Tödlicher Messerangriff im Park "Auch wenn es noch hell ist, überall Leute, die Drogen dealen"
Der tödliche Messerangriff in Aschaffenburg löst weiter bundesweite Anteilnahme aus. Nun wird klar: Der Park Schöntal hat einen zweifelhaften Ruf.
Zahlreiche Kerzen, Plüschtiere, Zettel mit Gedanken, Fragen und Friedenswünschen: Der Park Schöntal in Aschaffenburg ist derzeit ein Ort der Trauer. Zwei Menschen wurden hier getötet, drei weitere verletzt, darunter zwei schwer. Ein 28-jähriger Afghane griff "unvermittelt und gezielt" ein Kind einer Kindergartengruppe mit einem Küchenmesser an, wie der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) erklärte.
Passiert ist die Tat im Park Schöntal mitten in der Stadt. Die Grünanlage hatte auch schon vor der Messerattacke keinen guten Ruf in Aschaffenburg. In der jüngsten Vergangenheit kam es in dem Areal vermehrt zu Straftaten, wie die Aschaffenburger Polizei Ende 2024 dem "Main-Echo" sagte. Oberbürgermeister Jürgen Herzing (SPD) betont damals: "Die Beschwerden darüber, dass sich Menschen im Schöntal nicht mehr sicher fühlen, häufen sich." Ein 67-Jähriger sagte der Zeitung: "Nachts würde ich hier nicht durchlaufen. Aber man sieht, auch wenn es noch hell ist, überall Leute, die Drogen konsumieren und dealen."
Polizei erklärt Park zu "gefährlichem Ort"
Seit November 2024 gilt der Park Schöntal nach Polizeirecht als "gefährlicher Ort", berichtete das "Main-Echo". Grund sei ein deutlicher Anstieg von Drogenhandel, Körperverletzungen sowie Waffen- und Raubdelikten, erklärte die Polizei dem Lokalblatt. Rund 40 Drogendelikte, drei Raubüberfälle und elf Körperverletzungen haben die Beamten gezählt. Regelmäßig seien deswegen Fußstreifen der Polizei im Park unterwegs. Aus diesem Grund wurde womöglich der 28-jährige Afghane nach nur zwölf Minuten festgenommen. Bisher hätten diese Straftaten "nicht zum Nachteil von Unbeteiligten stattgefunden". Betroffen seien mutmaßlich vor allem Personen aus dem Drogenmilieu.
Doch was bedeutet diese Einstufung? Laut dem Portal "Junge Wissenschaft im öffentlichen Recht" können an solchen Orten alle Personen, die sich dort aufhalten, anlasslos kontrolliert und durchsucht werden.
Stadtrat beschließt Waffen- und Cannabisverbot
Zudem hatte der Stadtrat von Aschaffenburg im Dezember ein Waffenverbot in allen städtischen Grünanlagen beschlossen. Dazu kam ein Verbot von potenziell gefährlichen Gegenständen, wie Feuerwerkskörper und Pfefferspray. Für den Park Schöntal galt noch ein Verbot von Cannabiskonsum und -besitz.
Der historische Park im englischen Gartenstil ist nach Stadtangaben etwas mehr als neun Hektar groß. Er habe eine "herausragende Bedeutung für die Kurzzeiterholung", ist auf der Homepage der Stadt zu lesen. Zudem finden auf der Freilichtbühne am See alljährlich Konzerte statt. Vor allem Blasmusikvereine aus der Region treten dann auf.
- Nachrichtenagentur dpa
- main-echo.de: "Trauer im Schöntal: OB Herzing legt um 10 Uhr einen Kranz nieder, stilles Gedenken, Spendentopf"
- main-echo.de: "'Gefährlicher Ort': Warum der Aschaffenburger Park Schöntal im Fokus steht" (kostenpflichtig)
- juwiss.de: ""Gefahr oder Nichtgefahr, das ist hier (nicht) die Frage" – Gefährliche Orte im Polizeirecht"
- X-Posts von Polizei Unterfranken
- aschaffenburg.de: "Grünanlagen & Parks"