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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Nach Attacke mit Kleinbus Überwältigender Andrang in Münster beim Blutspenden
Wenn es an dem schlimmen Tag in Münster etwas Positives gab, dann war es vor der Uniklinik Münster zu sehen: Hunderte Menschen standen Schlange, um für die Verletzten Blut zu spenden.
Um 19 Uhr sollten die Räume für die Blutspende an der Uniklinik Münster (UKM) öffnen, nur 20 Minuten später meldete sich die Uniklinik über die sozialen Netzwerke: Es werden keine Spender mehr benötigt, die Menschen mögen zuhause bleiben. Vor der Klinik standen die Menschen zu dieser Zeit bereits längst in einer langen Schlange.
"Ich habe um 18.30 Uhr vom Aufruf erfahren und war um 19.15 Uhr hier", erzählte der 38-jährige Jan Schössler t-online.de. "Das ist das, was man in diesem Moment selbst tun kann." 250, vielleicht 300 Menschen standen da bereits vor ihm in der Schlange. "Was man auf den Fotos sieht, sind ja nur die Wartenden vor dem Gebäude. Drinnen war die Schlange noch einmal so lang."
"Münster hält zusammen"
Der Aufruf der UKM hatte gewaltige Resonanz erfahren. Kliniksprecherin Marion Zahr war froh, nach der Tat eines offenbar psychisch kranken Mannes nicht nur über Verletzte sprechen zu müssen. "Es ist an so einem Tag sehr gut zu wissen, dass es solch eine Spendenbereitschaft unter den Menschen gibt", sagte sie t-online.de. "Die Fotos sprechen Bände."
Schössler hatte mit seiner Frau den Nachmittag damit verbracht, die Ereignisse zu verfolgen. Er hatte dann wie viele Münsteraner keinen Moment gezögert, zum Spenden zu gehen – und war beeindruckt: "Münster hält zusammen", schrieb er zu seinem Foto. "Hervorragender Einsatz, Leute!" Nach zwei Stunden Anstehen war er beinahe an der Reihe, Klinikmitarbeiter erklärten dann aber, nicht mehr alle Wartenden dran nehmen zu können. Schössler und die Menschen hinter ihm wurden heimgeschickt. In der kommenden Woche könne wieder gespendet werden. "Und einige haben auch gesagt, dass sie dann kommen wollen."
Auch die CDU-Bundestagsabgeordnete Sibylle Benning zeigte auf Facebook ein Foto und schrieb, sie sei stolz auf die Menschen der Stadt: "Blutspenden statt Zuschauen! Die Münsteraner meiden die Innenstadt und lassen Polizei, Rettungskräfte und Seelsorger ihre Arbeit machen."
Am Vormittag war an der Klinik ein regulärer Blutspendetermin gewesen, von 10 bis 14 Uhr war das Team der Blutspende im Einsatz – dann kamen die Nachrichten von dem schrecklichen Geschehen in der Stadt, das Krankenhaus aktivierte seinen Alarmierungsplan für solche Fälle. Und in der Blutspende wurde eine zweite Schicht eingelegt.
Zehn Plätze für Vollblutspende hat die Uniklinik, sie hätte am Samstag noch viele mehr belegen können. "Und so eine Spende dauert ja auch ihre Zeit", so Zahr. Bis 22 Uhr war der Spendetermin eigentlich geplant gewesen, angesichts des Andrangs wurde er verlängert.
Dabei hatte die Uniklinik ihren ersten Aufruf bereits eingeschränkt: Blutspenden nur von bereits registrierten Spendern. Das war kein Problem, wie sich dann herausstellte. Immerhin sind nach Angaben der Klinik in ihrem Spenderregister auch mehr als 20.000 Menschen verzeichnet.
- eigene Recherchen