Tötung auf Verlangen Passauer Armbrust-Fall: Opfer gehörten Sekte an
Im Passauer Armbrust-Fall sind neue Details ans Licht gekommen: Die Ermittler haben womöglich eine Erklärung für den erweiterten Suizid gefunden. Zwei Opfer wurden zudem vor ihrem Tod betäubt.
Im rätselhaften Fall der mit einer Armbrust erschossenen Toten in einer Pension im bayerischen Passau haben die Ermittlungen der Kriminalpolizei die Theorie eines erweiterten Suizids innerhalb einer Art privater Sekte erhärtet. Wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Passau sagte, gibt es dem nun vorgelegten Abschlussbericht zufolge weiterhin keine Anhaltspunkte für weitere Beteiligte.
Demnach handelte es sich nach Recherchen der Polizei im Umfeld der Verstorbenen um eine Tötung auf Verlangen samt anschließendem Suizid in einer Gruppe, die sich selbst als "Welterneuerer" oder "Welterschaffer" bezeichnete. Diese hing laut Sprecher der Vorstellung an, durch ihren gemeinsamen Tod einen Kreislauf von Wiedergeburten zu unterbrechen und in einer anderen Zeit sowie an einem anderen Ort ein "neues System" erschaffen zu können.
Testamente bei Toten gefunden
Wie die rechtsmedizinischen Untersuchungen ergaben, waren der Mitte Mai auf einem Bett in einem Zimmer der Pension gefundene Mann und die neben ihm liegende Frau mit K.-o.-Tropfen betäubt und handlungsunfähig. Die tot vor dem Bett gefundene Frau hatte keinerlei chemische Substanzen im Blut. Sie erschoss demnach zunächst den 53-Jährigen und die 33-Jährige. Danach tötete sich die 30-Jährige selbst mit einem Pfeilschuss in den Hals.
Diese Erkenntnisse deckten sich mit bereits früher mitgeteilten Einschätzungen der Ermittler. Sie hatten nach dem Geschehen vom Anfang Mai unter anderem auch Testamente bei den Toten gefunden.
Der 53-Jährige war den Ermittlungen zufolge Mittelpunkt der Gruppe. Laut Polizei handelte es sich um einen als dominant und manipulativ beschriebenen Kampfsporttrainer und Psychologen, der vor allem Frauen mit psychischen Schwierigkeiten um sich scharte. Unter seinem Einfluss brachen diese ihre sozialen Kontakte ab. Ob der Mann tatsächlich einen Abschluss als Psychologe hatte, blieb zunächst allerdings unklar.
Weitere Frauenleichen in Wittingen entdeckt
Die Staatsanwaltschaft wird den Abschlussbericht der Polizei nach eigenen Angaben prüfen. Sollte sie sich den Erkenntnissen anschließen und keinen weiteren Ermittlungsbedarf sehen, werden die Akten voraussichtlich geschlossen. Alle Beteiligten sind tot. Es gäbe niemanden, der juristisch belangt werden könnte.
Außer den drei Toten in Passau waren im Mai noch zwei weitere tote Frauen in einer Wohnung im niedersächsischen Wittingen entdeckt worden. Es handelte sich dabei um die 35-jährige Lebensgefährtin einer der toten Frauen aus der Pension sowie deren 19-jährige Mitbewohnerin. Auch sie gehörten zu der Sekte.
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Die Frauen seien an einer Vergiftung gestorben, sagte der Passauer Oberstaatsanwalt Walter Feiler. Genaueres wisse man noch nicht. "Es deutet manches darauf hin, dass die beiden freiwillig und ohne Beteiligung dritter aus dem Leben geschieden sind", sagte er. Feiler verwies auf die ermittelnde Staatsanwaltschaft in Hildesheim, die sich auf Nachfrage bedeckt hielt.
- Nachrichtenagenturen AFP, dpa