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Amokfahrt von Münster: "Keine Hinweise auf einen politischen Hintergrund"


Amokfahrt von Münster
"Keinerlei Hinweise auf einen politischen Hintergrund"

dpa, afp, Sophia Weimer, Christian Röwekamp, Florentine Dame

Aktualisiert am 08.04.2018Lesedauer: 3 Min.
Sprecher von Polizei und Staatsanwaltschaft: Insgesamt durchsuchten Einsatzkräfte vier Wohnungen des Tatverdächtigen – bislang ohne Hinweise auf eine politische Motivation.Vergrößern des Bildes
Sprecher von Polizei und Staatsanwaltschaft: Insgesamt durchsuchten Einsatzkräfte vier Wohnungen des Tatverdächtigen – bislang ohne Hinweise auf eine politische Motivation. (Quelle: Ina Fassbender/dpa)

Drei Tote und mehr als 20 Verletzte: In Münster fährt ein Transporter in eine Menschengruppe und tötet zwei Menschen. Ermittler suchen weiter das Motiv des Verdächtigen.

Ein Frühlingssamstag in Münster: In den historischen Gassen der Altstadt sitzen die Menschen am Nachmittag draußen in der Sonne – es ist einer der ersten warmen Tage. Dann rast ein Kleintransporter vor der Traditionsgaststätte "Kiepenkerl" in eine Menschengruppe. Es gibt Tote und Verletzte. Drei Menschen sterben: eine 51-Jährige aus dem Kreis Lüneburg, ein 65-Jähriger aus dem Kreis Borken – und der mutmaßliche Täter.

Täter ist 48-jähriger Deutscher

Sechs der rund 20 Verletzten seien schwer verwundet, einige befänden sich auch am Sonntagmorgen noch in Lebensgefahr, heißt es aus Sicherheitskreisen. Im Uniklinikum werden mehrere Menschen notoperiert. Der mutmaßliche Täter erschießt sich nach Polizeiangaben in dem Wagen. Laut Informationen der Deutschen Presse-Agentur handelt es sich um einen psychisch labilen Einzeltäter – 48 Jahre alt und Deutscher. Die Staatsanwaltschaft Münster bestätigt Alter und Nationalität.

Das Motiv ist unklar. Ermittler gehen bislang davon aus, dass die "Motive und Ursachen in dem Täter selber liegen", sagt Hans-Joachim Kuhlisch, der Sprecher des Polizeipräsidiums Münster. Hinweise auf einen politischen Hintergrund gebe es bislang nicht. Nach Informationen der "Westfälischen Nachrichten" hatte sich der mutmaßliche Täter Ende März bei Bekannten per E-Mail verabschiedet und "quasi einen Selbstmord angedeutet".

Es werde in alle Richtungen ermittelt, hatte es bereits es am Sonntagmorgen in einer gemeinsamen Erklärung von Staatsanwaltschaft und Polizei geheißen. Gleiches geben auch Bundesinnenminister Horst Seehofer, NRW-Ministerpräsident Armin Laschet und NRW-Innenminister Herbert Reul beinem Ortsbesuch am Sonntagmittag zu Protokoll. "Ein feiges und brutales Verbrechen" sei das gewesen, sagt Seehofer. Die Gesellschaft habe erneut feststellen müssen, dass es trotz aller Bemühungen keine vollständige Sicherheit geben könne.

Rettungskräfte innerhalb weniger Minuten am Tatort

Mitarbeiter eines Restaurants, das ganz in der Nähe des Tatorts liegt, berichten noch am Samstag von einem lauten Geräusch: "Tschack tschack tschack", hätten sie gehört, dann sei alles ganz schnell gegangen und sie hätten das Restaurant verlassen müssen. Gesehen haben sie nichts. Augenzeugen erzählen, dass der Wagen letztlich gegen einen Baum gefahren sei. Menschen hätten geschrien, Rettungskräfte und Polizisten seien innerhalb weniger Minuten am Ort gewesen.

Die Polizei sperrt die Gegend danach weiträumig ab. Rot-weißes Flatterband spannt sich über die Straße, die zum Tatort führt. Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr stehen darin. Ein Polizeihubschrauber kreist über der Stadt. Geschäfte und Restaurants sind geschlossen. Überall in der Stadt sind Polizisten unterwegs. Erst am Sonntag werden die Absperrungen wieder aufgehoben.

Unmittelbar nach der Tat nähern sich Polizeibeamte dem Fahrzeug mit großer Vorsicht: Einsatzkräfte haben Drähte gesehen, die ins nicht einsehbare Fahrzeuginnere führen. Experten des Landeskriminalamts untersuchen dann das Fahrzeug, finden eine scharfe Waffe, eine Schreckschusswaffe und rund ein Dutzend Feuerwerkskörper.

Bundeskriminalamt erbittet Hinweise

Die Polizei bittet die Bevölkerung via Twitter eindringlich, keine Spekulationen in die Welt zu setzen – und den Innenstadtbereich zu meiden. Das Bundeskriminalamt richtet noch am Abend für Zeugen ein Hinweisportal ein: Unter der Adresse https://www.bka-hinweisportal.de/ können Videos oder Fotos, die im Zusammenhang mit der Tat stehen, hochgeladen werden. Nach Angaben der Polizei laufen inzwischen viele Hinweise ein.

Ob die Polizei mehr bei der Durchsuchung der Wohnungen des mutmaßlichen Täters feststellt, ist bislang nicht bekannt. Anders als zuvor spekuliert, habe sie dort keine funktionsfähige Maschinenpistole gefunden, heißt es in der Erklärung von Staatsanwaltschaft und Polizei. Es handele sich um eine Dekorationswaffe. Aus Vorsicht hatten die Einsatzkräfte die Wohnungstür aufgesprengt.

Später sagt ein Polizeisprecher, auch drei weitere Wohnungen des mutmaßlichen Täters seien durchsucht worden. Zwei davon lägen in Ostdeutschland, zwei in Münster. Auch dort hätten sich "keinerlei Hinweise auf einen politischen Hintergrund ergeben". Etwas endgültig auszuschließen, dauere allerdings länger. Es werde weiter in alle Richtungen ermittelt.

Verwendete Quellen
  • dpa, AFP
  • Stellungnahme von Seehofer, Laschet, Reul vor Ort
  • Mitteilung von Polizei und Staatsanwaltschaft
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