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Stückelmord von Leipzig: Es war die blanke "Mordlust"


Justiz
Stückelmord von Leipzig: Es war die blanke "Mordlust"

dpa, Von Birgit Zimmermann, dpa

08.10.2012Lesedauer: 2 Min.
Stückelmord-Prozess in Leipzig: Der Angeklagte verbirgt sein Antlitz unter Schirmmütze und SonnenbrilleVergrößern des Bildes
Stückelmord-Prozess in Leipzig: Der Angeklagte verbirgt sein Antlitz unter Schirmmütze und Sonnenbrille (Quelle: dapd)
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Der Stückelmord von Leipzig ließ vor einem Jahr die Republik den Atem anhalten. Motiv des Täters: die blanke "Mordlust". Aber ist er überhaupt schuldfähig? Der Prozess hat begonnen.

Mit gesenktem Kopf - eine blaue Schirmmütze tief ins Gesicht gezogen, die Augen hinter einer Sonnenbrille verborgen - betritt der 23-Jährige mit Handschellen gefesselt das Landgericht in Leipzig. Er rutscht auf die Anklagebank und bleibt reglos im Blitzlichtgewitter der Fotografen sitzen.

Der schmale, blasse Mann aus Thüringen hat aller Wahrscheinlichkeit nach eines der schrecklichsten Verbrechen der vergangenen Jahre in der sächsischen Großstadt begangen. An seinem eigenen Geburtstag, dem 12. Oktober 2011, soll er einen 23 Jahre alten Bekannten überwältigt, gefesselt, vergewaltigt und getötet haben. Sein Motiv laut Staatsanwaltschaft: "Mordlust", die blanke Mordlust.

"Einen Menschen sterben sehen"

"Es kam ihm von Anfang an wesentlich darauf an, einen Menschen sterben zu sehen", präzisierte Oberstaatsanwältin Claudia Laube bei der Anklageverlesung. Der 23-Jährige habe schon länger Fantasien gehegt, einen Homosexuellen kennenzulernen, mit ihm Sex zu haben und ihn zu töten.

Weil er sich aber nicht traute, ein fremdes Opfer zu suchen, sei schließlich die Wahl auf seinen gleichaltrigen Bekannten gefallen. Er bat ihn laut Anklage in seine Wohnung und beging seine grausame Tat - wie geplant. Später tauchte er unter und wurde erst im April in Kassel (Hessen) gefasst.

Die Anklage listet eine Reihe von grausigen Details auf, die bei Prozessbeobachtern die Frage aufwerfen, ob der Mann überhaupt zurechnungsfähig ist. So soll der Täter seinem Opfer die Genitalien abgeschnitten und es danach mit mehr als 20 Messerstichen getötet haben. Die Leiche legte er den Ermittlungen zufolge in die Badewanne, zerteilte sie und verpackte die Überreste in Müllsäcke.

Kopf bis heute verschwunden

Die warf er dann ins Leipziger Elsterflutbecken. Es dauerte damals fast einen Monat, bis die Meldungen von Leichenteilfunden ganz Deutschland schockierten. Ein Pilzsammler fand am 6. November im Elsterflutbecken einen abgetrennten Arm, den zweiten entdeckten Ermittler. Der verweste Torso wurde einen Tag später unter einer Brücke gefunden. Der Kopf des Opfers bleibt dagegen bis heute verschwunden.

Der 23-Jährige will im Gericht nichts zur Aufklärung der Tat beitragen - "zurzeit", wie sein Anwalt Mario Seydel sagt. Nur leise und stotternd bringt er sein Geburtsdatum und wenige weitere persönliche Angaben hervor - und schweigt dann. Der Prozess wird deswegen unmittelbar nach der Verlesung der Anklage vertagt. Als nächstes werden die Polizisten befragt, die gegen ihn ermittelt und ihn verhört haben.

14 Verhandlungstage sind bis Mitte Dezember anberaumt - und bald werden auch psychiatrische Sachverständige anwesend sein. Der renommierte Berliner Psychiater Hans-Ludwig Kröber soll klären, ob der 23-Jährige schuldfähig ist. Während der U-Haft hatte er sich den Gutachtern nicht geöffnet.

"So unfassbar und grausam"

Die Frage der Schuldfähigkeit bewegt auch Rechtsanwältin Anne Prestrich, die die Mutter des Opfers vertritt: "Wer ein wehrloses Opfer mit einem Sägemesser auseinandernimmt - das ist einfach so unfassbar und grausam." Wie es der Mutter des Ermordeten geht, dazu sagt sie nichts. Die Frau bleibt dem Prozess gegen den mutmaßlichen Mörder ihres Sohnes fern.

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