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Mordfall Susanna: Ali B. soll auf dem Weg nach Frankfurt sein


Festnahme von Ali B.
Verwandter soll entscheidenden Tipp gegeben haben

Von afp, dpa
Aktualisiert am 09.06.2018Lesedauer: 3 Min.
Der tatverdächtige Ali B.: Der Iraker wird offenbar an Deutschland ausgeliefert.Vergrößern des Bildes
Der tatverdächtige Ali B.: Der Iraker wird offenbar an Deutschland ausgeliefert. (Quelle: dpa-bilder)

Der mutmaßliche Täter im Mordfall Susanna ist nach seiner Verhaftung im Irak auf dem Weg nach Deutschland. Der Hinweis auf seinen Aufenthaltsort kam offenbar aus seiner Familie.

Der im Mordfall Susanna verdächtige Ali B. soll auf dem Weg nach Deutschland sein. Er habe die nordirakische Stadt Erbil am Samstagnachmittag in einer Maschine nach Frankfurt am Main verlassen, hieß es aus Kreisen des Internationalen Flughafens. Eine offizielle Bestätigung der kurdischen Sicherheitsbehörden im Nordirak gab es zunächst nicht. Nach Angaben der Internetseite des Flughafens Erbil hob die Maschine nach Frankfurt am Nachmittag ab, hier sollte sie gegen 20.30 Uhr eintreffen.

Von der bevorstehenden Auslieferung B's hatten zuerst der "Wiesbadener Kurier", die "Allgemeine Zeitung Mainz" und "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtet. Der Tatverdächtige hatte sich in den Nordirak abgesetzt und war dort in der Nacht zum Freitag von kurdischen Sicherheitskräften festgenommen worden.

Von Verwandtem an Polizei verraten

Wie "Bild" unter Berufung auf den Polizeichef der nordirakischen Stadt Dohuk, Tarik Ahmed, berichtet, kam der entscheidende Hinweis auf den Aufenthaltsort B's aus dessen eigener Familie. Ein Verwandter habe den Aufenthaltsort von Ali B. für die Polizei in Erfahrung gebracht. Ein Einsatzkommando habe den jungen Iraker dann am frühen Freitagmorgen in der Wohnung von Verwandten angetroffen und festgenommen.

Von Bundesjustizministerium, hessischem Innenministerium und Bundespolizei gab es zunächst keine Stellungnahmen. Wie "Bild" weiter berichtet, wird B. vom Chef der Bundespolizei, Dieter Romann, persönlich nach Deutschland überführt. Romann verfüge demnach über enge Kontakte zum Ex-Präsidenten der kurdischen Region im Irak, Masud Barzani.

Angebliche Tat nach Streit

Der kurdisch-irakische TV-Sender Rudaw berichtete am Freitagabend unter Berufung auf einen lokalen Polizeioffizier, Ali B. habe nach seiner Festnahme in den kurdischen Autonomiegebieten im Nordirak ausgesagt, es sei zu einem Streit mit dem Opfer gekommen. Das Mädchen habe versucht, die Polizei anzurufen, was Ali B. seiner Aussage zufolge zu der Tat getrieben habe, sagte Polizeigeneral Tarik Ahmed aus der Stadt Dohuk dem Sender.

Der Tatverdächtige hatte sich in den Nordirak abgesetzt und war dort in der Nacht zum Freitag von kurdischen Sicherheitskräften festgenommen worden. Die am Mittwoch in Wiesbaden tot aufgefundene 14-jährige Susanna F. aus Mainz wurde nach bisherigem Ermittlungsstand Opfer eines Gewaltdelikts. Ali B. steht im Verdacht, das Mädchen in der Nacht vom 22. auf 23. Mai vergewaltigt und anschließend durch Gewalt gegen den Hals getötet zu haben.

Mehrere Demonstrationen angekündigt

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich am Rande des G7-Gipfels in Kanada zu dem Fall geäußert. Der Mord habe sie tief erschüttert. Es sei gut, dass der mutmaßliche Täter gefasst worden sei und wahrscheinlich nach Deutschland zurückkehre, sagte sie. Das abscheuliche Verbrechen sei ein Auftrag, Integration sehr ernst zu nehmen, Werte klar zu machen und sich gemeinsam an Gesetze zu halten.

In Susannas Heimatstadt Mainz gedachten am Samstag rund 175 Menschen bei Schweigeminuten der Getöteten. Am Petersplatz versammelten sich dpa-Informationen zufolge rund 75 Menschen bei einer Trauerkundgebung, zu der die "Gutmenschliche Aktion Mainz" aufgerufen hatte, eine antifaschistische Gruppe. Die Veranstaltung richte sich gegen Rassismus und sexualisierte Gewalt an Frauen, hieß es von der Organisatorin.

Wenige Meter weiter demonstrierten rund 100 Menschen bei einer von der AfD angemeldeten Kundgebung. Zur Veranstaltung unter dem Motto "Es reicht! Endlich Konsequenzen ziehen!" kamen rund 100 Teilnehmer. Mit dabei waren unter anderem der rheinland-pfälzische Landesvorsitzende Uwe Junge und Bundesvorstandsmitglied Guido Reil.

Bereits am Freitagabend versammelten sich Menschen in der Nähe des Fundorts der Leiche zu einem Trauermarsch in Gedenken an Susanna.

Debatte um Länge von Asylklageverfahren

In der CDU/CSU-Bundestagsfraktion wird derweil der Ruf nach einer Verkürzung der Asylklageverfahren laut. Der Asylantrag des verdächtigen Irakers war bereits Ende 2016 abgelehnt worden, er hatte aber Rechtsmittel dagegen eingelegt, so dass eine Abschiebung damit gestoppt war.

Der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Mathias Middelberg (CDU) sagte der "Rheinischen Post": "Es darf nicht sein, dass ein abgelehnter Asylbewerber sein Aufenthaltsrecht allein durch eine Klage um deutlich mehr als ein Jahr verlängern kann." Die Verwaltungsgerichte müssten mehr Personal bekommen. Außerdem sei zu überlegen, "wo wir das Asylprozessrecht verändern müssen".

Der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, kritisierte, dass Deutschland offensichtlich nicht über die rechtlichen Instrumente verfüge, um ausreisepflichtige Gewalttäter zu inhaftieren: "Das bayerische Polizeigesetz sollte Musterpolizeigesetz für Deutschland werden", schlug Wendt in der "Passauer Neuen Presse" vor. "Das neue bayerische Polizeigesetz sieht vor, dass Menschen, von denen eine Gefahr ausgeht, in Gewahrsam genommen werden können. Gefährliche Personen müssen auch in anderen Bundesländern auf richterliche Anordnung hin in Gewahrsam genommen werden."

Verwendete Quellen
  • dpa
  • Bericht beim "Wiesbadener Kurier"
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