Ermittler bei "Aktenzeichen XY" "Rebecca dürfte das Haus nicht verlassen haben"
Rebecca aus Berlin wird noch immer vermisst. Die Polizei hat Fotos des Schwagers veröffentlicht, der in U-Haft sitzt. Am Abend sprach der leitende Ermittler im ZDF.
Im Fall der seit mehr als zwei Wochen vermissten Rebecca aus Berlin sieht die Polizei neue Hinweise, die den Schwager des Mädchens schwer belasten. Der Abgleich von Rebeccas Telefonverhalten mit den Routerdaten im Haus des 27-Jährigen ließ den Schluss zu, dass die 15-Jährige am Morgen ihres Verschwindens weiter bei ihrem Schwager war, sagte der Leiter der dritten Mordkommission beim Berliner LKA, Michael Hoffmann, in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY ... ungelöst". Sein Fazit: "Rebecca dürfte das Haus nicht verlassen haben."
Die Polizei Berlin hatte am Mittwoch Fotos des Schwagers veröffentlicht, der seit Dienstag wegen des "dringenden Tatverdachts des Totschlags" in Untersuchungshaft sitzt. Mithilfe der Bilder hofft die Polizei, Hinweise aus der Bevölkerung zu bekommen, um den Verbleib des Teenagers aufzuklären. Zudem suchen die Ermittler nach Menschen, die den Renault Twingo von Rebeccas Schwager am Tag des Verschwindens gesehen haben.
In einer Pressemitteilung erklären Polizei und Generalstaatsanwaltschaft Berlin, dass das Auto am fraglichen Tag von einer Verkehrsüberwachungsanlage auf einer Autobahn zwischen Berlin und Frankfurt (Oder) registriert wurde. "Nach bisherigem Ermittlungsstand hatte zu diesen Zeiten lediglich der Schwager Zugriff auf diesen Pkw", teilte die Polizei mit. Mit der neuen Öffentlichkeitsfahndung hat sie die Suche auch auf das östliche Brandenburg ausgeweitet.
Vater appelliert an Schwiegersohn: "Florian, rede einfach!"
Bislang schweigt sich der verdächtigte Florian R. zu den Vorwürfen wie auch zu den Fahrten mit seinem Auto aus. Rebeccas Vater appellierte nun in einem TV-Interview an ihn, endlich auszupacken. "Florian, rede einfach!", sagte er RTL. "Klär das, damit die ganze Suche in die andere Richtung geht, und zwar in die richtige. Wir müssen Becky finden."
Rebeccas Vater ließ zugleich keinen Zweifel daran, dass er weiter an die Unschuld seines Schwiegersohnes glaubt. Er ist davon überzeugt, dass seine Tochter noch lebt. "Sie lebt. Sie ist verschleppt worden. Sie befindet sich in irgendeinem Keller, einem leer stehenden Haus", sagte er der "Bild".
Für die verdächtigen Fahrten von Florian R. deutet der Vater bei RTL eine andere Erklärung an: "Die ganze Nummer hängt mit einer anderen Sache zusammen, die ich aber nicht sagen darf." Mit Rebecca habe das nichts zu tun.
Polizei bittet Bevölkerung um Hilfe
Laut einem Bericht der "Bild"-Zeitung wurden im Kofferraum des Autos Haare des Mädchens entdeckt – ebenso wie Fasern einer Fleecedecke, die zum selben Zeitpunkt wie Rebecca aus dem Wohnzimmer ihrer Schwester und ihres Schwagers verschwand. Auch zu der Decke erhofften die Ermittler sich Hinweise aus der Bevölkerung. Mit den veröffentlichten Fotos erhofft die Polizei, Antworten auf folgende Fragen zu bekommen:
- Wer hat das Auto des Tatverdächtigen am Vormittag des 18. Februar 2019 und/oder in den Nachtstunden vom 19. zum 20. Februar gesehen?
- Wer kann Angaben zu Aufenthaltsorten des Tatverdächtigen zu diesen Zeiten machen?
- Wer kennt den Tatverdächtigen und kann Bezugspunkte von ihm benennen, die zwischen Berlin und Frankfurt (Oder) liegen?
- Wer kann Angaben zum Verbleib der abgebildeten Fleecedecke (Größe ca. 150 × 200 cm) machen, die seit der Tat aus dem Haushalt des Tatverdächtigen fehlt?
Mehr als zwei Wochen nach dem Verschwinden der 15-jährigen Rebecca aus Berlin hat die Polizei mit dem Schwager zwar einen Hauptverdächtigen, den Verbleib des Mädchens aber immer noch nicht geklärt. "Die oberste Priorität ist es, Rebecca zu finden", sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Es gebe eine Menge Anhaltspunkte, aber dazu könne man aus ermittlungstaktischen Gründen nichts mitteilen.
Rebecca vermutlich nicht mehr am Leben
Ein Leichenfund könnte der Mordkommission mögliche Hinweise zum Täter liefern, etwa DNA-Spuren, Haare oder Fingerabdrücke. Doch mit jedem vergangenen Tag nach dem Tod eines Menschen wird die Arbeit der Spurensicherung schwieriger. Auch der Einsatz von Suchhunden und einem Hubschrauber im Stadtteil Britz des Bezirks Neukölln führte bislang ebenso wenig zum Ziel wie die Veröffentlichung von Fotos und 348 allein bis Dienstag bei der Polizei eingegangene Hinweise.
Die Polizei geht davon aus, dass Rebecca nicht mehr lebendig gefunden wird. Der 27-jährige Schwager soll sich in Vernehmungen bei der Polizei in Widersprüche verstrickt haben. Dem "Bild"-Bericht zufolge soll er morgens Chat-Nachrichten geschrieben haben, als er seinen Angaben zufolge angeblich schon schlief.
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Rebecca hatte in der Nacht zum 18. Februar in dem Einfamilienhaus der Familie ihrer Schwester in einer ruhigen Wohngegend übernachtet. In der Nacht oder am Morgen verschwand sie. Kurz darauf wurde ihr Handy dauerhaft abgeschaltet.
Haben Sie Hinweise über den Verbleib Rebeccas oder haben Sie das Auto des Schwagers am 18. Februar gesehen? Dann wenden Sie sich bitte an die 3. Mordkommission beim Landeskriminalamt Berlin unter 030 / 4664-911333.
- Nachrichtenagenturen dpa, AFP
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