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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Vermisste Minderjährige Kind verschwunden: Das müssen Eltern als Erstes tun
Mehr als 100.000 Kinder und Jugendliche werden nach Angaben der "Initiative Vermisste Kinder" jedes Jahr in Deutschland als vermisst gemeldet. Doch wann gilt ein Kind überhaupt als vermisst? Und was müssen Eltern tun, wenn ihr Kind verschwunden ist?
Wann gilt ein Kind als vermisst?
Verschwindet ein Erwachsener aus unerklärlichen Gründen von seinem gewohnten Aufenthaltsort, melden Angehörige ihn meist als vermisst. Eine Fahndung wird allerdings nur eingeleitet, wenn eine akute Gefahrenlage besteht – also etwa vermutet wird, dass die Person Opfer einer Straftat wurde, hilflos ist oder einen Unfall hatte. Darauf weist das Bundeskriminalamt hin.
Anders ist das bei Kindern. Während Erwachsene ihren Aufenthaltsort frei wählen können, dürfen Minderjährige das nicht. Verschwinden sie einfach, gehen die Behörden grundsätzlich von einer Gefahr für Leib und Leben aus. Demnach gelten sie für die Polizei grundsätzlich als vermisst, wenn sie ihren gewohnten Aufenthaltsort verlassen – und ihr Aufenthaltsort den Eltern beziehungsweise Sorgeberechtigten nicht bekannt ist.
Das ist zu tun, wenn Ihr Kind verschwunden ist
1. Eltern sollten unverzüglich Vermisstenanzeige bei der Polizei erstatten, wenn sie nicht wissen, wo sich ihr Kind aufhält.
2. Anschließend sollten sie Freunde und andere Eltern anrufen. Idealerweise bleibt der eigene Anschluss aber für einen möglichen Anruf des vermissten Kindes frei.
3. Wer draußen nach dem Kind sucht, sollte sicherstellen, dass jemand zu Hause ist, falls das Kind wieder auftaucht.
Die Hälfte der Fälle klärt sich laut Bundeskriminalamt innerhalb der ersten Woche auf, nach einem Monat sind 80 Prozent gelöst. Nur etwa drei Prozent der Vermissten sind nach einem Jahr noch verschwunden.
Hilfe für Eltern vermisster Kinder
Der Weiße Ring kümmert sich in Deutschland um Mütter und Väter, deren Kinder infolge einer Straftat vermisst werden. "Eltern, die ihr Kind vermissen, müssen mit extremen seelischen Belastungen kämpfen", sagt Bundesgeschäftsführerin Bianca Biwer. "Alpträume, Depressionen, ständig kreisende Gedanken und Schuldgefühle sind oft ständige Begleiter."
Warum verschwinden Kinder?
Oftmals stecken hinter Fällen vermisster Kinder laut LKA-Sprecher Ulrich Heffner auch Sorgerechtsstreitigkeiten, bei denen ein Elternteil dem anderen das Kind entzieht.
Jugendliche reißen auch oft wegen Liebeskummer oder schlechter Schulnoten von zu Hause aus. "Oder weil sie etwas verbockt haben und die Konsequenzen fürchten", sagt Heffner.
Langzeitvermisste seien die Ausnahmen. "Dramatische Fälle, die unaufgeklärt bleiben, bewegen sich im Jahresmittel im niedrigen ein- bis zweistelligen Bereich", sagt "Initiative Vermisste Kinder"-Sprecher Daniel Kroll. Die allermeisten Jugendlichen tauchten binnen kürzester Zeit wieder auf. Er rät Eltern, sich trotzdem sofort bei der Polizei zu melden. "Es gibt hierbei keinen falschen Alarm."