Kindesmissbrauch auf Campingplatz 1.000 Einzeltaten – Männer sollen Missbrauch gefilmt haben
Männer sollen auf einem Campingplatz in Lügde in NRW mindestens 23 Kinder missbraucht haben – über zehn Jahre hinweg. Ihre Taten sollen sie gefilmt und das Material ins Internet gestellt haben.
Auf einem Campingplatz in Lügde im Kreis Lippe sollen zwei Männer seit 2008 mindestens 23 Kinder missbraucht haben. Die Tatverdächtigen sollen die Taten gefilmt und das kinderpornografische Material zum Download angeboten haben. Insgesamt sprachen die Ermittler auf einer Pressekonferenz in Detmold von 1.000 Einzeltaten. Die Behörden stellten Daten mit einem Speichervolumen von 14 Terabyte sicher, 13.000 kinderpornografische Dateien wurden bislang gesichtet.
Insgesamt wurden drei Verdächtige festgenommen. Ein 56-Jähriger, der auf dem Campingplatz in Lügde als Dauercamper gewohnt hat, wurde schon im Dezember festgenommen. Sein 33-jähriger Bekannter aus Steinheim bei Höxter wurde im Januar festgenommen. Die beiden sollen die Kinder – Mädchen und Jungen – in Lügde missbraucht und die Taten gefilmt haben.
Einem 48-Jährigen aus Stade in Niedersachsen wird vorgeworfen, die produzierten Kinderpornos bezogen zu haben. Er hat laut Polizei ein Teilgeständnis abgelegt. Die beiden anderen Verdächtigen schweigen bislang zu den Vorwürfen. Alle drei sitzen in Untersuchungshaft.
Ausmaß wurde erst nach und nach deutlich
Der erste schwere Missbrauch ist demnach für 2008 dokumentiert. Das Opfer war eine damals Achtjährige. Die Polizei hat insgesamt 23 Opfer identifiziert, geht aber davon aus, dass weitere Kinder betroffen sein könnten. Die Opfer waren zu den Tatzeitpunkten zwischen vier und 13 Jahre alt.
Das ganze Ausmaß der Taten sei erst im Laufe der Ermittlungen nach und nach deutlich geworden, berichtete die Polizei. Die Beamten kamen den Verdächtigen durch einen Hinweis auf den Missbrauch einer Sechsjährigen Ende 2018 auf die Spur. "In recht kurzer Zeit haben wir dann eine Vielzahl geschädigter Kinder feststellen können", sagte der Leiter der für den Fall gebildeten Ermittlungskommission "Camping", Gunnar Weiß. Es sei auch deutlich geworden, dass der Mann nicht allein gehandelt haben könne.
Polizei und Staatsanwaltschaft verfolgen nun drei Ermittlungsstränge. Zum einen geht es um die Sexualdelikte selbst, die dem 46-Jährigen aus Lügde und dem 33-Jährigen aus Steinheim vorgeworfen werden. Zum anderen geht es um das kinderpornografische Material, das die beiden hergestellt und das der 48-Jährige aus Stade bezogen haben soll. Zudem befanden sich unter den sichergestellten Daten laut Polizei auch Kinderpornos, die nicht von den beiden erstellt wurden. Kennengelernt haben sich die drei den Ermittlern zufolge im sogenannten Darknet, einem verborgenen Teil des Internets.
Haben die Behörden ihre Fürsorgepflicht verletzt?
Ermittlungen laufen aber auch gegen die Behörden. Denn der 56-Jährige hatte eine Pflegetochter, die bei ihm auf dem Campingplatz in Lügde lebte. Hier gehen die Ermittler Verdachtsfällen nach, dass die Jugendämter ihre Fürsorgepflicht für das Kind vernachlässigt haben könnten.
Wie die Staatsanwaltschaft auf der Pressekonferenz einräumte, habe es schon 2016 Hinweise an die Behörden auf eine mögliche Kindeswohlgefährdung gegeben. Es sei aber um den Verdacht der Verwahrlosung gegangen, nicht um einen möglichen Missbrauch. Anders als mehrere Medien bislang berichtet hatten, habe es damals jedoch keine Strafanzeige gegeben. Nun werde überprüft, ob die Behörden damals ihren Pflichten nachgekommen sind.
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Abgeschlossen sind die Ermittlungen deshalb aus Sicht der Behörden noch lange nicht. Der Leiter der Ermittlungskommission "Camping", Gunnar Weiß, sagte: "Wir haben noch einen Haufen Arbeit vor uns."
- Pressekonferenz von Polizei und Staatsanwaltschaft
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa