch noch relativ jung und gilt als beliebt. Wie schwer wird das für die SPD?
Ulrich Maly hat immer gesagt, wenn es einfach wäre, könnte es ja jeder. Es ist eine Herausforderung.
Frau Ries, vielen Dank für das Gespräch.
- Persönliches Gespräch mit Elisabeth Ries