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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Kritik an Magnetschwebebahn "Große Klappe – nichts dahinter, das ist Söder"
Söder will in Nürnberg eine Magnetschwebebahn bauen. Das Projekt wird in Stadt und Politik kontrovers diskutiert. Nächste Woche steht ein spannender Termin an.
Eine Magnetschwebebahn für Nürnberg – ins Spiel hat das Markus Söder bereits im Dezember 2023 gebracht. Anfang Februar hat der Ministerpräsident angekündigt, dass der Freistaat eine Machbarkeitsstudie zu 90 Prozent zahlen will. Dennoch sorgt das Thema in der Stadt für Diskussionsstoff. Was kritisiert wird und warum die kommende Woche spannend werden könnte.
Nach den Vorstellungen Söders und seiner CSU soll die Magnetschwebebahn im Süden Nürnbergs gebaut werden. Ihm schwebt eine Verbindung zwischen Bauernfeindstraße, Messe, neuer Universität und Südklinikum vor. Eigentlich sollten sowohl die Universität als auch das Südklinikum über eine neue Straßenbahnlinie erschlossen werden.
Machbarkeitsstudie wird in Teilen des Stadtrats begrüßt
Achim Mletzko, der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Stadtrat, sagt t-online, dass seine Fraktion sich nicht gegen die Machbarkeitsstudie stellen wolle und deren Ergebnisse abwarten wolle. Weiter sagt Mletzko: "Mit der Straßenbahn würde man ohne Umstieg bis zum Klinikum Süd fahren. Warum jetzt die Magnetschwebebahn auf einmal sinnvoll sein soll, erschließt sich uns noch nicht."
Die Fraktionsvorsitzende der SPD im Stadtrat, Christine Kayser, sagt: "Aus industriepolitischer Sicht ist die Magnetschwebebahn für Nürnberg eine tolle Idee." Ob und wo sie in Nürnberg verkehrspolitisch Sinn mache, lasse sich aber nicht "mit zwei Sätzen in einer Regierungserklärung entscheiden".
Tram oder Magnetschwebebahn?
Kayser fordert zudem, dass trotz Begeisterung für die Magnetschwebebahn der Ausbau anderer öffentlicher Verkehrsmittel nichts in Stocken gerate. Der verkehrspolitische Sprecher der SPD-Fraktion Nasser Ahmed erinnert – wie Mletzko von den Grünen – an die geplante Straßenbahnlinie. Er gibt zudem zu bedenken: "Mit der Straßenbahn kann man ohne Umstieg vom Hauptbahnhof bis zum Südklinikum fahren. Insofern überrascht mich die Aussage des Oberbürgermeisters, dass der Umstieg auf halber Strecke ein Fortschritt wäre."
Mletzkos Parteikollegin Sabine Weigand sieht Söders Vorstoß noch weitaus kritischer. Die Landtagsabgeordnete der Grünen sagt t-online: "Ich persönliche halte von der Idee auf dieser Strecke gar nichts". Weiter argumentiert sie, dass eine Magnetschwebebahn ihre Vorzüge nur auf langer Strecke habe. Somit sei die Trasse zwischen Bauernfeindstraße, Messe, Universität und Südklinikum ungeeignet. Denkbar für sie wäre aber eine Verbindung nach Kornburg oder Stein.
Weigand sagt, eine Magnetschwebebahn wäre sicher innovativer als eine Straßenbahn, aber vermutlich auch vielfach teurer. Kosten, die – so die Grünen-Politikerin – letztendlich die bayerischen Steuerzahler tragen müssten. Als Söder im Dezember in einer Regierungserklärung erstmals von der Magnetschwebebahn sprach, kritisierte Weigand den Vorschlag schon scharf: "Wie immer: Große Klappe – nichts dahinter. Das ist Söder." Dem Ministerpräsidenten gehe es um Schlagzeilen und nicht darum, was der öffentliche Nahverkehr wirklich brauche, so ihre Argumentation.
Stadträte fahren zum Magnetschwebebahn-Hersteller
Die Entscheidung darüber, ob Nürnberg eine Magnetschwebebahn bekommt, fällt vermutlich erst, nachdem die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie vorliegen. Oberbürgermeister Marcus König kündigte bereits an, dass er im März einen sogenannten Letter of Intent (LOI) in den Stadtrat einbringen wolle. Dabei handelt es sich um eine Art Interessenerklärung für den Bau einer solchen Bahn.
Spannend dürfte aber auch ein Termin kommende Woche werden. Am Mittwoch (28. Februar) wollen sich zehn Stadträte bei Max Bögl, dem Hersteller der Magnetschwebebahn, informieren. Dieser betreibt dort bereits eine Teststrecke. Mletzko von den Grünen sagt: "Ich habe auf den Ortstermin gedrängt, damit man nicht, wie der Blinde von der Farbe spricht."
- Gespräch mit den Stadtratsfraktionen
- Anfrage an Sabine Weigand von den Grünen