"Wolke aus Feuer" Perfides Upgrade macht Russlands Drohnen noch gefährlicher
Russland feuert neuerdings Drohnen mit thermobarischen Sprengköpfen auf die Ukraine. In geschlossenen Räumen wirken sie absolut tödlich.
Russland hat seine Angriffe mit Kampfdrohnen gegen ukrainische Städte zuletzt massiv ausgeweitet. In diesem Herbst würden Putins Truppen etwa zehn Mal so viele Drohnen abfeuern wie im vergangenen Jahr um diese Zeit, teilte der ukrainische Regierungschef Wolodymyr Selenskyj Anfang November mit. Was den russischen Drohnenterror zuletzt so gefährlich machte, war aber nicht nur die schiere Masse der Geschosse, sondern offenbar auch ihr neuartiger Sprengkopf.
So fanden ukrainische Militärs kürzlich bei einer abgestürzten Drohne des iranischen Typs Shahed-136 einen thermobarischen Sprengkopf. Thermobare Explosionen gelten als besonders perfide, da sie Temperaturen von bis zu 2.600 Grad Celsius erzeugen, den gesamten Sauerstoff in der Nähe der Explosion verbrauchen und ein Vakuum erzeugen, das die Lungen kollabieren lässt. So ersticken die Opfer einer solchen Explosion häufig an ihrem eigenen Blut in den Lungen. Besonders gefährlich sind thermobare Explosionen in geschlossenen Räumen. Auch Russlands gefürchteter Raketenwerfer vom Typ Tos-1 feuert thermobarische Geschosse ab.
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Russland feuert weniger Raketen auf die Ukraine – warum?
Nach Angaben des Fachportals "Defense Express" handelt es sich bei dem nun in einer Shahed-Drohne gefundenen Sprengkopf vom Typ "TBBCH-50M" um eine moderne Version der Waffe. Ältere thermobarische Sprengköpfe wie Aerosolbomben funktionieren in zwei Stufen: Zunächst wird eine brennbare Flüssigkeit verteilt, die sich mit der Luft zu einem Aerosol vermischt, bevor die Explosion ausgelöst wird. Sprengköpfe vom Typ "TBBCH-50M" verteilen ihre tödliche Ladung dagegen schon in der ersten Explosion und erzeugen direkt eine "Wolke aus Feuer", schreibt "Defense Express".
Unklar ist, wie viele seiner Shahed-Drohnen Russland mit thermobaren Geschossen ausstattet. Erste Hinweise auf die neue Taktik hatte es bereits im April gegeben, als Hacker in die Server des russischen Herstellers Alabuga in der Region Tatarstan eindrangen, wo die Drohnen unter anderem gefertigt werden. Das ukrainische Militär fand zuletzt auch abgefangene Shahed-Drohnen mit verschiedenen Hochexplosivsprengköpfen. "Die verschiedenen Sprengköpfe deuten daraufhin, dass die Russen gerade nach einem Sprengkopf suchen, der sich am besten für den massenhaften Einsatz eignet", heißt es in einem Bericht der ukrainischen Armee.
Seine Angriffe mit Raketen und Marschflugkörpern hat Russland dagegen zuletzt zurückgefahren. So gab es im September und Oktober kaum Angriffe mit den gefürchteten Raketen vom Typ Iskander der Kinschal, sagte der ukrainische Militärexperte Oleksandr Kowalenko dem Fachprotal "The War Zone": "Das bedeutet aber nicht, dass Russland diese Raketen ausgegangen sind", so Kowalenko. "Das deutet eher darauf hin, dass sie diese Raketen horten, um in den kalten Wintermonaten unsere ohnehin gebeutelte Infrastruktur wieder ins Visier zu nehmen."