Vorsatz nicht ausgeschlossen Beweisstücke im Missbrauchsfall bei Polizei verschwunden
Neue Ungereimtheiten im Missbrauchsfall auf einem Campingplatz Lügde: Beweismaterial ist bei der Polizei verschwunden. NRW-Innenminister Reul spricht von einem "Debakel".
Bei der Kreispolizeibehörde Lippe sind wichtige Beweismittel zum vielfachen Kindesmissbrauch auf einem Campingplatz in Lügde verschwunden. Landesinnenminister Herbert Reul hat bereits mehrere Sonderermittler des Landeskriminalamts eingesetzt. Als vermisst gelten seit mehreren Wochen ein Koffer und eine Hülle mit etwa 155 Datenträgern. Der Aufbewahrungsraum soll unzureichend gesichert gewesen sein.
"Man muss hier klar von Polizeiversagen sprechen"
Das Fehlen der Asservate sei erst am 30. Januar bemerkt worden, sagte Reul. Nur drei CDs davon seien bisher ausgewertet worden. Ob auf den Datenträgern mit 0,7 Terabyte Speicherplatz auch kinderpornografisches Material war, sei daher unklar. "Man muss hier klar von Polizeiversagen sprechen", sagte Reul. Vorsatz wollte er nicht ausschließen. Der größte Teil von 15 Terabyte Filmmaterial war von der Polizei aber bereits gesichert worden.
Auf dem Campingplatz in Lügde im Kreis Lippe waren laut Angaben der Polizei über mehr als zehn Jahre Kinder für Pornodrehs missbraucht worden. Wegen des Verdachts des schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern und der Verbreitung von Kinderpornografie sitzen ein 56-Jähriger aus Lügde, ein 33-Jähriger aus Steinheim und ein 48-Jähriger aus Stade in Untersuchungshaft. Drei weitere Verdächtige sollen ihnen mutmaßlich geholfen haben – darunter zwei Polizisten.
Ermittlungen gegen zwei Polizeibeamte
Bereits zuvor wurde bekannt, dass die Staatsanwaltschaft auch gegen die Polizei ermittelt. Ihr seien bereits 2016 Hinweise zu sexuellem Missbrauch auf dem Campingplatz gegeben worden. Diese seien ans Jugendamt weitergeleitet worden – führten offenbar allerdings nicht zu polizeilichen Ermittlungen. Gegen die beiden Beamten wird Reul zufolge wegen Strafvereitelung ermittelt. Es werde genau geprüft, ob sie die Tatverdächtigen möglicherweise persönlich kannten.
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Der dritte mutmaßliche Mittäter wird verdächtigt, Daten für einen Hauptverdächtigen gelöscht zu haben, um Ermittlungen zu erschweren. Bislang sind 31 minderjährige Opfer im Alter zwischen 4 und 13 Jahren identifiziert.
- Nachrichtenagentur dpa