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Patriot System: Verändern die US-Raketen für die Ukraine den Kriegsverlauf?


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Patriot-System für Ukraine
Eine mächtige Waffe gegen Putin


Aktualisiert am 21.12.2022Lesedauer: 3 Min.
Patriot-Abwehrsystem im Einsatz (Archivbild): Die USA wollen die Defensivwaffe nun der Ukraine liefern.Vergrößern des Bildes
Patriot-Abwehrsystem im Einsatz (Archivbild): Die USA wollen die Defensivwaffe nun der Ukraine liefern. (Quelle: Sean Gallup)
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Abwehrraketen gegen Putin: Die USA haben angekündigt, der Ukraine ein Patriot-System zu liefern. Was das für den Krieg bedeutet.

Auf einmal geht alles ganz schnell. Nachdem in den USA schon länger darüber diskutiert wurde, steht nun fest: Amerika wird der Ukraine im Kampf gegen Russland Abwehrraketen vom Typ Patriot liefern. t-online erklärt, was das heißt – für den Kriegsverlauf und für Deutschland.

Was können die Patriot-Systeme?

Das Patriot-System wird von den USA bereits seit den 1980er-Jahren eingesetzt und seitdem immer wieder modernisiert. Ein einzelnes System kann einen Radius von 160 Kilometern schützen. Es kann gegen anfliegende Raketen, Marschflugkörper und Flugzeuge eingesetzt werden. Auch größere Drohnen kann es abwehren. Lediglich gegen kleine und tieffliegende Drohnen helfen Patriots nicht.

Das Erkennungsradar der Patriots ist in der Lage, bis zu 50 fliegende Objekte gleichzeitig zu erkennen und zu beobachten. Die eigentliche Reichweite der Abwehrraketen variiert. In Deutschland werden Patriots zum Beispiel mit Abwehrraketen vom Typ Pac-3 bestückt, mit ihnen können maximal fünf Ziele in 68 Kilometern Entfernung bekämpft werden.

Das System hat allerdings seinen Preis. Ein Schuss mit einer Abwehrrakete kostet laut Experten bis zu 4 Millionen Dollar, ein Abschussgerät ungefähr 10 Millionen Dollar. Auch deshalb besitzen etwa die USA nur circa 50 Systeme, mit ungefähr 1.200 Raketen.

Wie sehr könnte ihr Einsatz den Kriegsverlauf verändern?

Russland hat in einer ersten Reaktion gewarnt, eine Lieferung von Patriots sei eine "Provokation". Tatsächlich handelt es sich um ein rein defensives System, mit dem die Ukrainer keine Angriffe starten könnten. Den Verlauf des Krieges an der Front verändern sie also kaum. Das Abwehrsystem würde allerdings die russischen Möglichkeiten zu neuen Raketenangriffen extrem erschweren. Mit den Patriots, den westlichen Flakpanzern und Iris-T-Systemen entsteht eine Art Flugverbotszone vom Boden aus.

Derzeit fehlt es den Ukrainern an Nachschub für ihre Luftverteidigung, den S300 russischer Bauart. Außerhalb Russlands gibt es kaum Bestände. Wäre die Ukraine ohne Flugabwehr, könnte Russland beginnen, schwere Bomber einzusetzen. Ihre Zerstörungskraft ist ungleich höher als die einzelner Raketen. Eine russische Kalibr-Rakete kann beispielsweise mit einem Sprengkopf mit maximal 500 Kilogramm Gewicht bestückt werden. Ein Bomber vom Typ Tu-95 kann dagegen über 50 Tonnen Bomben transportieren.

Die Ukraine hofft deshalb, dass Patriots im weiteren Verlauf ein wesentlicher Bestandteil ihrer Luftverteidigung werden. Unklar ist jedoch, wie lange die Ausbildung ukrainischer Soldaten an den Patriots dauern wird, bis sie die Abwehrsysteme selbstständig bedienen und unterhalten können.

Warum liefern die USA die Abwehrraketen ausgerechnet jetzt?

Die Lieferung der Waffensysteme hatte sich in den vergangenen Tagen und Wochen schon abgezeichnet. Dass es jetzt so schnell geht, dürfte auch damit zusammenhängen, dass Kremlchef Putin für diesen Mittwoch eine Zwischenbilanz des Krieges ziehen und einen Ausblick auf den weiteren Verlauf des russischen Überfalls auf die Ukraine geben will. Putin leitet dazu eine erweiterte Sitzung des Verteidigungsministeriums, zu der 15.000 Kommandeure und andere militärische Führungskräfte per Video zugeschaltet werden sollen, wie der Kreml mitteilte.

Mit Selenskyjs Besuch bei Joe Biden wollen die Ukraine und die USA ein Zeichen setzen – und den Ausführungen des Kremlherrschers etwas entgegensetzen. Ein hochrangiger Regierungsvertreter aus dem Weißen Haus sagte am Dienstagabend: "Hier geht es darum, eine Botschaft an Wladimir Putin und an die ganze Welt zu senden. Amerika wird für die Ukraine da sein, solange es notwendig ist."

Putin und seine Militärführung hatten zuvor immer wieder betont, dass sie die Lieferung von Patriot-Systemen nicht akzeptieren würden. Wie andere schwere Waffen würden diese Komplexe für die russischen Streitkräfte zu "rechtmäßigen vorrangigen Zielen", sagte die Sprecherin des Außenministeriums in Moskau, Maria Sacharowa, vergangene Woche.

Der US-Regierungsvertreter betonte: "Wir sind nicht auf einen direkten Krieg mit Russland aus." Daran werde sich auch mit Selenskyjs Besuch und der Lieferung der Patriot-Batterie nichts ändern.

Was heißen die Lieferungen für Deutschland?

Die Bundesregierung hatte sich bis zuletzt immer wieder gegen die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine ausgesprochen. Ein wichtiges Argument von Kanzler Olaf Scholz (SPD): Andere Nato-Partner, so etwa auch die USA, würden ebenfalls kein schweres Kampfgerät nach Kiew schicken – an diese Linie fühle sich Deutschland gebunden.

Mit der angekündigten Lieferung der Patriot-Systeme wird diese Argumentation für Scholz nun schwierig. Zwar handelt es sich um Abwehrraketen, die sich nicht mit Panzern für den Angriff vergleichen lassen. Allerdings liegt das Kaliber der Patriot-Raketen mit 250 Millimeter weit oberhalb der Grenze von 100 Millimetern, die per Definitionen eine "schwere Waffe" ausmachen.

Der Druck auf die Ampelregierung, nun ebenfalls große Kampfwaffen wie etwa den Panzer Leopard 2 zu liefern, dürfte in den kommenden Tagen wachsen.

Zudem spielt Deutschland indirekt eine Rolle bei der Lieferung der US-Patriot-Raketen: Medienberichten zufolge sollen die ukrainischen Soldaten auf dem US-Truppenübungsplatz im bayerischen Grafenwöhr im Umgang mit dem System geschult werden.

Verwendete Quellen
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