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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Der Influencer und der Bashar-Kult Steckt diese Alien-Sekte hinter Julian Zietlows Skandalen?
Influencer Julian Zietlow spricht oft von seinem spirituellen Erwachen. Das hat ihn wohl zum Bashar-Kult gebracht – eine Sekte mit dubiosem Anführer.
Die jüngste Entwicklung des einst gefeierten Fitness-Influencers Julian Zietlow zu einem Mann, der Kontroverse um Kontroverse produziert, wird oft mit seiner neu entdeckten Spiritualität begründet – von ihm selbst, zuletzt aber auch durch den YouTuber Rezo.
Zietlow spricht oft davon, nur noch seinem "highest excitement" folgen zu wollen – seiner "höchsten Begeisterung". Er folge keinem Plan mehr, lebe nur noch im Moment, sagte Zietlow zuletzt nach seiner Landung aus Thailand im Gespräch mit t-online.
Zuletzt hatte Zietlow unter anderem eine Schlägerei mit dem Rapper Fler angedeutet. Zu der kam es allerdings nicht: Fler tauchte nicht am Hauptstadtflughafen BER auf, wo Zietlow auf ihn wartete. Bei dieser Gelegenheit sagte er über seine Töchter: "Kinder dürfen auch durch Traumata gehen." Das Deutsche Institut für Psychotraumatologie widerspricht: "Wir wissen heute, dass Traumatisierung im Kindesalter in aller Regel schwerwiegende Kurz- und Langzeitfolgen nach sich zieht."
Julian Zietlow: "Ich war einfach unglücklich"
Der öffentliche Beginn dessen, was Zietlow selbst als sein "spirituelles Erwachen" bezeichnet, ist wohl eine Podcast-Episode, in der er zusammen mit dem veganen Influencer Ferdinand Beck über sein Leben spricht. Der 38-Jährige sagt in der Folge unter anderem: "Ich hatte erreicht, was ich wollte, ich hatte eine geile Familie, alles war cool, ich stand auf den Malediven, aber ich war einfach unglücklich."
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Beck empfahl Zietlow Drogen, die dieser unter seiner Aufsicht auch nahm. In einem späteren Video fragt Beck Zietlow, warum es ihm inzwischen "so gut" gehe: "Was ist passiert?" "Natürlich ist Ferdi passiert", sagt Zietlow bewundernd über Beck. "Du warst halt der geile Anker."
Bashar: Der Außerirdische aus der Zukunft und sein Medium
Interessanter als die Person Ferdinand Beck ist allerdings, woran Beck glaubt: In einem anderen Video spricht er über den Bashar-Kult, in dem auch er sei. Das sei "so ein geiler permission slip", so Beck, eine spirituelle Erlaubnis, zu tun, was man in genau diesem Moment will – und nichts anderes.
Bashar (arabisch für "Bote"), das Wesen, das diese Sekte verehrt, soll ein Außerirdischer sein, ein Alien, der in der Zukunft lebt und seit 40 Jahren Kontakt zu den Menschen sucht – genauer gesagt, zu einem Menschen: Darryl Anka, Bashars selbst ernanntem Medium.
Darryl Anka will 1973 zwei Ufos gesehen haben
Bashar habe ihn 1983 erstmals kontaktiert, schreibt Anka – zehn Jahre, nachdem er, wie er behauptet, zwei Ufos innerhalb einer Woche gesehen habe. Während seiner Gespräche mit dem Alien habe er herausgefunden, dass die beiden bereits in einem vorherigen Leben die Abmachung gehabt hätten, in diesem Leben miteinander zu kommunizieren.
Bashar sei "ein Freund aus der Zukunft", der "eine Welle neuer Informationen" gebracht habe, die "klar erklären, wie das Universum genau funktioniert". "Der höchste Sinn deines Lebens ist, du selbst zu sein", lautet eine dieser Weisheiten, eine andere: "Was du gibst, ist das, was du bekommst."
Der Weg zur Weisheit: Überweisungen an Darryl Anka
In "Bashars Begeisterungsformel" rät Bashar denen, die ihm folgen, ihrer Begeisterung zu folgen, in jedem Moment, so weit sie können. "Entscheide dich, in einem positiven Zustand zu bleiben, egal, was passiert."
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Der Weg, tiefer in diese außerirdischen Weisheiten aus der Zukunft, verläuft geradewegs durch Darryl Anka, genauer: indem man ihn bezahlt. Anka hält Vorträge, in denen er angeblich Bashar durch sich sprechen lässt. Wer dem beiwohnen will – sei es per Livestream oder persönlich – muss Anka 35 Dollar überweisen.
Alleine die Startseite enthält 20 Links zum Online-Shop
Praktisch: Wer über die Seite "Wer ist Bashar" mehr über den Außerirdischen erfahren will, wird nach wenigen Absätzen auf einen anderen Link geleitet. Der führt zu "Bashars Katalog", wo Anka insgesamt 264 Bashar-Produkte anbietet.
Jeder Eintrag auf der offiziellen Website der Bashar-Bewegung enthält mindestens einen solchen Link, der entweder zu "Bashars Katalog" oder dem kostenpflichtigen "Bashar TV" führt. Alleine die Startseite enthält zwanzig solcher Links.
Wer nicht live bei einem der Vorträge dabei sein kann, kann Ankas Gespräche mit und durch Bashar in diesem Online-Shop natürlich auch im Nachhinein sehen oder hören. Für Bücher, CDs oder Filme mit Titeln wie "Die letzten Tage von Atlantis", "Bashars Geburtstagsgeschenk" oder "Wie man ein Bürger der Galaxie wird (Teil 1-3)" verlangt Anka zwischen 10 und 35 Dollar.
- Website von Darryl Anka
- youtube.com: "Julian Zietlow öffnet sich 'ich war so unglücklich'" vom 6. Juni 2022