Stadt verhängt Verweilverbot "Köln kastriert sich" – Streit um Brüsseler Platz eskaliert
Auf dem Brüsseler Platz mitten im Belgischen Viertel in Köln sollen sich bald keine Menschen mehr aufhalten dürfen. Die IG Gastro antwortet mit deutlicher Kritik.
Der Streit um die Zukunft des Brüsseler Platzes im Belgischen Viertel spitzt sich weiter zu. Die Interessengemeinschaft (IG) Gastro, unter der sich zahlreiche Kölner Restaurant-, Café, oder Barbesitzer zusammengeschlossen haben, erhebt in einem Beitrag auf Instagram schwere Vorwürfe gegen die Stadt Köln.
"Mit dem Verweilverbot [...] zeigt die Stadt Köln, dass sie kein Verständnis für die Realität des urbanen Lebens hat", heißt es in einem aktuellen Post. Erst kurz vor Weihnachten hatte die Verwaltung angekündigt, ein Verweilverbot von 22 bis 6 Uhr zu verhängen. Seit Jahren gibt es von einigen Anwohnern am Brüsseler Platz Beschwerden über Lärm und Müll.
"Statt Lösungen zu finden, werden Gastronom*innen und Kulturschaffende eiskalt zu Sündenböcken gemacht", schreiben die Vertreter der IG Gastro weiter. Ein Verweilverbot würde nicht dafür sorgen, dass die Menschen auf einmal aus dem Belgischen Viertel verschwinden würden. "Sie werden sich unkontrolliert verteilen. In Parks, Nebenstraßen und dunklen Ecken. Mehr Lärm, mehr Konflikte, weniger Ordnung."
Brüsseler Platz Köln: Aus für beliebte "La Tour Belgique"
In den vergangenen Wochen war der Streit zwischen Stadtverwaltung einerseits und Gastronomen, sowie Kulturschaffenden andererseits erneut hochgekocht. Auslöser war das Aus für die "La Tour Belgique" an und um den Brüsseler Platz. Nach Auflagen durch die Stadt Köln hatten die Veranstalter laut eigenen Angaben keinen Weg mehr gesehen, die "Tour Belgique" 2025 erneut stattfinden zu lassen.
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Laut Angaben der Stadt hat es allerdings auch keine Anträge für eine Veranstaltung im Jahr 2025 gegeben. Das Ordnungsamt hatte bei der letzten Ausgabe im Jahr 2025 eine "zweistellige Anzahl an Bürgerbeschwerden" erhalten.
Auf Anfrage von t-online erklärte die Stadt, es handele sich dabei um "nächtlichen Lärm, massiver Vermüllung, Wildurinierens, Behinderungen des Straßen- und Individualverkehrs, unzulässige Sondernutzungen und nicht eingehaltener Außengastronomie-Sperrzeiten durch teilnehmende Gaststätten". Ein Verbot der "Tour Belgique" habe es allerdings nicht gegeben.
Verweilverbot am Brüsseler Platz: Heftige Kritik an der Stadt
Das Verweilverbot soll nach einer Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts ab dem 1. Februar in Kraft treten. Laut einer Mitteilung handelt es sich dabei aber lediglich um eine Übergangslösung. Zeitnah soll eine dauerhafte Lösung für den Brüsseler Platz präsentiert werden. Einschränkungen für die Gastronomie dürfte es damit aber dennoch weiter geben.
"Köln riskiert, sich selbst zu kastrieren", moniert die IG Gastro. Die Menschen, die im Belgischen Viertel leben würden, seien bewusst an diesen "Ort voller Kultur, Gastronomie und Leben" gezogen. "Es kann nicht sein, dass einzelne Anwohnende, [...] durch Klagen bestimmen, was der Rest der Stadt darf und was nicht."
- Instagram.com: Beitrag der @ig_koelner_gastro
- Eigene Recherchen
- Reporter vor Ort