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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Vereinte Patrioten" Geplante Lauterbach-Entführung: Es geht offiziell um Terror
Der Verdacht gegen die Gruppe "Vereinte Patrioten" war bereits schwerwiegend: Mitglieder wollten Karl Lauterbach entführen und mit einem Black-Out Chaos verursachen. Nun stehen sie offiziell unter Terrorverdacht.
Die Bundesanwaltschaft hat die Ermittlungen gegen eine Gruppe übernommen, die als "Vereinte Patrioten" bekannt geworden sind. Das heißt: Die weiteren Ermittlungen bei vier Tatverdächtigen haben aus Sicht der Karlsruhe Behörde starke Hinweise geliefert, dass sie eine Terrorvereinigung gegründet oder sich dort als Mitglied betätigt haben. In diesem Fall wird die Bundesanwaltschaft zuständig.
Die Generalstaatsanwaltschaft Koblenz hatte bundesweit durchsuchen lassen, weil es mehrere Verdachtsmomente gegen die Beschuldigten gab: Sie sollen demnach die Entführung von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geplant und mit Anschlägen einen großen Black-Out beabsichtigt haben. Das große Chaos eines möglicherweise wochenlangen Stromausfalls wollten sie dann mutmaßlich für viel weitergehende Pläne nutzen.
Verdacht: Sturz der Bundesregierung geplant
Das vermutet nun auch die Bundesanwaltschaft: Nach dem derzeitigen Ermittlungsstand gibt es der Verdacht, dass die Gruppe den Sturz der Bundesregierung und der parlamentarischen Demokratie herbeiführen wollte. Zumindest einige aus der Gruppe schwärmten von der Verfassung des Kaiserreichs von 1871. Bevor sie handeln konnten, erfolgte der Zugriff.
Bei zwei der Beschäftigten in Neustadt/Weinstraße und Falkensee hatten Recherchen von t-online bereits gezeigt, dass sie NVA-Veteranen sind und putinfreundlich. Nach den Angaben der Bundesanwaltschaft wird auch mehr über den Mann bekannt, der in Bad Zwischenahn als möglicher Hintermann für die Mittelbeschaffung festgenommen wurde und in Untersuchungshaft sitzt: Michael H.
Neue Erkenntnisse über Michael H.
Auch H. hatte in der Gruppe von "Veteranen" auf Telegram gepostet, dazu aber auch einen eigenen Kanal und verschiedene Videoformate betrieben. Er hatte dazu auch etwa Interviews mit dem Arzt Bodo Schiffmann geführt, auf den ein Prozess wegen der Vorwürfe falscher Atteste, der Holocaust-Leugnung und der Aufrufe zu unfriedlichen Aktionen gegen die Regierung und die Justiz wartet.
Er ist auch vernetzt mit diversen Akteuren aus der Szene, die ins Flutgebiet an die Ahr gefahren waren, um dort zumindest vordergründig Hilfe zu leisten. In der Vergangenheit ist H. auch als Alleinunterhalter aufgetreten. Aus seiner früheren Berufstätigkeit postete er Fotos von Firmenfesten von sich mit den Stargästen Boris Becker oder Sarah Connor. In den vergangenen Monaten hatte er viel Zeit in seinen Einsatz im "Widerstand" gesteckt.
Es gibt auch einen möglichen Bezug zu mutmaßlichen Anschlägen auf das Stromnetz: In der Gruppe von "Veteranen" postete er im Januar ein Schaubild "Entspannt in den Blackout" mit dem Hinweis: "Kleiner Tipp. Bereitet Euch lieber vor!"
Durchsucht hatten die Behörden rund 20 Objekte. In Bayern, bei einem früheren Offizier und Anbieter von Survival-Kursen, stießen sie dabei auf starke Hinweise, auf eine weitere mögliche Schlüsselfigur gestoßen zu sein, die sie bis dato nicht so auf dem Radar hatten. Bei ihm fand sich ein großer Waffenvorrat, den dieser, so der Verdacht, auch einbringen wollte. Ein fünfter Hauptverdächtiger ist im Ausland. Über ihn ist bisher nur bekannt, dass er auch bei der Finanzierung der Pläne beteiligt gewesen sein soll.
- Eigene Recherchen
- Mitteilung Bundesanwaltschaft