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Ted Bundy: Verbrechen und Doppelleben eines berüchtigten Serienmörders


Der Fall Ted Bundy
Er war der nette Typ von nebenan – bis sein Doppelleben aufflog


01.04.2025 - 19:23 UhrLesedauer: 7 Min.
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Ted Bundy: Sein Fall zählt bis heute zu den bekanntesten der Kriminalgeschichte. — (Quelle: Netflix Courtesy Everett Collection TCDCOWI ZX005) (Quelle: via www.imago-images.de)
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Mehr als 30 Opfer, ein Doppelleben voller Lügen und Manipulation: Die Verbrechen eines Serienmörders werfen bis heute Fragen auf.

In den 1970er-Jahren verschwand eine Reihe junger Frauen in verschiedenen US-Bundesstaaten. Während die Polizei versuchte, die Fälle aufzuklären und nur langsam erkannte, dass es sich um Serienmorde handelte, lockte der Mann weitere Frauen in seine tödliche Falle. Ted Bundy ging als einer der bekanntesten Serienmörder in die Geschichte der USA ein. Mindestens 30 Frauen tötete er zwischen 1973 und 1978, bis er final gefasst wurde. Die Zahl der Opfer ist bis heute nicht abschließend geklärt.

Der spätere Gerichtsprozess wurde zum Medienspektakel und der Gerichtssaal zu seiner Bühne. 1989 wurde Ted Bundy auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet. Bis heute stellt sich die Frage, wer der Mensch war, der zu so einer erschreckenden Serientat fähig war.

"Ich war eigentlich eine normale Person"

Ted Bundy wurde am 24. November 1946 in Burlington, Vermont, geboren. Berichten zufolge soll er in normalen Verhältnissen aufgewachsen sein, die bei näherem Hinschauen jedoch Risse aufweisen. So hielt er seine Großeltern für seine Eltern und seine leibliche Mutter für seine Schwester. Dadurch versuchte die Familie wohl zu vertuschen, dass Bundy ein uneheliches Kind war. Diese Täuschung prägte seine Kindheit und könnte zu Identitätskonflikten geführt haben, nachdem er mit 14 Jahren die Wahrheit erfahren hatte. Psychologen vermuten hier einen Wendepunkt in seiner Biografie, der möglicherweise im Zusammenhang mit seinen späteren Taten stehen könnte.

Eine frühere Nachbarin erinnerte sich, dass ihr Nachbarsjunge Ted meist "kein Teil der Gruppe" war. Bei Wettrennen und anderen Aktionen konnte er nicht mithalten, hatte dafür aber Spaß daran, andere Kinder zu erschrecken oder Tierfallen zu bauen. In jungen Jahren zeigte er bereits früh Auffälligkeiten. Eine Verwandte berichtete, dass sie morgens einmal umgeben von Küchenmessern aufwachte, die er um sie herum drapiert hatte.

Ted Bundy selbst beschrieb seine Kindheit und Jugend in späteren Interviews und Verhören anders. Er sei immer gut integriert gewesen: "Es gibt bei mir nichts, was darauf hingedeutet hätte, dass ich fähig war zu morden". Trotz vereinzelter Berichte über Auffälligkeiten schützte ihn später vor allem seine unauffällige Fassade, hinter der kaum jemand einen Mörder erwartete.

Der Wolf im Schafspelz

Während es Ted Bundy leichtfiel, das Vertrauen seiner Opfer zu gewinnen, fiel es den Menschen gerade deshalb schwer, ihn zu verdächtigen. Seine Fassade war das Leben als Student, Ersatzvater und netter Kerl "von nebenan". Er schaffte es, die Menschen in seinem Umfeld teils jahrelang zu täuschen.

Bundys Lebensgefährtin ab etwa 1969, Elizabeth Kendall, war eine davon. Sie sagte später in einem Interview: "Ich hasse es, das zu sagen, weil er dadurch wie ein normaler Mensch wirkt, aber ich glaube, er hat uns geliebt." Jahrelang hatten sie und ihre Tochter nichts von seinem Doppelleben geahnt.

Erstmals Verdacht schöpfte sie 1974. Die Polizei suchte zu der Zeit mit konkreten Angaben nach einem Serienmörder und es gab viele Übereinstimmungen: Die Täterbeschreibung passte ebenso wie das Fahrzeug des gesuchten Täters, ein VW-Käfer. Zudem bemerkte sie Veränderungen in Bundys Verhalten: Er blieb plötzlich nächtelang weg, wurde launisch, distanziert und kalt. Obwohl Kendall Schuldgefühle gegenüber ihrem Freund plagten, gab sie der Polizei einen Hinweis. Für die Ermittler rückte Bundy dennoch nicht in den Fokus. Es gab zu diesem Zeitpunkt andere Verdächtige und nicht genügend Indizien gegen ihn.

Erst 1975 führte eine Verkehrskontrolle zu großem Druck. Bundy verhielt sich auffällig und wurde angehalten. Aufgrund verdächtiger Gegenstände, die in Zusammenhang mit einer Entführung standen, wurde er zum ersten Mal verhaftet. Doch die nächsten Jahre liefen nicht reibungslos für die Behörden, und auch hier spielte Ted Bundys Auftreten eine Rolle: "Er schien, wenn man so will, einer von uns zu sein", erzählte sein damaliger Anwalt Bruce Lubeck in einem Interview über seine erste Begegnung mit Ted Bundy im Jahr 1975.

Teils unzureichende Beweise, Manipulation, Fluchten und weitere Morde führten in den nächsten Jahren zu einem Katz-und-Maus-Spiel zwischen Bundy und den Behörden. Seine Mordserie sollte erst 1978 enden, bis dahin ging er bei seinen Taten immer nach demselben Muster vor.

Bundys tödlicher Modus Operandi

In den Verhören durch den Ermittler Robert Keppel erläuterte er 1984 – zu der Zeit saß er bereits einige Jahre in Haft – das Vorgehen bei seinen Taten. Dabei beschrieb er alles so detailreich, dass es schien, als würde er die Erinnerungen genießen. Bundy erzählte beispielsweise von "warmen, schönen Sommernächten" oder Tagen mit "wolkenlosem Himmel", an denen er seine Opfer aussuchte.

Die Entführungen liefen immer in etwa gleich ab. Er "verkleidete" sich als hilfsbedürftiger Mann und nutzte dafür zum Beispiel Krücken. Mal wackelte zusätzlich ein Stapel Bücher in der Hand, manchmal täuschte er als Lockmittel eine Autopanne vor. Dazu ein Gips am Arm und ein charmantes Lächeln auf den Lippen.

Sobald sein ausgewähltes Opfer ihm helfen wollte und nah genug war, schlug er sie nieder, um sie in seinen VW-Käfer zu verfrachten und zu fesseln. Anschließend betäubte, vergewaltigte und tötete er sie. Viele der jungen Frauen ähnelten sich: es handelte sich meist um Studentinnen, mit langen, dunklen Haaren und Mittelscheiteln.

Die Ermittlungen laufen ins Leere

Ab 1974, in dem Jahr, in dem auch Elizabeth Kendall ihren Verdacht an die Polizei trug, verschwanden immer wieder junge Frauen spurlos. Ihre Leichen wurden später an abgelegenen Orten gefunden – oft in so stark verwestem Zustand, dass eine genaue Untersuchung kaum möglich war. Zuerst verschwand die Studentin Linda Healy über Nacht aus ihrem Wohnheim in Washington. Blutspuren auf ihrem Bett ließen ein Verbrechen vermuten. Die wenigen Hinweise brachten keine Aufklärung, und die Behörden standen vor einem Rätsel.

Ein halbes Jahr später, im Juni 1974, verschwand Georgann Hawkins – erneut in derselben Gegend. Es machte sich Unsicherheit breit. Plötzlich ging es auch in Utah los – nachdem Bundy für sein Studium dorthin gezogen war. Die Verbindung zwischen den Verbrechen um Seattle und den neuen Fällen in Utah wurde jedoch erst später von den Behörden erkannt.

Die Polizei stand vor einer Reihe von Hinweisen und kämpfte damit, Muster zu erkennen. Bundy hingegen nutzte seine Intelligenz und seine manipulative Art, um den Verdacht von sich abzulenken und seine Verbrechen in verschiedenen Bundesstaaten fortzusetzen. Problematisch war wohl auch die lückenhafte Kommunikation zwischen den verschiedenen Polizeibehörden, wodurch mögliche Zusammenhänge zwischen unterschiedlichen Vermisstenfällen erst später als Muster einer Serie erkannt wurden.

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Wieder einige Monate später, im November 1974, kam es zu einem ersten Durchbruch bei den Ermittlungen. Eines seiner Opfer hatte den Angriff überlebt. Carol DaRonch konnte fliehen und der Polizei eine ausführliche Täterbeschreibung liefern. Das sollte ein erster Meilenstein in den Ermittlungen gegen Bundy werden.

In Verbindung mit anderen Hinweisen konkretisierte sich der Verdacht gegen Bundy und führte zu seiner Festnahme.

Festnahmen, Flucht und Eskalation

Im August 1975 wurde Bundy nachts in seinem Käfer angehalten. Er fuhr ohne Licht und auffällig langsam. Die sichergestellten Gegenstände sprachen ebenfalls gegen ihn: darunter eine Skimaske, Seile, Handschellen. In Verbindung mit der Aussage von Carol DaRoch, die ihm vorher entfliehen konnte, erhöhte das den Druck auf Bundy und er wurde verhaftet. Nach einigen Tagen kam er wieder auf Kaution frei, die Ermittlungen wegen versuchter Entführung liefen jedoch weiter – aber nicht reibungslos.

Die Indizien verdichteten sich nur langsam, und auch hier spielte Ted Bundys Auftreten eine Rolle. Sein damaliger Anwalt Bruce Lubeck erinnerte sich in einem Interview an Bundys Auftreten: "Er schien, wenn man so will, einer von uns zu sein".

Noch 1975 kam es zur Anklage wegen versuchter Entführung, gefolgt vom Prozessbeginn 1976. Ab jetzt saß Bundy wieder in Haft. Im Juni desselben Jahres wurde er wegen versuchter Entführung zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt. Die Ermittlungen gegen ihn liefen weiter – jetzt auch wegen Mordverdachts in mehreren Fällen. Das führte dazu, dass er im Juni 1977 für weitere Anhörungen nach Colorado überführt wurde. Hier unternahm er seine erste Flucht, die sechs Tage dauern sollte.

Später sagte er in einem Interview: "Sie wussten einfach nicht, wo ich war. Ich fühlte mich großartig." Durch eine umfassende Suche mit großer Beteiligung konnte er gefasst werden. Im Dezember gelang ihm seine zweite Flucht, diesmal durch ein Loch in der Decke seiner Zelle. Er entwendete unbemerkt Beamtenkleidung und verließ das Gebäude schlicht durch die Vordertür.

Bundy tauchte mit falscher Identität in Florida unter. In der Nacht des 15. Januar 1978 beging er eine seiner berüchtigtsten Taten: Die Chi-Omega-Morde, bei der er zwei Frauen brutal tötete. In derselben Nacht attackierte er außerdem eine Frau in ihrer Wohnung. Einige Wochen später verschwand die 12-jährige Kim Leach, für deren Mord er später auch angeklagt wurde. Nach diesmal 45 Tagen Flucht konnte er in Florida verhaftet werden. Es dauerte einige Tage, bis er den Behörden dort seine wahre Identität preisgab. Das sollte seine letzte Inhaftierung sein.

Der Prozess

Der Serientäter Ted Bundy war endlich gefasst. Der Prozess begann im Sommer 1979 in Miami als Medienspektakel. Millionen Zuschauer konnten live im Fernsehen verfolgen, wie er versuchte, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Bundy führte seine eigene Verteidigung, grinste in Kameras und nahm selbst Zeugen ins Kreuzverhör. Seine damalige Strafverteidigerin Margarete Good äußerte in einem Interview die Auffassung, dass er es genoss, die Details von Tatorten immer wieder abzufragen. Im Juli 1979 wurde Ted Bundy zum Tode verurteilt. Er verbrachte fast ein Jahrzehnt im Todestrakt und wollte seine Hinrichtung hinauszögern. In dieser Zeit gestand er 30 Morde, doch Experten vermuten, dass die tatsächliche Zahl deutlich höher ist und bis in die Hunderte geht. Im Januar 1989 wurde Ted Bundy schließlich auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet.

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