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Ukrainerin über Folter durch Russen: "Sie haben es genossen"


Kriegsgefangenschaft und Folter in der Ukraine
"Sie haben es genossen"

Von t-online, cli, cry, csi

21.06.2023Lesedauer: 3 Min.
Russischer Kämpfer (Archivbild): Eine Ukrainerin hat von Folter durch russische Soldaten berichtet.Vergrößern des Bildes
Russischer Kämpfer (Archivbild): Eine Ukrainerin hat von Folter durch russische Soldaten berichtet. (Quelle: Konstantin Mihalchevskiy/imago-images-bilder)
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Strangulation, Stromschläge und Zwangsarbeit – eine Ukrainerin hat berichtet, wie sie von Russen gefoltert wurde. Sie kehrte dennoch in ihre besetzte Heimatstadt zurück.

Der Umgang mit der ukrainischen Zivilbevölkerung in russisch besetzten Gebieten hat inzwischen schon die Vereinten Nationen auf den Plan gerufen. Systematisch soll dort mit Wissen des Kremls oder sogar auf dessen Anordnung gefoltert werden. Das bestätigte nun auch die ehemalige Verwaltungsangestellte Olena Jahupowa gegenüber dem britischen "Guardian". Sie berichtet von Zwangshaft, Elektroschocks, erzwungenen Interviews für das russische Staatsfernsehen und einer "Willkürherrschaft" der russischen Geheimpolizei.

Mit der Zeitung sprach Jahupowa über die Situation in ihrer Heimatstadt Enerhodar in der südöstlichen Region Saporischschja, der sie nur durch Glück entkommen konnte. In dem Gebiet steht das größte Atomkraftwerks Europas Saporischschja, es war im Frühjahr 2022 in die Hände russischer Truppen gefallen. Seitdem sollen zwei Drittel der Bevölkerung geflüchtet sein. Von einst 53.000 Menschen harren nach Auskunft des ebenfalls im Exil lebenden Bürgermeisters Dimitri Orlow nur noch 15.000 in der besetzten Stadt aus. Er schätzt, dass mindestens 500 Menschen Opfer von Entführungen und Folter geworden seien.

Unter ihnen Olena Jahupowa. Sie wurde laut "Guardian" im Oktober 2022 von den russischen Besatzern in der Stadt festgenommen. Nachbarn, die sie kannte, hatten sie offenbar denunziert und der FSB-Geheimpolizei mitgeteilt, dass ihr Mann ein ukrainischer Militäroffizier sei.

Folter mit Drahtschlinge, Pistole und Stromschlag

Zunächst sei sie als lokale Regierungsangestellte nicht ins Visier der Besatzer geraten, sagte sie der Zeitung, auch weil sie sich nicht an antirussischen Protesten beteiligt habe. Eines Tages sei sie aber von FSB-Beamten auf die örtliche Polizeistation gebracht worden.

"Sie fesselten mir die Hände an die Knöchel", so Jahupowa. Regelmäßig sei es zu Strangulationen gekommen. "Einer hielt dir den Hals zu, ein anderer drückte dir die Nase zu", so Jahupowa. Die Beamten hätten damit erreichen wollen, dass sie den Aufenthaltsort ihres Mannes und den anderer Personen mit militärischen Verbindungen in der Stadt verrate.

Während der Folter sei ihr außerdem eine Drahtschlinge um den Hals gewickelt, eine Pistole an die Stirn gehalten und ein Stromschlag versetzt worden. Ihre Taten hätten die Beamten vorher angekündigt, so Jahupowa, das habe die Situation noch grausamer gemacht. Ein Team aus fünf oder sechs FSB-Beamten habe die Gewalt ausgeübt. "Es hat ihnen Spaß gemacht", sagt Jahupowa.

Jahupowa wurde zu Zwangsarbeit verpflichtet

Nach zwei Tagen habe die Folter aufgehört, aber Jahupowa blieb inhaftiert. Zeitweise habe man sie in einer Zelle mit 15 Insassen festgehalten, erzählt sie dem "Guardian". An manchen Tagen habe es kein Essen gegeben, im Winter schliefen die Häftlinge auf dem Boden.

Auch musste Jahupowa nach eigenen Angaben für ein Fakevideo für die russische Propaganda herhalten, mit dem sie in den russischen Nachrichten erscheinen sollte. Ein Beamter "drohte, mich zu erschießen", wenn sie dem nicht nachkäme, sagt sie. In dem Video sollte sie sich über angeblichen ukrainischen Beschuss beschweren. Das Video wurde ihr zufolge im Oktober letzten Jahres gedreht und ist immer noch auf dem Telegram-Kanal der russischen Propaganda-Nachrichtenagentur Ria Nowosti zu sehen. Der Beschuss, sagt sie, sei von russischer Seite aus erfolgt.

Später hätten die Besatzer sie zu Zwangsarbeit verpflichtet: "Wir mussten zwei Monate lang bei eisigem Wetter Gräben ausheben." Frei kam sie nach eigenen Angaben erst nach einigen Monaten, als lokale Bewohner intervenierten, dass die Zwangsarbeit unrechtens sei. Jahupowa floh zunächst nach Estland, kehrte aber in ihre Heimatregion Saporischschja zurück, erklärte sie dem "Guardian" – trotz der Besatzung. Sie schrieb sich nach eigenen Angaben für die Einberufung in die ukrainische Armee ein und erneuerte ihr Eheversprechen mit ihrem Mann. Wie Ukrainerinnen gegen Putins Truppen kämpfen, lesen Sie in dieser Reportage.

Verwendete Quellen
  • theguardian.com: "‘They enjoyed this’: Ukrainian woman recounts five-month nightmare of torture and imprisonment" (englisch)
  • Telegram: @РИА Новости (russisch)
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