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Nach Lügde: Missbrauchsbeauftragter fordert Meldepflicht für Internet-Anbieter


Nach Missbrauchsfällen in NRW
Missbrauchsbeauftragter fordert Meldepflicht für Internet-Anbieter

Von dpa
Aktualisiert am 31.01.2019Lesedauer: 3 Min.
Ein Absperrband der Polizei ist vor einem Gebäude auf dem Campingplatz Eichwald zu sehen.Vergrößern des Bildes
Ein Absperrband der Polizei ist vor einem Gebäude auf dem Campingplatz Eichwald zu sehen. Auf dem Campingplatz im Kreis Lippe waren Kinder missbraucht worden. (Quelle: Friso Gentsch/dpa)

Kinderpornografisches Material soll von Providern an die Behörden gemeldet werden, fordert der zuständige Beauftragte der Bundesregierung Rörig. Zuvor waren in NRW mehr als 1.000 Missbrauchsfälle aufgedeckt worden.

Nach dem sexuellen Missbrauch von mindestens 23 Kindern auf einem Campingplatz in Nordrhein-Westfalen hat der zuständige Beauftragte der Bundesregierung seine Forderung nach einer Meldepflicht für Internetanbieter bekräftigt.

Wenn diese auf kinderpornografisches Material stießen, sollten sie es dem Bundeskriminalamt (BKA) melden, sagte Johannes-Wilhelm Rörig dem "Westfalen-Blatt".

Auf dem Campingplatz in Lügde im Kreis Lippe waren Kinder für Pornodrehs missbraucht worden. Drei Tatverdächtige sitzen in Untersuchungshaft. Rörig, Unabhängiger Beauftragter für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, sprach von einem "monströsen Fall".

Der Missbrauchsbeauftragte hatte schon im vergangenen Juni die Einführung einer Meldepflicht für Internetprovider verlangt. Bisher kämen in Deutschland Meldungen zu Missbrauchsdarstellungen vor allem vom US-Zentrum für vermisste und ausgebeutete Kinder (National Center for Missing and Exploited Children, NCMEC), weil in den Vereinigten Staaten eine gesetzliche Meldepflicht gelte, erklärte er damals. Auch deutsche Anbieter sollten gesetzlich verpflichtet werden, Verdachtsfälle auf Kinder- und Jugendpornografie an eine zentrale Stelle – zum Beispiel beim BKA – zu melden, hatte Rörig gefordert.

Fall Lüdge: Polizei geht von weiteren Tätern aus

Im Fall Lügde gehen die Ermittler der neunköpfigen Ermittlungskommission "Camping" von weiteren möglichen Tätern aus. Zumindest sei es eher unwahrscheinlich, dass das Material nicht noch an weitere Personen weitergegeben wurde, erläuterten die Ermittler. Der Hauptverdächtige war Anfang Dezember festgenommen worden, zwei weitere Tatverdächtige wurden am 10. und 11. Januar dingfest gemacht.

Die Staatsanwaltschaft wirft den drei Männern schweren sexuellen Missbrauch von Kindern vor. Zwei der Verdächtigen aus NRW im Alter von 56 und 33 Jahren sollen auf dem Campingplatz nahe der Landesgrenze zu Niedersachsen die Kinder im Wechsel gefilmt und missbraucht haben. Ein dritter Mann aus Stade in Niedersachsen soll als Auftraggeber aufgetreten sein. Der 46-Jährige war wohl selbst nie vor Ort in Lügde.

Seit 2008 waren den bisherigen Erkenntnissen zufolge mindestens 23 Kinder im Alter von 4 bis 13 Jahren in mehr als 1.000 Fällen zu Opfern geworden. Die Ermittler gehen davon aus, dass sich viele Betroffene noch nicht gemeldet haben. "Wie hoch die Dunkelziffer ist, können wir seriös derzeit nicht sagen", erklärte der Leiter der Ermittlungskommission, Gunnar Weiß.

Auch Jugendämter werden untersucht

"Dem Opferschutz und der Opfernachsorge räumen wir einen hohen Stellenwert ein", sagte Achim Tietz als Leiter des zuständigen Kriminalkommissariats. "Wir haben entsprechende Hilfen für die Kinder, für betroffene Angehörige, aber auch für unsere Kolleginnen und Kollegen der Ermittlungskommission "Camping" angeboten."

Neben dem Vorwurf des schweren sexuellen Missbrauchs verfolgen die Ermittler zwei weitere Stränge. Zum einen geht es um die Verbreitung von Kinderpornografie im Internet. Bei den Verdächtigen stellte die Polizei auf zahlreichen Datenträgern Beweismaterial mit einem Datenvolumen von 14 Terabyte sicher, wobei nur ein Teil der Fotos und Videos in Lügde entstand. Das Bundeskriminalamt hat Material aus anderen Fällen identifiziert.


Zum anderen schaut sich die Staatsanwaltschaft das Verhalten der Jugendämter im Kreis Lippe und im benachbarten niedersächsischen Landkreis Hameln-Pyrmont an. "Wir überprüfen, ob die Behörden Fehler gemacht haben", sagte der Detmolder Oberstaatsanwalt Ralf Vetter dazu.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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