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Ukraine: Angriffe auf russische Treibstoff-Produktion zeigen Wirkung


Ukraine legt Teil der Ölproduktion lahm
Attacken auf Russlands Achillesferse

Von t-online, wan

Aktualisiert am 01.04.2024Lesedauer: 3 Min.
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Samara, Russland: Aufnahmen zeigen, wie Kamikazedrohnen in einer Öl-Raffinerie einschlagen. (Quelle: t-online)
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Immer neue ukrainische Angriffe auf die ölverarbeitende Industrie machen Moskau offenbar zu schaffen. Kiew plant nicht, damit aufzuhören.

Immer wieder haben in den vergangenen Monaten ukrainische Drohnen und Raketen russische Ölraffinerien getroffen. Einige sogar auf russischem Staatsgebiet. Kiew will damit die Treibstoffversorgung der russischen Truppen erschweren, aber auch die russische Wirtschaft schwächen. Das scheint so erfolgreich zu sein, dass Moskau mittlerweile bei seinem treuen Verbündeten Belarus nach Nachschub fragt.

Die Öldepots und die Treibstoffverarbeitung sind derzeit eines der Hauptangriffsziele. "Wir setzen systematisch eine gut kalkulierte Strategie um, um das wirtschaftliche Potenzial der Russischen Föderation zu reduzieren", sagte eine Quelle im ukrainischen Geheimdienst SBU am Mittwoch dem Nachrichtenportal "Ukrajinska Prawda". "Unsere Aufgabe ist es, dem Feind die Ressourcen zu entziehen." Die Treibstoffversorgung und -produktion ist die Achillesferse Russlands. Sie ist wichtig für den Krieg, aber auch den Zufluss von Öleinnahmen.

Dabei geht die Ukraine immer gezielter vor. Videos russischer Militärblogger sollen zeigen, wie eine der ukrainischen Drohnen in Nowokuibyschewsk mit erstaunlicher Präzision einen besonders wichtigen Teil einer Raffinerie getroffen und damit die Ölproduktion unterbrochen hat. Waren zuvor die Tanklager Ziele gewesen, scheint sich einem Bericht des "Merkur" zufolge die Ukraine jetzt auf die Unterbrechung der Treibstoffproduktion zu fokussieren.

Das soll sogar Kritik aus den USA hervorgebracht haben. In Washington soll man besorgt sein, dass damit die weltweiten Ölpreise in die Höhe getrieben werden, berichtete die "Financial Times". Doch den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj beeindruckt das wenig, auch wenn er die Hinweise aus dem Weißen Haus bestätigte. Die Raffinerien seien legitime Ziele, sagte er der "Washington Post".

"Wir haben unsere Drohnen eingesetzt. Niemand kann uns sagen, dass wir das nicht dürfen", sagte Selenskyj und betonte, dass Washington den Einsatz von Waffen aus eigener Produktion durch die Ukraine nicht einschränken könne.

Ukrainische "Liutyi"-Drohne kann 1.000 Kilometer weit fliegen

Alleine am 17. März hatte seine Luftwaffe 12 Anlagen angeflogen, viele Drohnen seien aber nach russischen Angaben abgeschossen worden. Im Mittelpunkt steht dabei offenbar eine Drohne, die die Ukraine selbst entwickelt hat. Sie heißt "Liutyi" und kann offenbar bis zu 1.000 Kilometer weit fliegen. Pro Gerät können etwa 75 Kilogramm Sprengstoff transportiert werden, berichtet die ukrainische Militärwebseite "Defense Express". Es werde vermutet, dass die "Liutyi" ein Stahlwerk in Lipetsk und einen Rüstungskomplex im russischen Taganrog sowie mehrere Raffinerien angegriffen haben.

Nach Berechnungen der Wirtschaftsnachrichtenagentur Bloomberg seien 12 Prozent der ölverarbeitenden Anlagen von den Angriffen betroffen. Rosstat, der russische staatliche Statistikdienst Russlands, teilte nach Angaben des US-Magazins "Newsweek" mit, dass in der Woche, die am 24. März endete, die landesweite Produktion von Benzin im Vergleich zur Vorwoche, in der die Produktion 815.300 Tonnen betrug, um etwa 7,4 Prozent auf 754.600 Tonnen gesunken sei.

Schätzung: 14 Prozent der Produktionskapazität eingeschränkt

Allein seit Mitte März attackierte die Ukraine mit Drohnen mindestens acht russische Ölraffinerien. An den betroffenen Standorten war Insidern zufolge im vergangenen Jahr insgesamt mehr als ein Fünftel des in Russland raffinierten Öls verarbeitet worden. Zwar wurden nach russischen Angaben einige Angriffe abgewehrt, und nach anderen Attacken sei der Betrieb nur kurzzeitig gestört gewesen. Doch nach Reuters-Berechnungen sind mittlerweile rund 14 Prozent der Raffineriekapazität wegen Drohnenangriffen lahmgelegt.

Moskau ist von seinen Ölexporten und seiner Energiewirtschaft abhängig, die etwa 30 Prozent der Haushaltseinnahmen des Landes ausmachen und für die Finanzierung des Krieges in der Ukraine entscheidend sind. Russland ist laut Statista der drittgrößte Ölproduzent der Welt mit einem Anteil von mehr als 12 Prozent an der weltweiten Rohölproduktion. Die ukrainischen Angriffe, aber auch westliche Sanktionen machen Moskau zu schaffen. Anfang März wurden Benzinexporte für sechs Monate ausgesetzt, um die Preise im Land zu stabilisieren.

Die ukrainischen Angriffe auf die russischen Energieeinrichtungen haben bereits im Januar begonnen, als ein Gasterminal bei St. Petersburg in Brand gesetzt wurde. Zuletzt musste ein Werk in Samara die Produktion einstellen, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters. Der Leiter des Geheimdienstes SBU Wassyl Maljuk hatte laut "Newsweek" in dieser Woche erklärt, dass seine Organisation hinter den Angriffen steckte und diese auch fortführen werde.

Russland hat die Gefahr durch die "Liutyi" erkannt. Das Verteidigungsministerium in Moskau hat mehrmals berichtet, die ukrainischen Drohnen abgeschossen zu haben. Gleichzeitig schlägt Putin auf ähnliche Weise zurück: Die jüngsten Attacken auf die Ukraine gelten der Energieinfrastruktur. In einigen Teilen der Ukraine musste am Osterwochenende der Strom rationiert oder teilweise komplett abgeschaltet werden. Besonders ein Angriff auf eine Einrichtung am Dnipro setzte der Ukraine zu – hier steht das größte Wasserkraftwerk des Landes.

"Wenn es keine Luftverteidigung zum Schutz unseres Energiesystems gibt und Russland es angreift, frage ich mich, warum wir nicht zurückschlagen können. Wenn Russland seine Angriffe einstellt, werden auch wir aufhören", sagte Selenskyj.

Verwendete Quellen
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