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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Newsblog zum Ukraine-Krieg Seltener Protest: Kursk-Bewohner appellieren an Putin
In Russland kommt es zu einer seltenen Protestaktion. Der ukrainische Präsident fordert eine Beteiligung der USA an möglichen Friedenstruppen. Alle Entwicklungen im Newsblog.
Bewohner von Kursk fordern mehr Hilfe vom Kreml
19.35 Uhr: In einer seltenen Protestaktion haben Bewohner der westrussischen Region Kursk in Online-Netzwerken mehr Einsatz für Angehörige im ukrainisch besetzten Teil gefordert. Sie appellieren an die Führung Russlands und der Ukraine sowie internationale Organisationen, "uns dabei zu helfen, das Leben unserer Familienmitglieder zu retten", heißt es in einem Beitrag auf dem in Russland äußerst beliebten Onlinenetzwerk VKontakte, der seit Freitag vielfach weiterverbreitet wurde.
In dem von Bildern der Angehörigen begleiteten Post ist von "rund 3.000 Zivilisten" die Rede, die sich in der Gegend um die Kleinstadt Sudscha unter ukrainischer Besatzung befänden. In der Botschaft wurde der russische Hashtag #JaMiSudscha verwendet, was auf Deutsch so viel heißt wie "Ich und wir für Sudscha".
Eine der Initiatorinnen der Aktion, die 37-jährige Ljubow Prilutskaja, die nach eigenen Angaben seit fünf Monaten vergeblich versucht, Kontakt zu ihren Eltern aufzunehmen, hatte zuvor am 10. Januar den russischen Behörden vorgeworfen, sich nicht um die unter ukrainischer Besatzung lebenden Menschen zu kümmern. Zudem kritisierte sie eine von der russischen Menschenrechtsbeauftragten Tatjana Moskalkowa erstellte Liste mit 517 Namen vermisster Menschen. Moskalkowa räumte später ein, die Liste sei "längst nicht vollständig". Prilutskaja beklagt gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, dass bislang "wenige Menschen" ihre Botschaft beachtet hätten. "Zwischen den Zeilen" sei ihr gesagt worden, dass "niemand anstrebt, unsere Angehörigen aus dieser Lage zu befreien".
Neue Details bekannt: Die selbstmörderische Taktik der Nordkoreaner in Kursk
18.48 Uhr: Die nordkoreanischen Soldaten in Diensten des Kreml sind keine Anfänger. Ihr Vorgehen im Gefecht stellt die ukrainischen Truppen vor neue Herausforderungen. Was ukrainische und US-Beamte über die Taktiken der Nordkoreaner berichten, lesen Sie hier.
Kreml-Gegner muss lebenslang in Haft
18.33 Uhr: Ein russisches Gericht hat die lebenslange Haftstrafe für den verurteilten Täter des Bombenanschlags auf den kremlnahen Schriftsteller Sachar Prilepin bestätigt. Der Einspruch des Verurteilten Alexander Permjakow gegen den im vergangenen September ergangenen Richterspruch wurde von einem Militärgericht abgelehnt, wie die staatliche Nachrichtenagentur Ria Nowosti berichtete. Bei dem Anschlag im Mai 2023 war Prilepin schwer verletzt worden.
Zwei Bomben, die Permjakow laut dem Gericht unter der Straße vor Prilepins Wohnsitz in der nordöstlichen Region Nischni Nowgorod platziert hatten, hatten demnach sein Auto in die Luft gejagt und Prilepins Fahrer getötet. Vor Gericht hatte Permjakow erklärt, der ukrainische Geheimdienst SBU habe ihm 20.000 Dollar für den Mord an Prilepin versprochen. Moskau wirft der Ukraine mehrere Morde an prominenten Persönlichkeiten in Russland vor, unter anderem den Anschlag auf Darja Dugina, Tochter des ultranationalistischen Ideologen Alexander Dugin, im August 2022.
Die Ukraine hat sich nicht offiziell zu dem Anschlag auf Prilepin bekannt, den Schriftsteller jedoch als "echten Kriegsverbrecher" bezeichnet. Der 49-jährige Prilepin ist bekannt für seine Bücher, in denen er seine Erfahrungen in der russischen Armee in Tschetschenien und als Mitglied einer verbotenen nationalistischen Gruppe verarbeitet. Prilepin kämpfte außerdem im Jahr 2014 gemeinsam mit prorussischen Separatisten in der Ukraine.
Selenskyj: Putin wollte mich ersetzen
18.06 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat in der Schweiz Einblicke in die Gespräche mit Moskau zu Beginn des russischen Angriffskrieges im Frühjahr 2022 gegeben. Kremlchef Wladimir Putin habe damals seinen Vertrauten, den prorussischen ukrainischen Politiker Viktor Medwedtschuk, als neuen Staatschef in Kiew einsetzen wollen. Selenskyj berichtete vor Journalisten beim Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos, dass im März 2022 Ukrainer als angebliche Abgesandte Putins zu ihm gekommen seien. "Sie sagten, dass ich abtreten soll, dass sie mich durch den prorussischen Medwedtschuk ersetzen, dass ich nicht mehr Präsident bin."
Nach Angaben Selenskyjs verlangte Moskau außerdem die Kontrolle über den Donbass, Änderungen an der ukrainischen Verfassung, die Anerkennung von Russisch als eine Amtssprache. Militärisch sollte die Ukraine ihre Armee verkleinern, alle Waffen mit einer Reichweite von mehr als 20 Kilometern abgeben sowie auf einen Nato-Betritt verzichten.
Der prorussische Oppositionspolitiker Medwedtschuk entkam zu Kriegsbeginn im Februar 2022 aus dem Hausarrest in Kiew. Im April wurde er festgenommen. Im September tauschte ihn Moskau gegen 200 ukrainische Kriegsgefangene aus. Die Angaben Selenskyjs waren nicht unmittelbar überprüfbar. Sie passen aber zu dem, was über die damaligen ukrainisch-russischen Gespräche zuerst in Belarus, später in der Türkei bekannt ist. Moskau beharrt bis heute darauf, dass es in Istanbul ein fertiges Abkommen gab. Die Ukraine habe auf westlichen Druck nicht unterschrieben.
Trump droht Putin mit hohen Zöllen bei Fortgang des Ukraine-Kriegs
17.12 Uhr: US-Präsident Donald Trump hat Kreml-Chef Wladimir Putin mit massiven Zöllen auf russische Produkte gedroht, sollte dieser nicht in ein Abkommen zur Beendigung des Ukraine-Kriegs einwilligen.
Wenn nicht bald ein "Deal" zum Ende des Kriegs gemacht werde, "habe ich keine andere Wahl als Steuern, Zölle und Sanktionen auf alles zu verhängen, was von Russland an die Vereinigten Staaten verkauft wird", schrieb Trump am Mittwoch in seinem Onlinenetzwerk Truth Social. Bereits am Dienstag hatte er Putin mit einer Verschärfung der Russland-Sanktionen gedroht.
Selenskyj fordert US-Kontingent für Friedenstruppen
16.43 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj fordert eine Teilnahme von US-Soldaten an einer möglichen Friedenstruppe in der Ukraine. Die europäischen Staaten hätten nicht ausreichend Soldaten, um eine realistische Abschreckung gegenüber Russland zu gewährleisten, sagt Selenskyj der Nachrichtenagentur Bloomberg in einem Interview. "Es geht nicht ohne die Vereinigten Staaten", so Selenskyj. "Auch wenn einige europäische Freunde denken, dass es sein kann, nein, es kann nicht sein. Niemand wird ohne die Vereinigten Staaten ein Risiko eingehen."
Bereits am Dienstag hatte Selenskyj bereits 200.000 Soldaten als Größenordnung einer Friedenstruppe genannt. Der französische Präsident Emmanuel Macron hatte die Idee ursprünglich für die Zeit nach einem Waffenstillstand im Ukraine-Krieg ins Spiel gebracht. Der neue US-Präsident Donald Trump hatte allerdings schon vor Amtsantritt Insidern zufolge klar gemacht, dass er keine US-Soldaten für die Sicherheit der Ukraine entsenden würde. Die Europäer müssten eine Friedenstruppe alleine stellen.
Litauens Außenminister: Russlands Attacken haben "andere Qualität"
14.33 Uhr: Der litauische Außenminister Kestutis Budrys fordert von der Nato ein robusteres Vorgehen gegen russische Sabotage-Attacke. Früher sei noch die Rede von hybriden Attacken gewesen, weil dahinter verschiedene Akteure gestanden hätten, die von der russischen Regierung kontrolliert worden seien, sagt Budrys dem Magazin "Der Spiegel" laut Vorabmeldung. "Mittlerweile haben wir es mit Sabotage-Operationen zu tun, mit realen Angriffen."
Die Attacken seien also "nicht mehr hybrid, das hat eine andere Qualität", hebt der Litauer in dem Interview hervor. Die Angriffe würden "vom Militärgeheimdienst geplant und ausgeführt". "Und wenn das Militär dafür verantwortlich ist, müssen wir auch unseren Umgang mit diesen Angriffen ändern", mahnt Budrys.
- Nachrichtenagenturen dpa, AFP und Reuters