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Zum journalistischen Leitbild von t-online.50.000 Eier in Vorgärten einer Straße Mega-Osterdeko in Berlin: Das steckt dahinter

Sage und schreibe 50.000 Ostereier schmücken eine Straße im Berliner Westend. Doch das sind nicht die einzigen Deko-Highlights. Was und wer dahintersteckt.
Die zurzeit vielleicht buntesten Straßen Berlins befinden sich hier: In den Vorgärten der Reußallee und der Altenburger Allee in Neu-Westend liegen, hängen und stehen 50.000 bunte Ostereier. Gleich drei Kindergartengruppen wandern am Donnerstagmorgen dort entlang und bestaunen die bunt geschmückten Bäume und die Tierfiguren. Auch Erwachsene bleiben vor den Häusern stehen, einige machen Fotos.
Verantwortlich für den besonderen Osterschmuck ist Dariush Dinarvandi. Der 62-Jährige lebt mit seiner Familie seit knapp 15 Jahren in einem Mehrfamilienhaus mit großem Vorgarten. Dort fing es vor acht Jahren mit einem einzigen Baum an: Eine ältere Nachbarin hatte Dinarvandi gefragt, ob er für sie ein paar bunte Ostereier an einen Baum hängen könne.
Als sie wegzog und kurz darauf starb, sagte er sich: "Im nächsten Jahr hänge ich ein bisschen mehr Ostereier auf". Von diesem Zeitpunkt an ging es immer weiter. "Es wurden mehr und mehr", erzählt er. Nachbarn wurden darauf aufmerksam und machten mit. "Dieses Jahr sind es mehr als alle anderen Jahre", sagt der 62-Jährige. Doch das bedeutet viel Aufwand, Zeit und Geld. Warum macht er das jedes Jahr?
"Einfach nur ein bisschen Menschlichkeit und Freude verbreiten"
"Ich will einfach nur ein bisschen Menschlichkeit und Freude verbreiten", sagt der 62-Jährige. Die Menschen sollen nur für ein paar Tage den Kopf freibekommen. Deshalb sollen in dem Vorgarten auch keine religiösen Figuren stehen: "Es soll für alle da sein."
Die Frau von Dinarvandi, Manuela, sagt: "Durch die Aktion hat er auch viele Menschen in der Nachbarschaft zusammengebracht." Die Menschen seien ja häufig verschlossen. Doch durch die Aktion seien "Freundschaften entstanden", so Manuela.
Dinarvandi kennt dadurch fast jeden in der Straße. An eine Situation könne er sich noch erinnern. Eine kleine Bärenfigur habe eine Nachbarin so sehr an ihre Familie und ihre Zeit als Kind erinnert, dass sie einige Tränen vergoss. "Da war ich sprachlos", sagt er.
"Jedes Jahr werden sechs oder sieben Figuren geklaut"
Das Highlight in diesem Jahr ist ein Riesenosterhase mit einer Größe von 2,20 Metern. Mit Blick auf ihren Mann sagt Manuela: "Er sagte mir, er hat noch was Kleines besorgt." Dann stand dort die Figur, größer als sie selbst. "Da war ich schockiert", sagt sie und lacht.
Die einen kommen hierher, um zu staunen, andere haben nicht so schöne Gründe. "Jedes Jahr werden sechs oder sieben Figuren geklaut", erzählt Dinarvandi. In diesem Jahr vermissen sie noch keine und hoffen, dass das auch so bleibt.
Zwei Wochen vor Ostern werden die beiden Straßen geschmückt: an einem Tag. Für den Abbau ist ebenfalls ein Tag angesetzt. "Da helfen aber alle Nachbarn mit, es dauert trotzdem rund neun Stunden", sagt der gebürtige Iraner, der in der Nacht als Taxifahrer arbeitet.
30.000 Euro für Ostereier und Figuren
Das Osterspektakel kostet auch einiges: Seit Dinarvandi vor acht Jahren mit dem Schmücken begann, hat er insgesamt rund 30.000 Euro für die Deko und die Figuren ausgegeben. Der Großteil des Geldes stammt aus eigener Tasche. Doch oft werden Figuren auch an sie verschenkt oder Nachbarn geben etwas dazu.
Am kommenden Dienstag, dem 22. April, verschwindet der Osterschmuck dann wieder aus den Vorgärten. Nächstes Jahr werden die Ostereier und sämtliche Figuren dann wieder ausgepackt.
- Reporter vor Ort