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Islam-Forscherin zu Fall Susanna: "Nach diesen Normen sind wir alle Schlampen"


Islam-Forscherin zum Fall Susanna
"Nach diesen Normen sind wir alle Schlampen"

Von dpa
Aktualisiert am 09.06.2018Lesedauer: 3 Min.
Muslimische Frau mit Kind und Kinderwagen: Erleben wir zurzeit einen "Clash der Kulturen"?Vergrößern des Bildes
Muslimische Frau mit Kind und Kinderwagen: Erleben wir zurzeit einen "Clash der Kulturen"? (Quelle: Winfried Rothermel/imago-images-bilder)
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Nach dem Fall Susanna muss Deutschland sein modernes Frauenbild verteidigen, sagt die Islam-Forscherin Susanne Schröter – und warnt zugleich vor Polarisierung und Rassismus.

Die deutsche Gesellschaft muss sich aus Expertensicht spätestens nach dem Fall Susanna Konzepte für den Umgang mit patriarchalisch geprägten und aggressiven Männern überlegen. "Das ist jetzt kein Einzelfall mehr", sagt Susanne Schröter, die das Forschungszentrum Globaler Islam an der Frankfurter Goethe-Universität leitet.

Die Ethnologin verweist dabei auf andere Fälle wie die Kölner Silvesternacht 2015 oder die Tötung der 14-jährigen Mia im rheinland-pfälzischen Kandel Ende Dezember. "Es ist eine neue Situation und die hat etwas mit den vielen jungen Männern aus patriarchalischen Strukturen und Kulturen zu tun."

"Reines Sexualobjekt"

Der gewaltsame Tod von Susanna aus Mainz hat bundesweit Aufsehen erregt. Der 20-jährige irakische Flüchtling Ali B. soll nach ersten Ermittlungsergebnissen die 14-Jährige vergewaltigt und umgebracht haben.

Im Islam wie auch in anderen Religionen gebe es patriarchalisch geprägte Normen, die Gewalt und sexuelle Übergriffe legitimierten, so die Forscherin. Im Fall Susanna könne dies der Hintergrund sein: "Dieser junge Mann hatte ganz offensichtlich überhaupt keinen Respekt." Weder vor der deutschen Gesellschaft, noch vor Frauen oder Polizisten, so die Forscherin. Er habe das Mädchen als reines Sexualobjekt gesehen.

"Keine pauschale Verurteilung von Flüchtlingen"

Es gebe in Deutschland sehr, sehr viele muslimisch geprägte junge Männer, die Frauen und Werte achten und selbst gegen patriarchalische Strukturen ankämpfen, so Schröter: "Das ist keine pauschale Verurteilung von Flüchtlingen, von arabischen Männern oder Muslimen." Auch komme sexuelle Gewalt in vielen Kontexten vor.

"Aber sicherlich haben wir im Moment etwas, was ich als Kulturen-Clash bezeichnen würde." Durch die Flüchtlingskrise seien viele Männer aus muslimisch geprägten Ländern nach Deutschland gekommen, deren Frauenbild ein völlig anderes sei. Sie unterschieden zwischen "ehrbaren", früh verheirateten Frauen im Haus und anderen, die sich Rechte und Freiheiten herausnehmen. "Nach diesen Normen sind wir alle Schlampen – weil wir uns nicht verschleiern, weil wir im Sommer Haut zeigen, weil unsere Kleidung figurbetont ist, weil wir Alkohol trinken, rauchen etc."

Junge Männer, die keine Frau finden

Verschärfend zur kulturellen Prägung komme hinzu, dass es mehr junge Männer als Frauen in Deutschland gebe. "Wir haben mindestens eine Million junger Männer aufgenommen, für die es hier keine jungen Frauen gibt." Junge Männer zwischen 16 und 30 Jahren wünschten sich eine Partnerin und neigten zu Aggressionen, wenn das nicht klappe. "Sie haben überhaupt keine Chance, alle eine Freundin zu kriegen, weil es in dieser Altersgruppe nicht genug freie Mädchen und Frauen gibt. Das sind schon mal ganz ungünstige Voraussetzungen", so Schröter.

Aufgabe der Politik und der Verantwortlichen in staatlichen und nichtstaatlichen Institutionen sei nun, zwischen Integrierwilligen und Aggressoren genau zu differenzieren. Denjenigen, die unter Beweis gestellt hätten, dass sie gerne Teil unserer Gesellschaft sein wollen, sollte man die Hand reichen: "Und sie nicht mit permanenten Bedrohungen verunsichern."

Debatte nicht missbrauchen

Andere, die das nicht wollten, solle man schneller außer Landes bringen. Die Politik müsse sich um vernünftige Konzepte bemühen und diese umsetzen, statt die Flüchtlingsdebatte für politische Querelen zu missbrauchen.

"Man sollte mal den Ernst der Lage begreifen", sagte Schröter. Gelinge das nicht, schreite die Polarisierung weiter voran: Rechtsgerichtete Gruppen gewinnen an Zulauf und Migranten schlägt immer mehr Rassismus entgegen. "Das kann man vermeiden, aber man muss es auch wollen."

Verwendete Quellen
  • dpa
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