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Höhlendrama in Thailand: Rettungshelfer verpasst Tod des eigenen Vaters


Wunder-Rettung in Thailand
Richard Harris – Der tragische Held des Höhlendramas

Von t-online, pdi

Aktualisiert am 11.07.2018Lesedauer: 4 Min.
Doktor Richard Harris: Der australische Arzt verlor einen Tag nach dem Rettungseinsatz in Thailand seinen Vater.Vergrößern des Bildes
Doktor Richard Harris: Der australische Arzt verlor einen Tag nach dem Rettungseinsatz in Thailand seinen Vater. (Quelle: dpa)

Das Höhlendrama von Thailand hat ein wundersames Ende gefunden. Alle zwölf Jungen sind gerettet. Ein Held des Einsatzes ist Richard Harris – am Tag nach der Rettung erhält der Arzt eine Hiobsbotschaft.

Die aus einer Höhle im Norden Thailands geretteten jungen Fußballspieler und ihr Trainer haben die lange Zeit unter der Erde nach Aussage ihrer Ärzte gut überstanden. Amtsarzt Thongchai Lertvilairattanapong hob bei einer Pressekonferenz im Krankenhaus in Chiang Rai ihren "sehr guten mentalen Zustand" hervor: "Das ist wahrscheinlich deshalb, weil sie die ganze Zeit gemeinsam als ein Team verbrachten, wo einer dem anderen hilft", sagte er.

"Alle von ihnen sind bei guter körperlicher Gesundheit, ohne irgendein Fieber oder schwere Infektionen. Nur drei von ihnen haben leichte Lungenentzündungen", sagte Thongchai. Die ganze Gruppe – zwölf Jungen im Alter zwischen 11 und 16 und ihr 25-jähriger Trainer – würden bis zu eine Woche im Krankenhaus bleiben, um ihre weitere Behandlung sicherzustellen.

Aus aller Welt treffen Glückwünsche ein. Der deutsche Regierungssprecher Steffen Seibert twitterte, es gebe vieles zu bewundern: "der Durchhaltewille der tapferen Jungs und ihres Trainers, das Können und die Entschlossenheit der Retter". Das Kernteam des Rettungseinsatzes bestand aus mindestens 19 Spezialtauchern, die meisten aus dem Ausland. Insgesamt waren mehr als 1000 Retter beteiligt.

Australischer Arzt wird zum Helden

Einer von ihnen, der australische Arzt Richard Harris, hat kurz nach der Rettung seinen Vater verloren. Täglich hatte der Anästhesist aus Adelaide zuletzt den gefährlichen unterirdischen Weg zurückgelegt, um den Gesundheitszustand der Eingeschlossenen zu untersuchen. Seine 30-jährige Erfahrung im Höhlentauchen machte das möglich. Die Behörden bezeichneten den Beitrag des Spezialisten als "unentbehrlich" für die Rettungsaktion.

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Am Dienstag dann starb Harris' Vater – unmittelbar nach dem umjubelten Ende der Mission, wie der Chef des Südaustralischen Rettungsdienstes via Twitter mitteilte. Harris werde jetzt heimreisen und eine wohlverdiente Auszeit bei seiner Familie bekommen.

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Der australische Regierungschef Malcolm Turnbull lobte den Mut der australischen und aller übrigen Rettungskräfte. "Es ist eine der heldenhaftesten und beeindruckendsten Ereignisse unserer Zeit", sagte er. Arzt Harris habe so eine bedeutende Rolle dabei gespielt – "das ist wirklich eine Inspiration."

Ein Taucher gestorben

Das Happy End grenzt für viele an ein Wunder. Auch Experten hatten es kaum für möglich gehalten, das Team des Fußballvereins "Wildschweine" aus dem Zufluchtsort in vier Kilometern Tiefe durch die überflutete Höhle sicher nach draußen zu bringen. Im Camp der Retter wurde gejubelt. Auch in den Gemeinden rundum, wo die Kinder zuhause sind, gab es Freudenfeiern.

Der Weg zurück ans Licht dauerte für die Kinder zwischen 11 und 16 Jahren jeweils mehrere Stunden. Große Teile der Höhle waren überflutet. Keiner der Fußballer hatte Erfahrung im Tauchen, weshalb sie von den Profis in den Schlepptau genommen wurden. Manche Stellen in der Tropfsteinhöhle Tham Luang-Khun Nam Nang Non waren extrem eng.

Bei aller Freude erinnerten die Thais aber auch daran, dass bei den Vorbereitungen letzte Woche ein 37-jähriger Taucher starb. Ihm war der Sauerstoff ausgegangen. Provinzgouverneur Narongsak Osottanakorn, der Leiter des Einsatzes, sagte: "Er ist der Held." Am Mittwoch wollen die Behörden Details über die gesamte Aktion bekanntgeben.

"Alle sind in Sicherheit"

Der letzte von insgesamt drei höchst gefährlichen Einsätzen hatte um 10 Uhr Ortszeit (05.08 Uhr MESZ) begonnen. Zuvor hatte es die ganze Nacht über wieder heftig geregnet. Kurz vor 19 Uhr kam von der Marine die erlösende Nachricht: "Alle zwölf Wildschweine und der Trainer sind draußen. Alle sind in Sicherheit."

Bei den ersten beiden Tauch-Aktionen am Sonntag und Montag waren bereits acht Jungen gerettet worden, jeweils in Vierer-Teams. Ihnen geht es verhältnismäßig gut. Sie sollen aber noch mindestens eine Woche im Krankenhaus bleiben. Am Dienstag entschieden die Retter dann, alle restlichen Fünf herauszuholen. Niemand wollte dem Trainer oder gar einem der Jungen zumuten, eine weitere Nacht in der Dunkelheit ausharren zu müssen – und das noch allein.

Das Jugend-Fußballteam war am 23. Juni bei einem Ausflug in die Tropfsteinhöhle Tham Luang-Khun Nam Nang Non rund 1000 Kilometer nördlich von Bangkok von Wassermassen überrascht worden. Erst nach neun Tagen, in denen es keinerlei Lebenszeichen gab, wurden die Jungen und ihr Trainer von Höhlentauchern entdeckt. Die Rettung wurde zu einem Kampf gegen Wetter und Zeit. In Südostasien ist gerade Monsun-Saison mit häufigen heftigen Regenfällen.

Jungen nicht zum WM-Finale

Nach Angaben der behandelnden Ärzte geht es den anfangs Geretteten den Umständen entsprechend gut. Die Kinder sollen jetzt aber noch mindestens eine Woche im Krankenhaus der Provinzhauptstadt Chiang Rai bleiben. Zwei haben minderschwere Lungen-Infekte.

Deshalb können die Nachwuchsfußballer auch nicht zum WM-Finale am Sonntag in Moskau reisen, zu dem sie Fifa-Präsident Gianni Infantino eingeladen hatte. Die Ärzte versicherten aber, dass sie das Spiel im Fernsehen sehen könnten.

Das Drama wurde in aller Welt mit großem Interesse verfolgt. Zu den ersten Gratulanten gehörte US-Präsident Donald Trump. Er schrieb auf Twitter: "Was für ein schöner Moment. Ein großartiger Job." Der deutsche Regierungssprecher Steffen Seibert meinte, es gebe so vieles zu bewundern: "der Durchhaltewille der tapferen Jungs und ihres Trainers, das Können und die Entschlossenheit der Retter." Auch von vielen Fußballvereinen und Profikickern kam Beifall.

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Einer der Spieler, die am Sonntag im Luschniki-Stadion um die Weltmeisterschaft kämpfen werden, übermittelte bereits Grüße von Russland nach Thailand: Mittelfeld-Star Paul Pogba twitterte, dass er den 1:0-Halbfinalsieg seiner Franzosen gegen Belgien den geretteten Jugendlichen widme: "Dieser Sieg geht an die Helden des Tages, gut gemacht Jungs, ihr seid so stark."

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Experten hatten es kaum für möglich gehalten, das Team aus seinem Zufluchtsort in vier Kilometern Tiefe durch die großenteils überflutete Höhle sicher nach draußen zu bringen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • dpa, afp
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