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Nürnberg | Bundestagswahl: Das treibt Titus Schüller von den Linken an


Wahlkampf in Nürnberg
Direktkandidat startet dritten Versuch: Was treibt ihn an?


11.02.2025 - 17:51 UhrLesedauer: 3 Min.
Titus Schüller beim Wahlkampf in Nürnberg: Er will für die Linke in den Bundestag.Vergrößern des Bildes
Titus Schüller beim Wahlkampf in Nürnberg: Er will für die Linke in den Bundestag. (Quelle: Daniel Salg)
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In wenigen Tagen wird gewählt. Ein Direktkandidat der Nürnberger Linken kämpft um den Einzug in den Bundestag – und um das Überleben seiner Partei.

Montagnachmittag in Nürnberg. Titus Schüller fährt mit dem Lastenrad am Rathenauplatz vor. Die Ladefläche voller Flyer, hinten eine Art Anhänger – geschmückt mit einem übergroßen Plakat mit einem Bild von ihm darauf. Schüller kandidiert für die Linken im Wahlkreis Nürnberg-Nord als Direktkandidat. Wieder einmal. Es ist sein dritter Anlauf.

Nach Berlin geschafft hat er es noch nie. "Als Linker hat man es in Bayern eben nicht leicht", sagt Schüller. Doch das scheint hier niemanden zu stören. Eine Handvoll Parteifreunde erwartet den 38-Jährigen und sein Lastenfahrrad im Parteilook schon gut gelaunt, ja fast optimistisch vor dem Eingang zweier Supermärkte. Kein Wunder: Ihre Partei konnte zuletzt in den Umfragen zulegen, wäre mit 6 Prozent auch nach der Wahl weiter im Parlament vertreten.

Dafür wollen sie kämpfen, auch in Nürnberg – vor den Supermärkten am Rathenauplatz. Bevor Schüller sich die ersten Flyer schnappt, spricht ihn schon ein älterer Mann an. "Ich wünsche Ihnen vor allem Gesundheit", sagt der etwas zusammenhanglos. Ohne zu überlegen, nimmt Schüller den Ball auf: "Das wünsche ich ihnen auch. Wir haben ja gerade eine Zweiklassengesellschaft in der Gesundheitsbranche, das wollen wir ändern."

Titus Schüller.
Titus Schüller. (Quelle: Daniel Salg)

Zur Person

Titus Schüller ist gelernter Orthopädiemechaniker und engagiert sich schon seit vielen Jahren für die Partei die Linke. Er sitzt im Nürnberger Stadtrat. Außerdem arbeitet er nebenberuflich für einen Bundestagsabgeordneten seiner Partei.

"Politische Gegner werfen mir manchmal vor, dass ich immer Wahlkampf mache", sagt Schüller. Das stimme aber nicht. "Wenn es ernst wird, schalte ich schon noch einen Gang hoch", meint der wahlkampferprobte Direktkandidat. Und gerade ist es wieder einmal ernst – schließlich sind es keine zwei Wochen mehr bis zur Wahl.

Erster Wahlkampf als Teenager

Das erste Mal half Schüller als Teenager 2005 beim Straßenwahlkampf mit. Damals traten die Linken noch als Linkspartei.PDS bei der Bundestagswahl an, mit den Spitzenkandidaten Oskar Lafontaine und Gregor Gysi. Auch wenn die Wahl vor 20 Jahren eine gewisse Angela Merkel erstmals gewann, erzielte Schüllers Partei einen Achtungserfolg. Sie wurde die viertstärkste Kraft im Bundestag.

Dieses Mal ist das Motto wohl eher: Hauptsache wieder im Parlament vertreten. Doch hier am Lastenrad – der rollenden Wahlkampfzentrale – geht es erst einmal darum, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Politische Meinungsbildung könne nur durch persönlichen Kontakt gelingen, sagt Schüller. Es sei gut, wenn Gregor Gysi oder Heidi Reichinneck in Talkshows überzeugen. "Spätestens am nächsten Tag braucht es aber Menschen wie uns auf der Straße, damit die Leute auch wirklich der Linken ihre Stimme geben."

Der nächste Mann, mit dem Schüller spricht, ist schick gekleidet. Das Klischee eines "typischen Linken-Wählers" erfüllt er nicht. Dennoch will er von Schüller wissen, was er im Bundestag für Nürnberg erreichen will. Der zählt wie aus dem Effeff Dinge wie bezahlbare Mieten, einen höheren Mindestlohn und Steuerentlastungen für mittlere und untere Einkommen auf. "Das wäre für mich wahrscheinlich schlecht, ich bin Unternehmer", kontert der Mann. Nach einem kurzen Plausch ist er wieder weg.

"Meine Kinder sind froh, wenn der Wahlkampf vorbei ist"

Das Thema Mieten wird an dem Tag noch öfter fallen. Das sei auch in Nürnberg ein großes Problem. "Viele kommen schwer über die Runden", sagt der Linken-Politiker. Überhaupt werde in Deutschland viel zu oft auf die Schwachen getreten. "Wenn wir nicht mehr im Bundestag wären, würde sich niemand mehr für Ärmere, Rentner oder Migranten einsetzen", meint der Politiker.

Das treibt ihn im Wahlkampf an. Wie viele Stunden am Tag er vor der Wahl auf Achse ist, vermag er nicht zu schätzen – "halt von morgens bis abends". Aber gestern Abend habe er sich einmal freigenommen, erzählt Schüller fast schon stolz. "Meine Kinder sind jedenfalls froh, wenn der Wahlkampf vorbei ist." Nach kurzem Überlegen schiebt er nach: "Meine Frau vermutlich auch."

Dass er es in den Bundestag schafft, glaubt Schüller übrigens nicht. "Das ist aber auch gar nicht schlimm, nächstes Jahr ist in Nürnberg Kommunalwahl", sagt er. Jetzt gehe es aber darum, dass "die Linke nicht untergeht" und es über die Fünf-Prozent-Hürde schaffe.

Noch bevor Schüller am Rathenauplatz seine Zelte abbricht und zu seinem nächsten Termin radelt, kommt eine Frau vorbei. Sie kennt den Linken-Politiker offenbar schon länger. "Ihr müsst es schaffen", ruft sie ihm zu. Alle würden gerade nur noch über Migration debattieren. Außer der Linken spreche keiner mehr über zu hohe Mieten oder Femizide, sagt sie. Am 23. Februar werden die Frau und Schüller Gewissheit haben.

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