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Erdbeben von Valdivia: Die Naturkatastrophe, die die Erdachse verschob


Valdivia 1960
Das Erdbeben, das die Erdachse verschob

Von t-online, dwb

Aktualisiert am 01.04.2025 - 13:39 UhrLesedauer: 3 Min.
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Zerstörte Brücke im Gebiet von Valdivia, 1960. (Quelle: IMAGO/imago-images-bilder)
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Mit einer Stärke von 9,5 auf der Richterskala zerstörte das Erdbeben nicht nur Städte – es verschob sogar die Erdachse. Es war damit das gewaltigste Beben, das jemals gemessen wurde.

Am Nachmittag des 22. Mai 1960 bebte im Süden Chiles die Erde – und zwar mit einer bisher unbekannten Gewalt. Das sogenannte "Große Chile-Erdbeben" erreichte 9,5 auf der Magnituden-Skala. Das Hauptbeben dauerte rund zehn Minuten – eine außergewöhnlich lange Zeit, denn meist enden Erdbeben nach wenigen Sekunden. Besonders stark betroffen war die Region um die Stadt Valdivia, wo sich die Erde teils um mehrere Meter absenkte.

Die tektonische Ursache: Entlang der Subduktionszone vor der chilenischen Küste schob sich die ozeanische Nazca-Platte unter die südamerikanische Kontinentalplatte – ein Vorgang, der über Jahrhunderte Spannungen aufbaute, bis sie sich in einem gewaltigen Beben entluden.

Verwüstung an Land und auf See

Schon kurz nach dem Beben war das Ausmaß der Schäden sichtbar: Häuser, Brücken und Straßen wurden zerstört, ganze Städte verwüstet. Viele Menschen wurden obdachlos, Tausende verloren ihr Leben. Aufgrund der Großflächigkeit der Katastrophe gehen die geschätzten Zahlen weit auseinander.

Doch damit nicht genug: Die plötzliche Verschiebung des Meeresbodens löste einen gewaltigen Tsunami aus. Wellen von bis zu 25 Metern Höhe trafen die chilenische Küste. Binnen Stunden raste der Tsunami über den Pazifik: In Hawaii wurden nach rund 15 Stunden bis zu elf Meter hohe Wellen registriert, in Japan kamen 138 Menschen ums Leben. Auch die Philippinen, Neuseeland und die US-Westküste waren betroffen.

Folgekatastrophe am Lago Riñihue

Durch das Beben kam es in den Bergen nahe des Lago Riñihue zu mehreren Erdrutschen. Große Erdmassen verschütteten den Abfluss des Sees, sodass der Wasserspiegel um bis zu 20 Meter anstieg. Eine bedrohliche Lage: Bis zu 100.000 Menschen entlang des Río San Pedro hätten von einer unkontrollierten Flut betroffen sein können.

In einer aufwendigen Rettungsaktion wurden mithilfe von Tausenden Arbeitern und Planierraupen provisorische Dämme abgetragen, um das Wasser gezielt abzulassen. Trotzdem kam es zu Überschwemmungen und Zerstörungen in mehreren Dörfern – Menschen kamen hierbei jedoch nicht zu Schaden.

Vulkanausbruch nach dem Erdbeben

Zwei Tage nach dem Beben brach der Vulkan Puyehue-Cordón Caulle aus. Er schleuderte aus einer 300 Meter langen Spalte Asche bis zu sechs Kilometer hoch in die Atmosphäre. Der Ausbruch dauerte bis in den Juli an.

Zwar richtete die Eruption keine gravierenden Schäden an, sie unterstreicht jedoch den geologischen Dominoeffekt: In seismisch aktiven Regionen wie Chile können starke Beben vulkanische Prozesse unmittelbar beeinflussen.

Der "Pazifische Feuerring"

Chile liegt im sogenannten "Pazifischen Feuerring" – einer geologisch hochaktiven Zone, die sich hufeisenförmig um den gesamten Pazifik erstreckt. Etwa 90 Prozent aller Erdbeben weltweit ereignen sich entlang dieser Zone, in der mehrere tektonische Platten aufeinandertreffen. Das Beben von Valdivia 1960 ist ein eindrückliches Beispiel dafür, welche zerstörerische Gewalt geologische Spannungen entfesseln können.

Das Erdbeben hatte nicht nur kurzfristige Folgen. Die gewaltige Energie der tektonischen Verschiebung war so groß, dass sie laut Nasa-Angaben die Erdachse um rund drei Zentimeter verlagerte. Zudem veränderte sich die Landschaft: Neue Seen entstanden, Flüsse änderten ihren Lauf, ganze Landstriche wurden unbewohnbar.

Auch in der Forschung war das Ereignis ein Wendepunkt. Frühwarnsysteme für Tsunamis wurden international ausgebaut, das Verständnis für Subduktionszonen und ihre Gefahren deutlich vertieft. Chile gilt seitdem als eines der am besten überwachten Erdbebengebiete der Welt.

Verwendete Quellen
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