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Ukraine-Krieg: Russland unter Druck – Putins Trump-Plan ist gescheitert


Krieg in der Ukraine
Putins Trump-Plan ist gescheitert


Aktualisiert am 22.01.2025 - 08:47 UhrLesedauer: 5 Min.
Wladimir Putin bei einer Parade: Sein Angriff auf die Ukraine schürt Ängste vor einer Erweiterung des Konflikts. Mehrere Länder haben nun ihre Bürger dazu aufgerufen, Bargeld zu Hause bereitzuhalten.Vergrößern des Bildes
Wladimir Putin: Russland wollte bis zum Amtsantritt von Donald Trump noch möglichst viele Gebiete erobern. (Quelle: Sergei Guneyev/imago)
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Donald Trump ist nun offiziell Präsident der Vereinigten Staaten. Der neue Machthaber im Weißen Haus beeinflusst schon jetzt den Krieg in der Ukraine – mit Folgen für Wladimir Putin und die ukrainischen Verteidiger.

Für ihn war es ein Jubeltag, an dem er sich vor allem selbst feierte. US-Präsident Donald Trump ist seit seiner Amtseinführung zurück an der Macht. Er ließ es sich am Montag nicht nehmen, sich als "Befreier" zu inszenieren und ein "goldenes Zeitalter" der USA auszurufen. Es sind Worte, die plötzlich Gewicht bekommen, weil Trump nun wieder für vier Jahre die politischen Geschicke der USA bestimmen wird.

Deshalb hören internationale Staats- und Regierungschefs genauer hin, wenn Trump öffentlich etwas sagt. Der US-Präsident erwähnte die Ukraine, Kremlchef Wladimir Putin oder die europäischen Nato-Partner der USA in seiner Antrittsrede mit keinem Wort. Trotzdem kündigte Trump an, andere Staaten zahlen zu lassen und die USA wieder zur dominierenden Supermacht zu machen.

Video | So lief die Amtseinführung von Donald Trump
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Quelle: reuters

Das löst neue Ängste in Europa aus. Denn die militärischen Fähigkeiten der USA sind die Grundlage für die europäische Verteidigungsfähigkeit der Nato. Trump sieht sein Land offenbar weiterhin als Hegemon.

Auch in China und Russland, die eine multipolare Weltordnung anstreben, löst das Unruhe aus. Kein Zufall also, dass sich Wladimir Putin und Chinas Staatschef Xi Jinping am Dienstag noch einmal ihrer gegenseitigen Partnerschaft versichert haben. Putin erklärte: "Wir bauen unsere Beziehung auf der Grundlage von Freundschaft, gegenseitigem Vertrauen und Unterstützung, Gleichstellung und gegenseitigem Nutzen auf."

Das ist durchaus bemerkenswert, weil die Angst vor Trump in den vergangenen Monaten dazu führte, dass Xi etwas auf Abstand zu Russland gegangen ist. Nun lässt der Respekt vor der Unberechenbarkeit des Republikaners Moskau und Peking wieder etwas zusammenrücken. Doch auch darüber hinaus nimmt der frisch vereidigte US-Präsident schon jetzt Einfluss auf das Weltgeschehen und insbesondere auf den Ukraine-Krieg.

Russland sucht nach besserer Verhandlungsposition

Mit dem Amtsantritt von Trump am 20. Januar wächst in der Ukraine die Unsicherheit über die künftige Unterstützung durch die USA. Der 78-Jährige hatte im Wahlkampf angekündigt, den Krieg in 24 Stunden beenden zu wollen, was in Kiew Befürchtungen über mögliche Zugeständnisse an Russland auslöste. Ukrainische Soldaten und Zivilisten blicken daher mit Sorge auf die kommenden Monate und die mögliche Neuausrichtung der US-Außenpolitik.

Die Befürchtung in Kiew: Trump könnte beide Seiten an den Verhandlungstisch zwingen. Aber sollte der Kreml das nicht wollen, könnten die USA ihre Unterstützung für die ukrainische Armee ausbauen. Trump ist also eine Blackbox für den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj – aber auch für Putin.

Deswegen haben Russland und die Ukraine ihre militärischen Anstrengungen in den vergangenen Monaten noch einmal gesteigert. Die Idee dahinter war, dass aus Perspektive des Kremls möglichst große Geländegewinne vorwiegend die russische Position am Verhandlungstisch verbessern sollten. Aber auch die Ukraine hat mit ihrer Besetzung von Teilen der südrussischen Region Kursk ein strategisches Faustpfand in der Hand, das mit Blick auf einen möglichen Waffenstillstand noch sehr wertvoll sein könnte.

Deswegen soll Putin seiner Armeeführung aufgetragen haben, das russische Territorium bis zu Trumps Machtübernahme zurückzuerobern. Dafür nahm Russland nicht nur massive Menschen- und Materialverluste in Kauf, sondern schickte auch Tausende nordkoreanische Soldaten in den Tod. Seit der Amtseinführung in den USA am Montag ist klar: Putins Plan ist gescheitert, die Ukrainer halten bisher in der Region stand.

Putin scheitert in Kursk

In den vergangenen Wochen errangen die anstürmenden Russen in Kursk nur geringere Geländegewinne. Teilweise gelang es ukrainischen Truppenverbänden sogar immer wieder, mit kleineren Gegenoffensiven die russische Armee zurückzudrängen. Außerdem schafften es ukrainische Drohnen in den vergangenen Tagen auch immer wieder, erfolgreich russische Infrastruktur wie Öldepots zu attackieren.

Für Putin kommt es sicherlich einem Gesichtsverlust gleich, dass er seit August 2024 russisches Territorium nicht schützen kann. Ob ihn das in Trumps Amtszeit in Bedrängnis bringen wird, hängt aber davon ab, wie entschlossen der US-Präsident auftreten wird.

Klar ist: Trump nimmt die Ukraine ins Visier, auch weil dieser Krieg aus seiner Perspektive die USA zu viel Geld kostet und er den Konflikt als europäisches Problem sieht. Er kündigte bereits an, Putin persönlich treffen zu wollen.

Von einer schnellen Lösung ist aber plötzlich nicht mehr die Rede in Washington. Das Umfeld des Republikaners räumt stattdessen ein, dass mögliche Verhandlungen erst im Sommer stattfinden könnten.

Das könnte Putin Zeit verschaffen, um in Kursk und in der Ukraine weitere militärische Geländegewinne zu erzielen. Russland wird wahrscheinlich auf eine Verzögerungstaktik setzen, ist aber davon abhängig, dass Trump mitspielt und dass die Ukraine auf der Prioritätenliste des neuen Präsidenten nicht weit oben steht.

Russische Fortschritte im Osten der Ukraine

Denn militärisch bleibt die Lage für die ukrainischen Verteidiger im Osten ihres eigenen Landes heikel. Es fehlt in diesem Winter wieder an Kriegsgerät und Munition. Besonders der Mangel an ukrainischen Soldaten wird an den unterschiedlichen Frontlinien immer deutlicher.

Die ukrainischen Schützengräben im Donbass sind teilweise leer, und die russische Armee schafft es vor allem in ländlichen Gebieten, immer mehr Dörfer und kleine Städte einzunehmen. Strategisch verfolgt Russland also schon seit Längerem die Taktik, größere Städte zu umgehen und die ländlichen Gebiete zu erobern. Durch den Mangel an Personal und eine überdehnte Front schafft es die ukrainische Armee meist lediglich, diese Gegenden allein mit Drohnen und Artillerie zu verteidigen.

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Die Folge: Die russische Armee rückt langsam, stetig und unter hohen Verlusten mit Infanterie vor. Russland schickt stetig neue Infanteriewellen; oft überleben nur weniger als 50 Prozent dieser Soldaten. Aber sie rücken vor, und Russland tauscht damit zahlreiche Menschenleben gegen ukrainisches Territorium ein. Ein hoher Preis, den Putin bereit ist, zu zahlen. Und die Ukraine hat bislang noch keine wirksamen Maßnahmen gegen diese Strategie gefunden, um Russland in ländlichen Regionen zurückzudrängen.

Für die russische Armee wird es dagegen immer dann kompliziert, wenn sie auf größere Städte vorrücken möchte. Ein Beispiel dafür ist Tschassiw Jar im Osten der Ukraine, das vor dem Krieg gerade einmal 12.000 Einwohner hatte. Russland beißt sich hier seit Mai 2024 die Zähne aus. Aktuell sieht es zwar so aus, als könnte die strategisch wichtige Stadt bald vollständig von Russland erobert werden, aber die Ukraine hat ihre Ziele hier schon erreicht: die russische Armee aufhalten und ihr möglichst hohe Verluste zufügen.

Ähnliches droht Russland in der größeren Stadt Pokrowsk in Donezk. Auch hier schafft es Russland langsam, die Stadt einzukesseln; die ukrainischen Verteidiger könnten schon bald von ihrem Nachschub abgeschnitten sein. Aber sollte die ukrainische Armee nicht freiwillig abziehen, droht den Russen hier ein monatelanger und blutiger Häuserkampf.

Das könnte für Putin zeitlich eng werden. Denn eines Tages wird Donald Trump zeigen wollen, dass er als US-Präsident seinen markigen Worten im Wahlkampf gerecht wird.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Nachrichtenagenturen dpa, rtr, afp

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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