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Zum journalistischen Leitbild von t-online.NPD-Ausflug Was wirklich hinter der angeblichen Bürgerwehr in Amberg steckt
Vier Asylbewerber zogen vergangenen Samstag prügelnd durch Amberg
Die Prügelorgie von vier Asylbewerbern in Amberg hat in zahlreichen Medien bundesweit für Schlagzeilen gesorgt: Es gebe eine rechte "Bürgerwehr", die durch die 45.000-Einwohner-Stadt ziehe. Die Meldungen klangen zum Teil dramatisch.
Wer vor Ort nachfragt, stößt dagegen auf Verwunderung: "Diese Gruppe war am 1. Januar hier, kommt nicht von hier, und uns sind keine weiteren Gruppen und keine weiteren Termine bekannt", sagte ein Stadtsprecher t-online.de.
Die vermeintliche Patrouille ist auch keinesfalls neu. Sie rekrutiert sich aus NPD-Anhängern in Nürnberg: Mit relativ wenig Beachtung waren diese auch dort schon mehrfach unterwegs, posteten zuletzt im Dezember Fotos von ihrem Halt an einem Glühweinstand. Jetzt hat die in der Wählergunst abgeschlagene und finanziell am Boden liegende NPD mit ihrem Abstecher in die 60 Kilometer entfernte Stadt Aufmerksamkeit erhalten, die sonst die AfD von ihr abzieht.
NPD verbreitete Signalwesten im Sommer 2018
Auf von den Nürnberger Rechtsextremen verbreiteten Fotos aus Amberg sind Männer in roten Signalwesten zu sehen, die sich bereits bei den Rundgängen in Nürnberg gegenseitig fotografiert hatten. Solche Einsätze gehen zurück auf die vor der Bundestagswahl initiierte und im Sommer 2018 intensivierte NPD-Kampagne namens "Schafft Schutzzonen". Die Partei hat seither rote Westen vertrieben, mit denen Mitglieder dann in der Öffentlichkeit auftreten sollen. In der Mehrzahl der wenigen Orte, an denen es solche "Patrouillen" gab, sind sie aber seit Monaten nicht mehr zu sehen.
In Nürnberg feierte es die NDP in einem Facebook-Posting im Oktober schon als Erfolg, mit den roten Westen unbehelligt an einem Polizeiwagen vorbeigekommen zu sein. "Wenigstens scheinen sich nicht alle Polizisten von den Politikern und Medien gegen uns aufhetzen zu lassen", kommentierte die Partei ein entsprechendes Bild.
In Amberg hat die Polizei angekündigt, den Bürgerwehr-Einsatz zu "prüfen". "Spiegel Online", das wie auch andere Medien am Donnerstagmorgen prominent über die "Bürgerwehr" berichtet hatte, änderte seine ursprüngliche Schlagzeile "Nach Angriff auf Passanten: Rechtsextremisten "patrouillieren" in Amberg" in die neue Überschrift "Rechtsextremisten behaupten, in Amberg zu patrouillieren". Auf t-online.de wurde die dem Artikel zugrunde liegende Meldung der Deutschen Presse-Agentur (dpa) mit dem Titel "Polizei prüft Berichte über rechte Bürgerwehr in Amberg" automatisiert veröffentlicht.
Nutzer, die auf Google nach Nachrichten zu Amberg suchten, bekamen zeitweise folgende Meldungen angezeigt:
Bei dem Außeneinsatz in Amberg folgte das NPD-Trüppchen offenbar der Route, die die blindlings prügelnden Asylbewerber gewählt hatten. Die alkoholisierten Iraner und Afghanen im Alter zwischen 17 und 19 hatten am vergangenen Samstag zwölf Menschen verletzt; ein 17-Jähriger musste wegen einer Kopfverletzung stationär ins Krankenhaus.
Die selbst ernannte "Bürgerwehr" hatte am Neujahrstag in den ausgestorbenen Straßen Ambergs allerdings offenbar Langeweile: Es entstanden Bilder, wie Mitglieder auf einem Löwen unter dem Rathaus-Balkon reiten. Das war der "Bürgerwehr" dann im Anschluss offenbar doch zu peinlich, die Bilder wurden inzwischen aus dem Account getilgt. Antifaschistische Seiten haben allerdings Screenshots davon gemacht. Bei ihrem Rundgang lief die NPD offenbar auch an einer Asylunterkunft vorbei. "Einer von den Flüchtlingen beobachtet uns die ganze Zeit aus dem Fenster", kommentierten die Aktivisten.
In Kommentaren unter den Fotos wird nun gewitzelt, jeder Ausländer fürchte sich – er könne sich ja bei der Patrouille totlachen. Der Spott überwiegt dort. Gelobt wird das Grüppchen für die überfällige körperliche Ertüchtigung. Ein anderer Kommentator spekuliert, die Komikertruppe Monty Python habe die Seite gehackt.
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Die NPD Nürnberg hat nicht auf eine Anfrage von t-online.de reagiert, ob sie ihre "Bürgerwehr" erneut nach Amberg entsenden will. Ein Polizeisprecher sagte der dpa, es seien in der Stadt keine Protestaktionen angemeldet worden oder bekannt. "Die Sicherheitslage in Amberg ist gut." Das habe auch die schnelle Festnahme der Tatverdächtigen am Samstag gezeigt. In Amberg gebe es genügend Polizisten; eine genaue Zahl nannte er nicht.
- Eigene Recherchen
- Nachrichtenagentur dpa
- Facebookseite NPD Nürnberg
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