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Vermisste Rebecca (15) aus Berlin: Liste der verschwundenen Teenager ist lang


Fall Rebecca
Die Liste der vermissten Teenager ist lang

Aktualisiert am 09.03.2019Lesedauer: 4 Min.
Ein junges Mädchen klebt in Berlin Flugblätter im Fall Rebecca: Die Liste vermisster Menschen in Deutschland ist lang.Vergrößern des Bildes
Ein junges Mädchen klebt in Berlin Flugblätter im Fall Rebecca: Die Liste vermisster Menschen in Deutschland ist lang. (Quelle: Christoph Soeder/dpa)
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Verschwinden Kinder und Jugendliche, trifft das die Menschen ins Mark. So wie im Fall Rebecca. Viele tauchen unversehrt wieder auf.

Jeden Tag verschwinden in Deutschland 200 bis 300 Menschen, alte und junge. Fast die gleiche Zahl taucht wieder auf. Doch das aktuelle Schicksal der 15-jährigen Rebecca in Berlin, die groß angelegte Fahndung nach ihr und das riesige Interesse daran machen klar: Das, was mit vermissten Kinder passiert, bewegt nicht nur die betroffenen Eltern, die nahen Angehörigen und die Ermittler über deren Pensionsalter hinaus, sondern ganz Deutschland. Es gibt eine lange Liste dieser Fälle.

Inga Gehricke, fünf Jahre, aus Stendal suchte 2015 bei einem Grillabend der Familie Holz im nahen Wald. Sie kehrte nicht zurück. Aref Ismaili war vier Jahre alt. Er hatte 2016 die lange Flucht der Eltern aus Syrien bis nach Hessen mitgemacht. Aref wird seit zwei Jahren vermisst. Die Polizei hat einen unbekannten älteren Mann in einem schwarzen SUV mit Berliner Kennzeichen im Entführungsverdacht.

In der Hauptstadt wurde die damals 14 Jahre alte Georgine Krüger am 26. September 2006 zuletzt in einem Bus der Linie M27 gesehen. Danach: Keine Spur mehr. Und Deborah Sassen wäre heute 30, würde sie denn leben. Man weiß von ihr nichts. Die Düsseldorferin verschwand auf dem Heimweg vom Schulschwimmen 1996. Die 1990er Jahre, als in Belgien der Kinderschänder und -mörder Dutroux festgenommen wurde, war auch in der Bundesrepublik ein Jahrzehnt mit besonders vielen vermissten Kindern.

Die schwierige Frage nach der Zahl der Vermissten

Wie viele Kinder werden vermisst? Diese Antwort darauf ist schwer mit Zahlen zu belegen. Daten führt das Bundeskriminalamt. Die BKA-Datei trägt das merkwürdige Kürzel Vermi/Utot. Sie enthält mit Stichtag 1. Januar 2019 rund 12.700 Vermisstenfälle von Erwachsenen und Kindern – sowohl Vorgänge, die sich innerhalb weniger Tage aufklären als auch welche, die seit 30 Jahren ungeklärt sind. "Der Anteil der Personen, die länger als ein Jahr vermisst werden, bewegt sich bei etwa nur drei Prozent", versichert das Bundeskriminalamt.

Vermissten Kindern und Jugendlichen widmen sie in Wiesbaden besondere Aufmerksamkeit. Sie machen etwa die Hälfte der Datei aus, die Mehrzahl ist männlich. Auch, wenn das die Ängste der Eltern anfangs nicht mindern kann: Der Verbleib von Kindern und Jugendlichen wird regelmäßig zu 98 Prozent geklärt, ohne, dass man auf ein Verbrechen gestoßen ist. "Für ihr Verschwinden gibt es die unterschiedlichsten Gründe. Probleme in der Schule. Probleme mit den Eltern. Liebeskummer."


Zudem: In die Vermisstendatei fließen neuerdings Namen unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge ein, die nicht mehr anzutreffen sind, und auch die derjenigen Minderjährigen, die von einem ausländischen Elternteil in die eigene Heimat "entführt" wurden.

So bleibt nur eine grobe Schätzung der Zahl wirklich krimineller Fälle. Sie liegt bei 800 bis 900 Kindern bis zum Alter von 13 Jahren, die im Zeitraum seit 1951, also seit fast 70 Jahren, dauerhaft verschwunden blieben. Es sei zu befürchten, dass diese "Opfer einer Straftat oder eines Unglücksfalls wurden, sich in einer Situation der Hilflosigkeit befinden oder nicht mehr am Leben sind", räumt das BKA ein.

Auf und Ab der Gefühle

Vermisstenfälle bedeuten immer ein Auf und Ab der Gefühle der Angehörigen, von Verzweiflung und Hoffnung. Wie bei Tanja Mühlinghaus aus Wuppertal, die 1998 verschwand. Tage nach dem letzten Zeichen erhielten die Eltern zwei Briefe von ihr. "Komme in zwei bis drei Wochen zurück." Die Ankündigung blieb unerfüllt. Ähnlich war es 2006 bei der schon volljährigen Frauke Liebs in Paderborn. Sie meldete sich mehrfach auf dem Handy: "Ich komme heute Abend." Wegen der Volljährigkeit ermittelte die Polizei nicht sofort alle Funkdaten. Drei Monate später fand man die Leiche der Verschleppten und Ermordeten.

Es gibt in solchen Situationen Menschen, die sich interessant machen oder aber in guter Absicht Irrtümern unterliegen. Sie wollen die Vermissten selbst nach vielen Jahren gesehen haben. Gerade Fälle angeblicher Lebenszeichen aber gehen den Angehörigen besonders an die Nieren – wie beim Verschwinden von Katrin Konert aus dem Landkreis Lüchow-Dannenberg, nach der heute noch intensiv gefahndet wird. Sie ist seit 18 Jahren vermisst.

Die damals 15-jährige Schülerin hatte am eiskalten Neujahrstag 2001 die Wohnung eines Freundes im Streit verlassen hatte, wollte irgendwie die 17 Kilometer ins Elternhaus nach Groß Gaddum gelangen. Eine SMS an die Schwester ist das letzte, was die Eltern von ihr haben. Danach: Über Jahre nur Meldungen, irgendwer habe Katrin an den Niagarafällen beim Verkauf von Andenken erkannt oder als Animateurin in der Türkei. Einmal rief eine gebrochen deutsch sprechende Frau an. Sie wollte was zum Verschwinden Katrins sagen. Das Gespräch brach so überraschend ab wie es gekommen war.

Offenbar weniger Missbrauchsentführungen

Polizeiexperten sind heute sicher, dass "klassische" Delikte wie die Entführung eines Kindes, um es sexuell zu missbrauchen und zu töten, zurückgehen. Der im Landeskriminalamt von Nordrhein-Westfalen für die Aufklärung lange zurückliegender Fälle ("Cold Cases") zuständige Andreas Müller sagt: "Wissen Sie, wann hier der letzte sexuell motivierte Kindermord war? 2011. Mirco. In Mönchengladbach."


Das ist acht Jahre her. Denn eine Vergewaltigung werde für Täter heute zum hohen Risiko, weil es DNA-Tests gibt. Und das Internet biete Pornografie, die bei manchen Menschen den Druck mildern könne. Andererseits ist da die Dunkelziffer der Kinder, die für Porno-Darstellungen im Netz missbraucht werden. Wie hoch sie ist, ist völlig unbekannt.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Bundeskriminalamt über Vermisstenfälle
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