Trauer nach Todesfahrt in Mannheim "Hundertprozentige Sicherheit gibt es wohl nie"

Am Paradeplatz in Mannheim hätte Fasnacht gefeiert werden sollen, doch nun herrscht Trauer. Wie gehen die Menschen mit den Geschehnissen um – und mit der Tatsache, dass es erneut Mannheim getroffen hat?
Am Morgen nach der schrecklichen Todesfahrt in Mannheim hat sich Sara Stefini auf den Weg zum Paradeplatz gemacht, um Blumen niederzulegen. Die 45-Jährige, die in der Nähe wohnt, war am Vortag mit ihrer kleinen Tochter spazieren, als sie plötzlich Sirenen hörte und eine Warn-App auf ihrem Handy anschlug. "Es ist mein Wohnort, meine Lebensmitte", sagt Stefini unter Tränen. "Man kann es sich gar nicht vorstellen, wenn es meiner Tochter passiert wäre."
Stefini ist nicht allein in ihrer Trauer. Viele Menschen zeigen am Tag danach ihre Anteilnahme an dem tragischen Ereignis, bei dem ein 40-jähriger Deutscher mehrere Menschen mit einem Auto in der Fußgängerzone Planken angefahren hat. Eine 83-jährige Frau und ein 54-jähriger Mann kamen dabei ums Leben. Ein Zettel neben Kerzen und Blumen erinnert an eines der Opfer: "Immer gut gelaunt, immer hilfsbereit! Danke für Deine Freundschaft seit der Schulzeit." Weitere Personen wurden verletzt, viele tragen seelischen Schaden davon.
Polizist Rouven Laur starb bei einem Messerangriff
Die Ereignisse wecken bei vielen auch Erinnerungen an vergangene Tragödien in Mannheim. "Schon wieder", sagt Flo, einer der Anwohner. Er erinnert sich sofort an den Messerangriff vor weniger als einem Jahr, bei dem der Polizist Rouven Laur getötet wurde.
In den vergangenen Jahren musste die Mannheimer Innenstadt mehrfach solche schrecklichen Vorfälle verarbeiten. Am 1. Juni 2024 starb ein psychisch kranker Mann bei einem Polizeieinsatz und am 3. Mai 2022 griff ein Sympathisant der Terrorgruppe Islamischen Staat (IS) Teilnehmer einer islamkritischen Kundgebung sowie den Polizisten Laur an.
Oberbürgermeister Christian Specht dankte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), dem baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne) und Landesinnenminister Thomas Strobl (CDU) für ihre Solidarität und Unterstützung. Specht betonte: "Der tödliche Angriff auf den Polizisten habe gezeigt, wie wichtig es sei, dass die Stadtgesellschaft die Möglichkeit bekomme, ein solches Ereignis zu verarbeiten." Für Dienstagabend ist eine ökumenische Andacht geplant.
Notfallseelsorge ist am Ort
Am Anfang der Fußgängerzone hat die Notfallseelsorge eine Anlaufstelle eingerichtet. "Es ist so viel passiert", sagt Mitarbeiterin Vesile Soylu mit Blick auf das Geschehen des Vortags. Ihre Kollegin Isabel Gürel betreute Augenzeugen im Polizeipräsidium: "Da war in erster Linie Entsetzen, Trauer und Schock."
Eigentlich sollte am Paradeplatz heute die traditionelle Straßenfasnacht gefeiert werden – "Mannem Ahoi!". Doch statt Musik und Unterhaltungsprogrammen herrscht Stille; das Karussell steht still und die Verkaufsbuden sind geschlossen.
Trotzdem versuchen viele Menschen, ihren Alltag fortzusetzen. Nicole verkauft Brezeln an ihrem Stand am Paradeplatz: "Das Leben muss weitergehen", sagt sie – eine Haltung, die viele teilen.
Die Polizei zeigt Präsenz in der Stadt und sorgt gemeinsam mit Videoüberwachung für Sicherheit. Dennoch bleibt das mulmige Gefühl bestehen: "100-prozentige Sicherheit gibt es aber wohl nie", meint eine Passantin resigniert.
Am Morgen danach tauschen Passanten ihre Gedanken aus und versuchen gemeinsam diese Tragödie zu verarbeiten. Es ist ein weiterer trauriger Tag im Herzen von Mannheim.
- Nachrichtenagentur dpa
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