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Washington: Selenskyj setzt optisch ein Zeichen


Selenskyj besucht Verbündeten
Biden macht ihm ein mutiges Versprechen

Von dpa, aj

Aktualisiert am 22.12.2022Lesedauer: 4 Min.
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Emotionale Rede: Selenskyj wirbt im US-Kongress um Unterstützung und erhält großen Applaus. (Quelle: reuters)

Während ukrainische Soldaten an der Heimatfront Angriffe abwehren, holt sich Präsident Selenskyj in Washington Rückendeckung. Moskau kontert mit Säbelrasseln.

Bei seinem ersten offiziellen Auslandsbesuch seit Kriegsbeginn hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in den USA weitere Hilfszusagen seines wichtigsten Verbündeten bekommen. US-Präsident Joe Biden empfing ihn im Weißen Haus und kündigte weitere finanzielle, militärische und humanitäre Unterstützung für die Ukraine an. "Sie werden niemals allein sein", sagte Biden am Mittwoch bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Selenskyj im Weißen Haus.

Sein Gast bekam unter anderem ein modernes Patriot-Flugabwehrsystem (hier lesen Sie mehr zu der Waffe) sowie weitere Munitionslieferungen zugesichert – und den größtmöglichen Beistand der USA, solange dies notwendig sei. Selenskyj bedankte sich mit eindringlichen Worten für die Unterstützung. Die Lieferung eines Patriot-Systems sei ein "wichtiger Schritt" und werde "unsere Luftabwehr bedeutsam stärken", sagte Selenskyj. Zugleich machte er deutlich, dass er sich noch deutlich mehr Waffen wünscht.

Selenskyj sagte zugleich scherzhaft: "Wir werden Präsident Biden ein Signal senden, dass wir gern mehr Patriots hätten." Er fügte dann hinzu: "Wir sind in einem Krieg, es tut mir wirklich leid." Als eine Journalistin fragte, ob die USA der Ukraine nicht grundsätzlich viel mehr Waffen liefern könnten, sagte Selenskyj lachend: "Ich stimme zu."

Biden wies bei der Pressekonferenz Vorwürfe der russischen Seite zurück, die Lieferung des Patriot-Systems stelle eine Verschärfung des Krieges dar. "Es ist ein defensives Waffensystem. Das ist nicht eskalierend, es ist defensiv." Kremlsprecher Dmitri Peskow hatte zuvor über das US-Luftabwehrsystem gesagt: "All dies führt sicherlich zu einer Verschärfung des Konflikts und verheißt nichts Gutes für die Ukraine."

"Kämpfen für einen gemeinsamen Sieg gegen diese Tyrannei"

Selenskyj schlug einen globalen Friedensgipfel vor, bei dem es um die Wiederherstellung der territorialen Unversehrtheit der Ukraine und die internationale Ordnung gehen müsse. Bis es eine Friedenslösung gebe, diene jeder Dollar an US-Hilfe für die Ukraine auch der globalen Sicherheit.

Das Patriot-Luftabwehrsystem werde die Ukraine sicherer machen und sowohl Menschenleben als auch die Energie-Infrastruktur vor weiteren "Terrorangriffen" schützen. "Wir kämpfen wirklich für einen gemeinsamen Sieg gegen diese Tyrannei", sagte Selenskyj mit Blick auf den russischen Aggressor. "Und wir werden gewinnen." Dessen sei er sich sicher. Später hielt Selenskyj noch eine Rede vor dem US-Parlament.

Biden kündigt weitere Milliardenhilfen für die Ukraine an

Anlässlich des Besuchs von Selenskyj kündigten die USA ein weiteres Militärhilfe-Paket in Höhe von 1,85 Milliarden US-Dollar an, das sind rund 1,7 Milliarden Euro. Darin enthalten ist auch die Patriot-Batterie. Insgesamt beläuft sich die Militärhilfe für die Ukraine, die die USA seit Beginn von Bidens Amtszeit leisten, bereits auf 21,9 Milliarden US-Dollar. Im Rahmen des nächsten US-Haushalts sollen weitere Milliardenbeträge folgen, die in Kürze vom Kongress gebilligt werden sollten.

Seit Kriegsbeginn am 24. Februar hatte Selenskyj Auslandsreisen vermieden. Für Auftritte auf der politischen Weltbühne – etwa beim G7-Gipfel im bayerischen Elmau – ließ er sich stets digital aus der Ukraine zuschalten. Auch als er im März vor dem US-Kongress die Einrichtung einer Flugverbotszone zum Schutz seines Landes forderte, tat er dies in einer Videoansprache.

Nun wurde er mit einer US-Regierungsmaschine aus Polen eingeflogen. Am Weißen Haus empfing ihn Biden auf einem roten Teppich. Während der US-Präsident wie gewohnt im Anzug auftrat, trug Selenskyj einen olivgrünen Armeepullover und eine dazu passende Hose. Das ist vor allem auch als Zeichen an die ukrainische Bevölkerung zu werten. Der Präsident zeigt, dass er weiter im Krieg ist, auch wenn er für politische Gespräche ins Ausland geht. Anschließend wurde der Gast ins Oval Office des US-Präsidenten geführt, wo es ein rund zweistündiges Gespräch gab – gefolgt von der Pressekonferenz.

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Biden verteidigt abgestimmtes Vorgehen bei Militärhilfe

Vor den Journalisten verteidigte Biden das international abgestimmte Vorgehen bei Waffenlieferungen: "Die Idee, dass wir der Ukraine Material geben, das sich grundlegend von dem unterscheidet, was sie bereits hat, würde die Nato, die Europäische Union und den Rest der Welt auseinanderbrechen lassen." Er reagierte damit auf die Frage, warum die Ukraine nicht sofort alle benötigten Waffensysteme bereitgestellt bekomme.

"Wir werden der Ukraine das geben, was sie braucht, um sich selbst zu verteidigen", betonte Biden. Er habe Hunderte Stunden damit verbracht, die europäischen Partner davon zu überzeugen, wie wichtig die fortdauernde Unterstützung Kiews auch für sie selbst sei. "Sie verstehen das vollkommen, aber sie wollen keinen Krieg mit Russland. Sie wollen keinen Dritten Weltkrieg."

Moskau sieht Provokation

Russlands Führung hatte die USA-Reise Selenskyjs schon vor dem Abflug mit einer Warnung quittiert und wertete die angekündigten Waffenlieferungen als Provokation. "Das alles führt zweifellos zu einer Verschärfung des Konflikts und verheißt an sich nichts Gutes für die Ukraine", wurde Kremlsprecher Dmitri Peskow von russischen Staatsmedien zitiert.

Die US-Regierung hatte früh öffentlich vor einem Einmarsch Russlands in der Ukraine gewarnt und sich damals auf Geheimdienstinformationen berufen. Seit Beginn der Invasion haben die USA und ihre Verbündeten Russland mit harten Sanktionen belegt. Hinzu kommen Hilfszahlungen in Milliardenhöhe an die Ukraine und umfangreiche Waffen- und Ausrüstungslieferungen für den Abwehrkampf gegen den Aggressor.

Für Selenskyj ist es der zweite Besuch im Weißen Haus seit Bidens Amtsantritt im Januar 2021. Zuletzt hatte ihn der US-Präsident im Sommer vergangenen Jahres empfangen.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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